(eha) Seit 20 Jahren ist der Rathausneubau in Bad Bocklet ein Thema. Immer wieder wurde die Sache aus finanziellen Gründen zurückgestellt. Jetzt scheint es Dank dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung ganz schnell zu gehen. Die Gemeinde erhofft sich daraus Zuschüsse und bereitet nun die Planung vor. Der Gemeinderat steht einstimmig dahinter.
Die ersten Weichen sind bereits gestellt. Es wurden Rücklagen für den Rathausbau in den Haushalt eingestellt. Nach vorsichtigen Berechnungen von Kämmerer Lothar Hein könnten der Gemeinde in den nächsten drei Jahren 1,6 Millionen Euro an Eigenmitteln zur Verfügung stehen. Zum Eigenkapital kommen die erhofften Mittel aus dem Konjunkturpaket hinzu. Trotz der 1,6 Millionen fürs Rathaus könnte die Verschuldung der Gemeinde 2011 sogar erstmals seit langem unter den Landesdurchschnitt fallen, erläuterte Thomas Beck von der Verwaltung in der Gemeinderatssitzung im Feuerwehrhaus in Roth. Der Neubau darf laut Bürgermeister Wolfgang Back bei rund 5000 Einwohnern nicht mehr als 2,5 Millionen kosten.
Für Planung und Umsetzung ist ein enger Zeitplan gesteckt: Ausschreibungen Ende 2009, Baubeginn Frühjahr 2010, Fertigstellung 2011. Sollte die Maßnahme wider Erwarten nicht in den Förderkatalog der Bundesregierung aufgenommen werden, kann sich der Markt etwas länger Zeit lassen, hieß es. Zu lange aber auch wieder nicht. Denn das alte Rathaus aus dem Jahr 1957 ist für Beschäftige und Besucher eine Zumutung.
Das Platzangebot ist unzureichend, die Isolierung miserabel, Schimmel sitzt an der Decke und die Heizung ist veraltet. Die sanitären Anlagen haben teilweise den Stand von vor 50 Jahren. Der Parkplatz vorm Haus ist nicht befestigt, was heißt, je nach Witterung gelangen die Besucher nur durch Schlamm oder Staub in die Verwaltung. Rund 20 Jahre wurde kein Geld mehr in das Gebäude gesteckt. „Jeder wohnt daheim wesentlich besser als wir da drin“, brachte es Back auf den Punkt. Im Jahr 1988/89 wurde bereits ein Architektenwettbewerb für den Neubau eines Rathauses ausgeschrieben. Damals waren 100 000 DM Preisgelder vergeben worden. Die Pläne sind heute veraltet. Vorgesehen ist laut Bürgermeister Back ein vernünftiger Zweckbau, nichts Überzogenes. „Ins alte Rathaus wird jedenfalls keine Kröte mehr reingesteckt“, so der Rathauschef.
Im Neubaugebiet Kleinfeldlein ist bereits eine Fläche von 2600 Quadratmetern bei der Evangelischen Kirche als Standort fürs neue Rathaus vorgesehen. Für die Weiterentwicklung der Gemeinde mache es Sinn ins Neubaugebiet zu gehen, sagte Back.
Während Wolfgang Schulze die Notwendigkeit eines Neubaus unterstrich, warnte Andreas Hahn vor überstürztem Handeln. Jetzt eine Entscheidung wegen fünf oder zehn Prozent Zuschuss zu fällen, hielt er für falsch. Die Baupreise würden in Folge des Konjunkturprogramms anziehen. Der Zuschuss verpuffe. Nach 2011 werden die Preise wieder fallen, spekulierte Hahn, der Bauingenieur ist.
Joachim Zehnter betonte die Notwendigkeit eines Neubaus und riet, den Architekten ein Fixum vorzugeben. Michael Trümbach fand es sehr erfreulich, dass alle Gemeinderäte für den Neubau sind.
Andreas Hahn, Volker Stahl und Paul Schmitt plädierten wegen dem Programm Ortskernrevitalisierung für einen Neubau auf dem jetzigen Standort. Dann könnte der vorgesehene Bauplatz im Neubaugebiet verkauft werden. Das bringe rund 200 000 Euro, während man das alte Rathaus mit Grundstück fast verschenken müsse, sagte Hahn. Thomas Beck schlug vor, beide Standorte prüfen zu lassen.