Eine Ausstellung in der Stadtbücherei präsentiert bis zum 29. Oktober Hammelburgs berühmtestes rotes Sofa und dazu alle 38 Fotografien, die bei dem außergewöhnlichen Kunstprojekt von Schülern des Frobenius-Gymnasiums und der Stadtbibliothek im Sommer 2010 entstanden sind. Dazu gibt es am Bildschirm Live-Bilder der geführten Interviews.
Als Kunsterzieherin Christa Schmitt ihren Schülern im Kunstunterricht der Oberstufe das Lebenswerk des Fotokünstlers Horst Wackerbarth und seiner roten Couch vorstellte, entstand in der Klasse spontan die Idee, so etwas doch einmal selbst auszuprobieren, schreibt Schmitt im Vorwort zu ihrem Buch „mit dem roten Sofa durch Hammelburg . . .“, das am Montag, 25. Oktober, im Eigenverlag erscheint.
Neuer Zugang zu Kunst
Ziel war es, einen neuen Zugang zu zeitgenössischer Kunst, Film und Fotografie auf der einen Seite und zu Heimat und Literatur auf der anderen Seite zu finden, so die Kunsterzieherin. Ursprünglich wollte sie die Aktion nur auf die Schule beschränken und den natürlichen Lebensraum der Schüler mit einer selbst gebastelten roten Couch erfahren und wahrnehmen. „Das Projekt entwickelte seine eigene Dynamik und auf einmal fotografierten und filmten wir ganz Hammelburg.“
Es ergaben sich viele interessante Ideen und Situationen zum Thema Heimat und Leseerfahrung in der Kindheit. „Das verbindende Element war immer das rote Sofa, auf dem die Fotografierten in ihrem typischen Umfeld Platz nahmen.“ So zum Beispiel Bürgermeister Ernst Stross und seine rechte Hand, Angelika Stahl, auf dem historischen Marktplatz vor dem Rathaus, Museumsleiterin Elfriede Böck im Stadtmuseum Herrenmühle oder der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Hans-Josef Fell, auf dem „Elektrosofa“. Man erfährt zum Beispiel, dass der ehemalige Schulleiter Roland Bettger als Kind gerne Heldensagen las, Sportlehrerin Christiane Seufert bevorzugte „Hanni und Nanni“. Auch Fotos mit Hammelburger Winzern im Weinberg, das rote Sofa im Schwimmbad oder beim Mountainbiken schmücken das 80 Seiten umfassende Hardcover-Buch.
Pause im Kunstsaal
Zwischen den verschiedenen Einsätzen stand die Couch im Kunstsaal und „immer wieder lümmelten sich Schüler aller Jahrgangsstufen darauf und lasen in den dort liegenden Kunstbüchern“, erzählt Schmitt. Irgendwann hätten die Schüler begonnen, das Sofa durchs Schulhaus zu tragen. Wenn eine Fotosession anstand, habe sie sich auf die Suche nach der verschollenen Couch gemacht und sie sogar in der ganzen Schule ausrufen lassen, erzählt die Künstlerin lachend.
Damit das Werk als Ganzes erhalten bleibt, hat sich Schmitt entschlossen, Fotos und Texte als Buch drucken zu lassen. „Das Projekt war sehr spannend und ich hoffe, dass die Schüler auch später kreativ und mutig genug sind, um ungewöhnliche Ideen zu entwickeln und diese dann auch umzusetzen“, heißt es in ihrem Vorwort weiter.
Das Buch ist für zehn Euro in der Stadtbücherei oder im Frobenius-Gymnasium erhältlich. Schmitt hofft, die Unkosten decken zu können, „der Erlös ist dann für Projekte am Gymnasium und in der Stadtbücherei bestimmt“.