Bad Kissingen (we) Kritik an den Vorgaben der Politik für die Berufsschulen äußerte bei der Mitgliederversammlung des Fördervereins der Staatlichen Berufsschule Bad Kissingen Helmut Sigg. Der langjährige stellvertretende Leiter der Berufsschule kritisierte das so genannte Kompetenzkonzept, das "kompetente Fachleute" im Ministerium beschlossen hätten, als "Rasenmähermethode".
Die Zielrichtung des Konzepts, nämlich die Stärkung von Berufsschulen im ländlichen Raum, werde nicht umgesetzt. Berufe mit drei oder gar vier Jahrgangsstufen würden per Federstrich in andere Schulen verlegt. Ganze Abteilungen würden aufgelöst. Für die Berufsschule Bad Kissingen diagnostizierte Sigg "das Ausbluten des gewerblichen Bereichs".
Unverantwortlich sei das Ausschlachten von Metallwerkstätten, denn der technische Stand sei außergewöhnlich hoch. Ab- und Aufbau von CNC-Maschinen würden nicht nur einen hohen Wertverlust verursachen, sondern bedeuteten ein Abwandern von Know-How, das auch andere Fachbereiche nutzten. Weitere Konsequenzen seien Schüler-Tourismus sowie ein Sinken der Ausbildungsbereitschaft der Betriebe. Nach Siggs Erfahrung sei standortnahe Beschulung ein wesentlicher Faktor für die Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Zudem seien Kompetenzzentren mit Monostrukturen bei gravierenden Änderungen in der Berufslandschaft anfällig.
Vorsitzender Jürgen Larbig dankte den Mitgliedern für deren Spendenfreudigkeit. Unterstützung durch private Initiative sei bei der Umsetzung der geforderten Bildungsoffensive und angesichts der leeren öffentlichen Kassen wichtig.
In Bezug auf die Einnahmen des Vereins versprach Larbig, dass kein Cent verloren geht, denn die Arbeit werde ehrenamtlich getätigt. Dies bestätigte Schatzmeister Gerd Schießer. Die 133 Mitglieder (72 Firmen und Verbände sowie 61 Einzelmitglieder) füllten die Kasse mit 6150 Euro. Hinzu kamen Spenden. Die Gesamteinnahmen betrugen 9400 und die Ausgaben 9800 Euro. Das Defizit wurde aus gesicherten Rücklagen ausgeglichen.
Schulleiter Hans-Joachim Kaiser erläuterte die Situation der Berufsschule, die durch einen Anstieg auf 2100 Schüler gekennzeichnet ist. Er berichtete vom neuen Beruf "Bestattungsfachkraft", für den man den Bundessprengel habe. Insgesamt werden 70 Auszubildende aus dem Bestattungswesen unterrichtet. Dazu kommen seit September die Gesundheitskaufleute aus Oberfranken. Dagegen stehen im kommenden Jahr Abwanderungen und Zugänge an Berufen an, die vorwiegend in Bad Neustadt abgewickelt werden. Sorge mache ihm aber die steigende Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildungsvertrag.
Die Gründung des Fördervereins vor neun Jahren nannte Kaiser einen Glücksgriff. Bislang wurden über den Verein 70 000 Euro für Anschaffungen investiert.
Bei den Wahlen wurden Jürgen Larbig als Vorsitzender, Studiendirektor Ludwig Reuß als Geschäftsführer und Gerd Schießer als Schatzmeister bestätigt. Bernd Stenzel (Sparkasse) löst Robert Schmidt als stellvertretenden Vorsitzenden ab, Hans-Joachim Kaiser ist laut Satzung als Schulleiter stellvertretender Vorsitzender. Kassenprüfer bleiben Doris Wurzer und Heinz Stempfle.