Die Raiffeisenbank Hammelburg dünnt ihr Filialnetz aus. Drei von elf Filialen werden geschlossen. Betroffen sind Langendorf, Sulzthal und Aura. Die Geschäftsstellen in Oberthulba, Thulba, Wartmannsroth Untererthal und Fuchsstadt müssen mit einer Kürzung der Öffnungszeiten leben. In Hammelburg bleibt das Schalterangebot unverändert.
Die Filialschließungen greifen voraussichtlich im November oder Dezember. Mit knapp drei Kilometern nach Elfershausen beziehungsweise Euerdorf bewegen sich die Entfernungen für die Kunden der von Schließung betroffenen Filialen nach Ansicht des neunköpfigen Aufsichtsrates in einem vertretbaren Rahmen. Die Raiffeisenbank besitze weiter das engmaschigste Filialnetz im Raum Hammelburg, betont Bankvorstand Roland Knoll bei einem Pressegespräch.
„Es handelt sich um keinen Kahlschlag, sondern um ein Bekenntnis zur Region“, versichert er. So gebe es Überlegungen, zusammen mit Handel oder Gastronomie in den künftig zweigstellenlosen Orten Geldauszahlungsmöglichkeiten zu schaffen.
Kernsaniert und verschönert wird die Filiale in Euerdorf, die bei anderen Besorgungen sowieso auf dem Weg liege. Dort werde nehmen einem vorhandenen Geldautomat künftig auch ein Einzahlungsautomat aufgestellt, der Tag und Nacht verfügbar ist. Ebenso in Oberthulba.
Betriebsbedingte Kündigungen wird es nicht geben, versichert Vorstandskollege Jürgen Klubertanz. Freiwerdende Kräfte sollen zum Teil in der Telefonberatung für alle rund 20 000 Kunden der Bank unterkommen. Dienstleistungen sollen so schneller verfügbar sein. Zudem bietet die Bank jedem Kontoinhaber in den Orten ohne Filiale monatlich einen Hausbesuch an, um finanzielle Fragen zu erörtern. Investiert habe man in die Internetseite der Zentrale. Dort sind inzwischen rund 50 Dienstleistungen abrufbar,
Weitere Kürzungen seien vorerst nicht geplant. „Um Videoberatung werden wir aber nicht herum kommen“, lässt Knoll Durchblicken. In Italien sei sie schon gang und gäbe.
Niedrigzins, Bevölkerungsrückgang und verschärfte Regulationspflichten stellen auch die Raiffeisenbank Hammelburg vor Herausforderungen. Sie sieht sich damit bundesweit in guter Gesellschaft mit anderen Banken. Bankgeschäfte werden zunehmend Online getätigt. Die Bundesbank ermuntere wegen Überkapazitäten am Markt sogar regelmäßig zu Filialschließungen.
Dabei ist das Netz der Genossenschaftsbank-Filialen bundesweit seit 1995 bereits von 17 000 auf 12 359 geschrumpft, verwiesen Knoll und Klubertanz auf eine Statistik. Deutlich zurück gegangen ist auch die Zahl der Besucher. Verzeichnete man 2004 noch 76 Prozent der Kundenkontakte vor Ort, so waren es 2012 nur noch 30 Prozent. Prognosen gegen bis 2020 sogar von einer Reduzierung auf 21 Prozent aus.
Im Gegenzug steigen die Online-Bankgeschäfte. Waren es 2004 fünf bis sechs Prozent, so stieg die Zahl bis 2012 bereits auf 48 Prozent.
Das Internet verändert die Bankenwelt weiter. „Erst 500 Kundenkontakte führen zu einem Beratungsgespräch“, weiß Jürgen Klubertanz. Dieses Angebot soll verbessert werden.
Wenn auch die Schließung der Filialen ein unpopulärer, aber kaum vermeidbarer Schritt ist, so haben die Bankvorstände einen starken Trost: Trotz der Lage im strukturschwachen Raum verzeichne man Zuwächse bei Kunden und Geschäftsvolumen.