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BAD KISSINGEN: Das Bewusstsein erforschen

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Das Bewusstsein erforschen

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    Hinderk M. Emrich (70), Professor für Neurologie und Psychiatrie, sprach beim Heiligenfeld-Kongress über die Dimensionen des Bewusstseins.
    Hinderk M. Emrich (70), Professor für Neurologie und Psychiatrie, sprach beim Heiligenfeld-Kongress über die Dimensionen des Bewusstseins. Foto: Foto: Sigismund von Dobschütz

    Bewusstheit zu wecken, zu fördern und zu kultivieren, sei eine Kernaufgabe dieses Jahrhunderts. Mit dieser Aussage eröffnete Psychotherapeut und Klinikchef Joachim Galuska (58) am Donnerstag im Regentenbau seinen elften Heiligenfeld-Kongress. Etwa 60 Fachleute aus Praxis, Wissenschaft und Forschung geben in 20 Vorträgen, acht wissenschaftlichen Symposien, drei Foren und 30 Workshops noch bis Sonntag Impulse und Beispiele zu den Themen Bewusstseinsforschung, Bewusstseinskultur und Bewusstseinsentwicklung. Mit 1100 Teilnehmern ist der diesjährige Kongress der bestbesuchte seit der Premiere im Jahr 2003.

    Das Kongressthema „Bewusstsein“ stelle heuer mit seinem vielschichtigen Programm die fundamentale Qualität des Menschseins in den Vordergrund, sagte Galuska. Mit Ehefrau Dorothea habe er bereits 2009 die Stiftung „Bewusstseinswissenschaften“ gegründet. Stiftungsaufgabe sei allerdings nicht die Grundlagenforschung, sondern die Bewusstseinsentwicklung sowie die praktische Anwendung und Umsetzung der gewonnenen Ergebnisse.

    Ein von ihm aufgestelltes Modell des menschlichen Bewusstseins, so erläuterte Galuska seinen Zuhörern im Littmann-Saal, habe die vier Kompetenzfelder Bewusstheit, Bewusstseins-Technologie, Bewusstseins-Gestaltung und Bewusstseins-Kunst. Die Bewusstheit sei die ursprüngliche Fähigkeit, das eigene Bewusstsein zu lenken und zu gestalten. Mit der Bewusstseins-Technologie sei des Menschen Fähigkeit gemeint, sein Bewusstsein zu steuern. Unter Bewusstseins-Gestaltung verstehe er einerseits die Selbstführung, aber auch die Beziehungsfähigkeit und die Fähigkeit zur Steuerung komplexer Situationen. Die Bewusstseins-Kunst sei schließlich die Gestaltung von Lebenserfahrung und -abläufen nach ästhetischen und kreativen Gesichtspunkten im Sinne der Lebenskunst.

    Über Bewusstseinsdimensionen aus philosophischer Sicht sprach anschließend der Philosoph und Psychoanalytiker Hinderk M. Emrich (70) aus Hannover. Nach Auffassung von René Descartes (1596 – 1650) und Jean Jaques Rousseau (1712 – 1778) gebe es „in der Rationalität des Verstandes einen privilegierten Zugang zum eigenen Bewusstsein“. Diese These gelte noch heute.

    Es gebe viele Arten des menschlichen Bewusstseins, fuhr Emrich fort, der als vielseitiger Wissenschaftler wie Galuska seit Jahren um eine interdisziplinäre Verbindung geisteswissenschaftlicher und neurobiologischer Erkenntnisse bemüht ist. Diese verschiedenen Bewusstseinsarten würden in komplexer Weise in Wechselwirkung zueinander stehen, einander potenzieren oder abschwächen, korrigieren oder widerlegen, wie man es bei Sinnestäuschungen erfahre. Es stelle sich also die Frage, welche Zugangsarten für diese verschiedenen Bewusstseinsformen der einzelne Mensch in sich trage oder welche er entwickeln könne.

    Mit der begrenzten Fähigkeit des Menschen, wirklich alles um sich herum begreifen und sich tatsächlich bewusst machen zu können, befasst sich am Sonntag der Atomphysiker Hans-Peter Dürr in seinem Vortrag „Wir erleben mehr, als wir begreifen“.

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