„Es kommen Fahrzeuge rein ohne Ende“, sagt Kötzner auf Nachfrage der Main-Post. 100 Autos älter als Baujahr 1999 hat er mit seinem Vater in Fuchsstadt seit Januar bereits angenommen. Soviel wie sonst in drei Jahren. Obwohl er auf seinem Platz 600 Autos lagern könnte, gerät der Familienbetrieb vom Arbeitsaufwand her an seine Kapazitätsgrenze.
Zwei bis drei Stunden braucht das Duo im Schnitt, bis noch brauchbare teile ausgebaut und die wichtigsten Materialien getrennt sind. Im Gegenzug kommt kaum Geld beim Verkauf von Altteilen rein. „Da ist es im Moment eher ruhig“, bedauert Kötzner. Teilehändler aus Osteuropa verirren sich kaum mehr ins Saaletal. Sie profitieren grenznah von der Verschrottungspolitik. Unklar ist Kötzner im Augenblick, welche Teile er einlagern soll, weil man ja nicht weiß, welche Autos die Abwrack-Orgie überleben.
Der jüngste Wagen auf dem Abwrackplatz von Werner Jordan in Westheim ist ein Golf mit 80 000 Kilometern. „Eigentlich schwer zu begreifen“, sagt Jordan. Eine kleiner Schaden an der hinteren Stoßstange, die staatliche Abwrackprämie und ein satter Neuwagenrabatt haben es dem Eigentümer leicht gemacht, sich von dem Wagen zu trennen. Die Opfer dieser Verführung ahnt Jordan heute schon. Alle, die in den kommenden Jahren ein billiges Anfängerauto suchen.
80 Autos hat er seit Januar angenommen, sonst sind es vielleicht zwei in der Woche. Bei relativ guten Altwagen können Ablieferer noch mit einer kleinen Vergütung rechnen, sagt Jordan. Weil der Metallschrottpreis von 160 Euro pro Tonne auf unter 30 Euro gesunken sei, werde die Situation nicht einfacher.
Jeder zweite Anruf bei der Firma Autoteile-Schlereth in Hammelburg gilt der Abwrackprämie. 300 alte Autos hat die Firma seit Januar angenommen. „Wenn die Abwrackprämie verlängert wird, höre ich mit der Verwertung erst mal auf“, droht Michael Schlereth. Vier Leute hätten jetzt bei einem auf zehn Euro je Tonne gesunkenen Schrottpreis Autos demontiert. „Da lege ich drauf“, sagt Schlereth. Zumal nun jene Autos von der Straße geholt werden, für die die ausgebauten Teile später passen würden.
„Mit dem Umweltgedanken hat Abwrackprämie nichts zu tun“, bemängelt Schlereth. In seinem Altwagen-Park steht ein VW Lupo mit der aktuellen Euro 4-Abgasnorm und ein Seat Toledo, 17 Jahre alt, mit 22 000 Kilometern. „Der wäre noch ein paar Jahre gelaufen“, weiß Schlereth.
Und überhaupt: Die meisten Autos hole er bei Re-Importhändlern und nicht bei Vertragshändlern deutscher Hersteller, die wegen der Lieferfristen keine Autos parat hätten. Echte Wirtschaftshilfe wäre es gewesen, als Abwrackprämie zehn Prozent des Neuwagenpreises bis zu einer Höhe von 3000 Euro zu gewähren. Dann hätten neben den vielen oft ausländischen Kleinwagenherstellern verstärkt besser ausgestattete deutsche Produkte profitiert.