Das hätte sich Engelbert Heil 1907 wohl nicht träumen lassen: Aus seinem im Schweiße des Angesichts in Bad Kissingen aufgebauten kleinen Handwerksbetrieb wurde ein paar Jahrzehnte später schon eine in ganz Unterfranken angesehene Baufirma. Heute genießt das inzwischen in Eltingshausen angesiedelte Großunternehmen bayernweites Renommé. 105 Jahre Firmengeschichte werden am Freitag, 5. Oktober 2012, groß gefeiert. Sogar der bayerische Innenminister Joachim Herrmann hat sich zur Geburtstagsfeier angesagt.
Der Kontakt zu Herrmann kam über die „Bauindustrie Bayern“ zustande, sagt Peter Heil im Gespräch mit der Main-Post. Denn in deren Bezirksverband Unterfranken steht Heil seit drei Jahren an der Spitze und hat in dieser Funktion oft mit Politikern zu tun. Traditionsreiche Familienunternehmen sind bayerischen Spitzenpolitikern offenbar immer wieder eine Reise wert. Denn bereits zum 100. Geburtstag im Jahr 2007 kam der designierte Ministerpräsident Günther Beckstein vorbei.
Auf historischen Fotos der Baustelle von 1908 erkennt man schnell: Anno dazumal war noch Muskelkraft gefragt. Die Männer mussten zupacken, um die Mauern hochzuziehen. Pferdegespanne brachten das Material bei. Von Maschinen keine Spur. Das industrielle Zeitalter war noch nicht eingeläutet. Zu tun gab's zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den Bauherren Heil genug, denn in Bad Kissingen gelangte die Kur gerade zur Blüte. Man brauchte Hotels, Pensionen, repräsentative Privathäuser, in denen Fürsten und Adelige würdig logieren konnten, heißt es in den Annalen der Heil'schen Familie.
Der Erste Weltkrieg setzte, wie für viele andere Firmen, auch für den Kissinger Bauunternehmer, eine schmerzliche Zäsur im wirtschaftlichen Schaffen. Aber der Firmenchef ließ sich etwas einfallen: Zusätzlich zum Baugeschäft, machte er in der Hartmannstraße im Jahr 1925 eine Großgarage auf, in der die wohlhabende Kur-Klientel ihre Automobile abstellen konnte.
Zwischen den Kriegen
Als Engelbert Heil vier Jahre später starb, trat sein 20-jähriger Sohn Otto in seine Fußstapfen. Er baute in der Kurstadt eine Schule und übernahm Bauaufträge auf den Truppenübungsplätzen Wildflecken und Hammelburg, im Luftwaffentanklager Oerlenbach und an den Flugplätzen Schweinfurt und Giebelstadt. Während des Zweiten Weltkriegs hatte die Firma zahlreiche Aufträge und wurde im Zuge von Frontverpflichtungen immer größer. Die Bauarbeiter waren in ganz Europa tätig.
Als der Krieg zu Ende ging, war jedoch auch in der Firma Heil zunächst Schluss. Bis dann die Belegschaft aus dem Krieg zurückkehrte und man das Unternehmen wieder aufbaute. Aber erst nach der Währungsreform im Jahr 1948 zog der Bausektor wieder an. Anfang der 50-er Jahre kamen in der Firma Heil der Rohrleitungs- und Brückenbau dazu. Das Unternehmen baute für die US-Armee, den Bundesgrenzschutz und die Bundeswehr.
Als der Firmenchef 1981 starb, übernahm sein Sohn Peter Heil das Ruder. Auch er wollte das Familienunternehmen weiterentwickeln. Doch irgendwann war das Betriebsgelände im Herzen der Kurstadt zu klein. 1986 wurde der Bauhof nach Eltingshausen ausgelagert. Im Umfeld entstanden nach und nach eine Transport-Betonmischanlage, ein Betonfertigteile-Werk sowie Unterstellhallen. Später kam ein Verwaltungsgebäude dazu, das 2012 erweitert wurde. Das Unternehmen hatte sich inzwischen über die fränkischen Grenzen hinaus in Nordbayern einen Namen gemacht.
In diese Ära fiel auch der Bau der Deponie Wirmsthal, die als eine der modernsten in Bayern gilt. Zehn Jahre später bekam die Firma den Auftrag, die Altdeponie Arnshausen zu sanieren. Damals führte das Unternehmen auch die Teilerneuerung der Kissinger Ludwigsbrücke durch. Weitere renommierte Aufträge waren unter anderem die Sanierung des Staatstheaters Darmstadt (2004) und des Mainzer Innenministeriums, sowie die Generalüberholung von Europas größtem Freibad in Frankfurt/Rödelheim (2006).
Zweigstelle in Taucha
Doch zurück zur Chronologie: 1991 engagierte sich die Firma in den neuen Bundesländern und macht in Taucha einen Betrieb auf. Geschäftsführer Dieter Knoblich führte den Standort bis 2002 und übergab ihn dann an Christoph Heil. Sein Bruder Peter Heil leitete zu diesem Zeitpunkt bereits das Unternehmen in Eltingshausen, denn sein Vater war 1995 unerwartet gestorben.
Die Firma Heil beschäftigt heute 200 Mitarbeiter, davon 120 in Eltingshausen, sagt Peter Heil und betont, dass man sich in seinem Unternehmen die Ausbildung junger Leute besonders angelegen sein lässt. So wurden in den vergangenen 15 Jahren in Eltingshausen und Taucha 190 Jugendliche ausgebildet, darunter Maurer, Straßenbauer, Betonbauer, sowie Bauzeichner und Kaufleute. Das Credo des Firmenchefs überzeugt sofort: „Jeder Einzelne trägt mit seinem persönlichen Engagement zum Erfolg der Firma bei.“