Die Sendung habe er schon immer gemocht, wie auch ihren Moderator Günther Jauch, doch seine Bewerbung sei „reiner Zufall“ gewesen, so Geuthner. Er war im RTL-Videotext auf der Suche nach Sportinformationen, als ihm plötzlich die Kandidatenhotline der Show ins Auge stach. „Hätte ich keinen Urlaub gehabt und gewusst, dass ein Anruf einen Euro kostet, ich hätte nie angerufen“, schmunzelt der Hammelburger.
So aber wählte er die Nummer- und das Glück war ihm hold. Schon am nächsten Tag erhielt er einen Anruf der Produktionsfirma Endemol, die ihm mitteilte, dass er über das Zufallsprinzip in die Kandidatenauswahl gelangt war. „Andere mussten dafür über 200-mal anrufen“, erzählt der 48-Jährige.
Lockere Atmosphäre
Zwei Tage später ebnete ihm die korrekte Beantwortung einiger Fragen zur Allgemeinbildung (zum Beispiel: „Durch welches Land fließt die Donau, nachdem sie Deutschland verlässt?“) endgültig den Weg in die Sendung. Erst dann werde der komplette Lebenslauf der potenziellen Millionäre abgefragt. „Das war aber ganz locker“, erzählt Geuthner.
Kaum zwei Wochen nach der Bewerbung saß Geuthner in Köln-Hürth im Studio mit den anderen Auswahl-Kandidaten. Alle seien „voll gut drauf“ gewesen. Obwohl seine Bekannte Katharina Herterich auf der Stadtrundfahrt, die für die Begleitpersonen währenddessen organisiert worden war, eine Kerze im Dom für ihn anzündete, hatte Geuthner bei der einzigen Auswahlfrage während der Sendung kein Glück. Da half auch der norwegische Troll nicht, der als Talisman mit auf die Reise ging.
Die Kandidaten hatten bei der Auswahlfrage den Figuren Zorro, Wilhelm Tell, Robin Hood und Poseidon ihre Waffen zuordnen müssen. Eigentlich kein Problem für Harald Geuthner. „Ich hatte alles richtig eingegeben.“ Ein kurzer Blick nach oben, bevor er den Knopf drückte, kostete ihm dann die entscheidenden Sekunden. Ein anderer Kandidat war schneller. Ärgerlich vor allem deshalb, weil er im Probelauf mit 2,8 Sekunden der Schnellste gewesen war.
„Ich habe mich dann schon etwas geärgert“, gibt Harald Geuthner zu. Zumal er dann bei der eigentlichen Sendung alle Antworten bis zur 16 000 -Euro-Frage gewusst hätte. Dennoch habe das Unternehmen, dessen Kosten samt Übernachtung komplett übernommen wurden, sehr viel Spaß gemacht. Nervös sei er zu keinem Zeitpunkt gewesen. Und auch eine Vorbereitung hielt er für überflüssig. „Ich lese viel und kein Kreuzworträtsel ist vor mir sicher, da erfährt man unheimlich viel“, weiß der Hammelburger.
Was ihn an dem Ausflug faszinierte, war neben der entspannten Atmosphäre vor allem der ungewohnte Blick hinter die Kulissen: das in Wirklichkeit sehr kleine Studio, das mit Hilfe von Stellwänden optisch vergrößert werde, und das viele Schneiden während der drei Sendungen, die am Tag aufgezeichnet würden. „Im Fernsehen dauert das Ganze nur eine Stunde, in Wirklichkeit sind es etwa eineinhalb“, verrät der 48-Jährige.
In besonderer Erinnerung ist dem einstigen Wirt vom Viehmarkt neben dem Fernseherlebnis auch eine Kneipe in der Kölner Altstadt geblieben. Eingerichtet im Stil der Zwanziger und Dreißiger Jahre, mit Grammophon und alten Fotos an den Wänden. Eine Musikbox mit zwei lebensgroßen Puppen der Kölner Originale Tünnes und Scheel spielt hier Songs nach Wahl aus allen Musikrichtungen nur mit Akkordeon und Tuba. Einen tiefen Eindruck hinterließ auch der Besuch des Kölner Doms bei dem Franken.
Viele schöne Erinnerungen
Zurück in der Saalestadt wurde Harald Geuthner auf seine Fernsehpremiere schon vielfach angesprochen. Er selbst hat sich die Sendung bislang nicht angesehen. Doch mit dem Kopf voller guter Erinnerungen, kann sich die derzeitige Bürokraft in einem Medienvertrieb durchaus vorstellen, sich noch einmal als Kandidat zu bewerben. Dann vielleicht mit etwas mehr Glück.