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BAD KISSINGEN: Bryan Adams und Kissinger Sommer: Zwei Welten stoßen zusammen

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Bryan Adams und Kissinger Sommer: Zwei Welten stoßen zusammen

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    Konkurrenz der Konzerte: Stören sich Bryan Adams und der Kissinger Sommer gegenseitig? Grafik: Klaus Heim
    Konkurrenz der Konzerte: Stören sich Bryan Adams und der Kissinger Sommer gegenseitig? Grafik: Klaus Heim

    Der 22. Juni könnte ein heißer Tag werden: Im Regentenbau tobt der Kissinger Sommer, im Kurpark tobt Bryan Adams und oberhalb von Reiterswiesen tobt die Offroad-Messe. Und dann endet auch noch die Zelttheaterwoche. Da ist die Stadt zum Platzen voll. Aber da muss man durch, denn es kann ihr eigentlich nichts Besseres passieren, weil ganz verschiedene Gruppen aufeinandertreffen und die Angebote nutzen können. Gut, das Vorurteil vom Offroader als Konzertbesucher sieht ihn eher auf der freien grünen Wiese als im förmlicheren Konzertsaal. Und in der Tat haben sich die Messeverantwortlichen von Pro-log schon seit längerem ein Open-Air-Konzert während der viertägigen Veranstaltung gewünscht.

    Natürlich, so Kurdirektor Frank Oette, hätten sie es lieber auf dem Messegelände als unten im Kurpark gesehen. Aber dort macht es durchaus Sinn. Denn die Mehrzahl der 8000 Leute, die bisher Karten gekauft haben, würden nicht gerne mit dem Bus auf den Berg hinauf fahren, sondern bleiben lieber im Tal. Was nicht verwunderlich ist, denn gerade Bryan Adams hat ein enorm breit gefächertes Zielpublikum: Die Älteren sind mit dem heute 55-jährigen Kanadier gemeinsam in die Jahre gekommen, die Jüngeren haben ihn nach und nach für sich entdeckt. Es passt ja auch deshalb gut, weil das Ordnungsamt zur Besucherlenkung auf das noch eingerichtete Parkleitsystem der Offroad-Messe zurückgreifen kann.

    Die ganze Sache hat nur einen Haken: Luzerner Sinfonieorchester drinnen im Großen Saal, Bryan Adams draußen im Luitpoldpark – da prallen akustische Welten aufeinander. Dass die Luzerner zu laut spielen werden, ist nicht zu erwarten. Aber Bryan Adams. . . Wer noch in Erinnerung hat, wie die Open-Air-Veranstaltungen von Antenne Bayern die Stadt beschallten, kann sich vorstellen, wie das Ganze im Großen Saal klingen wird. 100 Dezibel werden im Freien ausnahmsweise erlaubt. Aber es ist nicht anders als auf der Straße: Wo 60 erlaubt ist, wird mindestens 70 gefahren.

    „Wir haben das Problem auf dem Schirm“, sagen Kissinger-Sommer-Organisationschef Thomas Lutz und Frank Oette, die alles tun wollen, dass das Flaggschiff Kissinger Sommer nicht beschädigt wird. Auf der einen Seite sehen sie die Geräuschkollision, auf der anderen Seite „müssen wir alles tun, um beide Veranstaltungen unter einen Hut zu bringen.“

    Großes Werbepotenzial

    Denn sie sehen das enorme Werbepotenzial der Stadt bei diesem „Mega-Wochenende“, wie Lutz es nennt, vor allem bei jüngeren Leuten, zumal eine Woche später auch noch David Garrett kommt. Oette: „Die Frage kann nicht sein, ob wir das hinkriegen, sondern nur wie.“

    Einen Lösungsansatz sehen die beiden Organisatoren in der Entscheidung, die Bühne für Bryan Adams möglichst weit entfernt vom Regentenbau am Saale-Mäander aufzubauen, und zwar so, dass sie akustisch nach Süden in Richtung Golfplatz abstrahlt. Aber Oette ist sich nicht sicher, ob das reicht. Was ihnen entgegen kommt, ist der Umstand, dass das Konzert im Großen Saal wie jeden Sonntag bereits um 19 Uhr beginnt.

