"Durch den Stadtrats-Beschluss werde ich autorisiert, Trauungen vorzunehmen", sagt Laudenbach. "Es könnte ja sein, dass einmal eine bedeutende Persönlichkeit in Bad Kissingen heiraten und vom OB getraut werden möchte. Dann wäre es schade, absagen zu müssen, nur weil ich keine Eheschließungen vornehmen darf." Was das Prozedere angeht, will sich der OB bei seinen Standesbeamten kundig machen.
Zwölf Jahre Erfahrung als Standesbeamtin kann Kerstin Heinisch vorweisen. Bevor sie den Tränen treibenden Satz "Sie sind nun kraft Gesetz rechtmäßig verbundene Eheleute" aussprechen kann, muss sie allerhand Formalien prüfen. Wenn ein Paar das Aufgebot bestellt - auf behördendeutsch die Eheschließung anmeldet - muss es zahlreiche Unterlagen mitbringen, die die Ehefähigkeit belegen.
Erscheint dann das Paar vor der Standesbeamtin, hat diese meist eine kleine Ansprache vorbereitet. "Es gibt ein gewisses Repertoire an Reden, aus dem wir uns bedienen", erklärt Kerstin Heinisch. "Aus Zeitmangel können wir nicht für jede Hochzeit eine andere Ansprache entwerfen." Viele Heiratswillige kommen übrigens nur zu zweit aufs Rathaus. Trauzeugen sind seit 1998 nicht mehr zwingend notwendig.
Kerstin Heinisch schätzt, dass etwa 80 Prozent der 120 Ehepaare, die pro Jahr in Bad Kissingen vermählt werden, aus der Stadt kommen. Ein Zentrum für "Hochzeitstourismus" wie etwa Bad Brückenau oder Schloss Aschach ist die Stadt demnach nicht. Dafür kommen auch hier die Heiratswilligen mit sehr ernsten Absichten: Kerstin Heinisch hat schon Paare getraut, die über 90 Jahre alt waren. Sie musste auch noch nie erleben, dass einer der Partner auf die entscheidende Frage mit "nein" geantwortet hätte.
Doch ein Standesbeamter ist nicht ausschließlich mit Trauungen beschäftigt. "Die machen nur etwa 20 Prozent unserer Tätigkeit aus", erklärt Heinisch. Sie beurkundet außerdem Geburten, Sterbefälle und Namensänderungen. In den vergangenen Jahren hat die Eindeutschung der Namen russischer Aussiedler stark zugenommen. Mit derlei Angelegenheiten wird sich der Oberbürgermeister aber nicht beschäftigen müssen.
Ausgestattet mit seiner neuen Kompetenz, reiht sich Karl Heinz Laudenbach in den Kreis seiner Kollegen ein: Die Bürgermeister von Hammelburg, Bad Brückenau, Münnerstadt und Bad Bocklet nehmen ebenfalls Trauungen vor. In Hammelburg sind drei Standesbeamte beschäftigt, die im Jahr um die 65 Trauungen vornehmen. In Bad Brückenau sind zwei Standesbeamte für 100 Trauungen zuständig. Bad Bocklet verfügt gar über vier Standesbeamte, die 20 bis 30 heiratswillige Paare vermählen, in Münnerstadt sind es drei Standesbeamte und 50 Trauungen.