    Und damit sind wir bei der Mathematik. Konzertbeginn mit Bryan Adams ist für 20 Uhr auf den Plakaten angekündigt. Da kommt aber erst eine dreiköpfige Londoner Vorgruppe, die sich vermutlich so an die kurze akustische Leine legen lässt, dass sie im Großen Saal nicht stört. „Wenn Bryan Adams dann um 21 Uhr seinen Auftritt hat, sollten die Luzerner fertig sein“, so Oette.

    Das haut allerdings nicht so ganz hin, wenn man sich das Programm anschaut. Wenn man die reine Musizierzeit zusammenrechnet, hat Oette recht: Eine Arie aus dem „Freischütz“ mit zehn Minuten, Mendelssohns Konzert für Violine, Klavier und Orchester mit 36 Minuten, Schumanns Konzertstück für Klavier und Orchester mit 14 Minuten und dessen 4. Sinfonie mit 32 Minuten ergeben 92 Minuten. Dann wäre das Konzert um 20.32 Uhr beendet. Allerdings hat GMD James Gaffigan im vergangenen Kissinger Sommer eher bedächtig dirigiert.

    Aber ein Konzert besteht halt nicht nur aus Musik, sondern auch aus Beifall, aus Auftritten und Abgängen, aus Zugaben, aus dem Überreichen von Bocksbeuteln und Blumensträußen. Außerdem gibt es größere Pausen vor Mendelssohns Konzert und nach Schumanns Konzertstück, weil da der Flügel in die Podiumsmitte und wieder auf die Seite geräumt wird. Dabei zieht sich in der Regel das halbe Orchester aus logistischen Gründen in die Garderobe zurück. Und das kostet Zeit.

    Damit wären wir, auf Kante gerechnet, bei 21 Uhr. Aber es fehlt ja noch die Pause. Die ist unter 30 Minuten nicht zu haben: Bis sich alle aus den Stuhlreihen hinaus ins Foyer gedrängt, sich angestellt und etwas getrunken haben, und sich wieder auf ihren Platz zurückbegeben haben, ist eine halbe Stunde vergangen. Eine Beschleunigung ist nicht so ohne weiteres möglich.

    Eine Lösung wäre nur, ganz auf die Pause zu verzichten. Eineinhalbstündige Theateraufführungen ohne Unterbrechung halten die Menschen ja auch aus. Aber das wäre zu Lasten der gastronomischen Umwegrentabilität, und für viele festlich gestimmte Menschen gehört der Pausensekt einfach dazu.

    Das bedeutet letztlich: Vor 21.30 Uhr könnte Bryan Adams nicht in die Saiten greifen – ein bisschen spät für die Älteren im Publikum. Den Schlussapplaus im Großen Saal würde er mit seinen Rhythmen allerdings befeuern.

    Kollisionen inbegriffen

    Thomas Lutz sieht das eher mit der Gelassenheit des erfahrenen Kissinger Veranstalters: „Solche Kollisionen hatten wir schon mit Grigory Sokolov und der Antenne-Bayern-Party. Das war früher, vor der Sanierung des Regentenbaus, ein Problem, als die Lüftung noch nicht funktionierte und die Fenster geöffnet werden mussten.

    Aber seit sie geschlossen bleiben können, gab's eigentlich keine Probleme mehr.“ Lutz geht davon aus, dass Bryan Adams erst nach 21.15 Uhr beginnt. Aber er will vorher auch noch einen kurzen Soundcheck machen.

    Was ihm eher ein Problem ist, ist der Verkehr, das Aufeinandertreffen der anreisenden Adams-Fans und der abreisenden Offroader. Aber er ist auf der Suche nach zusätzlichen Parkflächen bereits im Umfeld der Nordbrücke fündig geworden. „Wir müssen den Verkehr entsprechend leiten und Shuttlebusse einsetzen.“

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