Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten
Hammelburg
Icon Pfeil nach unten

OBERERTHAL: Dreschmaschine funktioniert noch

OBERERTHAL

Dreschmaschine funktioniert noch

    • |
    • |
    Alte Erinnerungen an die Erntezeiten der 40er und 50er Jahre werden bei Heinz Nöth beim Anblick dieser Dreschmaschine wach.
    Alte Erinnerungen an die Erntezeiten der 40er und 50er Jahre werden bei Heinz Nöth beim Anblick dieser Dreschmaschine wach. Foto: Fotos: Gerd Schaar

    Vor 20 Jahren haben sich Begeisterte von historischen Schleppern im Verein „Bulldogfreunde Vorrhön 1992“ zusammengeschlossen. Trafen sie sich über viele Jahre hinweg auf dem Anwesen von Anton Vogler aus Hetzlos, so ist seit zwei Jahren das Vereinsgebäude in Obererthal der regelmäßige Treffpunkt.

    „Wir sind froh, dass wir diese Riesenscheune haben“, ist Vorsitzender Elmar Metzung stolz. Dort haben nicht nur der alte Lanz-Bulldog, zwei historische Dreschmaschinen und weitere alte Maschinen sowie eine kleine Werkstattecke ihren Platz gefunden. Auch gibt es eine gemütliche Sitzecke zum Erzählen unter dem vereinseigenen Scheunendach. Gern erinnert man sich an alte Geschichten, als diese landwirtschaftlichen Geräte in den 40er und 50er Jahren noch zum Einsatz kamen.

    „Wir Buben haben in der Kriegszeit die Getreidegarben gebunden“, erzählt Heinz Nöth aus seiner Kindheitszeit. Geboren ist er 1936. Die Mädchen hatten die dafür nötigen Stricke aus den Strohhalmen geflochten. „Unsere Mütter raffelten das von ihnen mit der Sichel geschnittene Getreide“, so Nöth weiter. Anschließend wurden die Garben zu jeweils acht Stück als Erntehaufen aufgestellt. „Die Väter waren noch im Kriegseinsatz“, erzählt Nöth. Es seien damals harte Zeiten gewesen. Immerhin gab es regelmäßig die Brotzeiten am Rand des Erntefeldes: „Matte aufs Brot und Gänsewein aus dem Holzlöppe“, erinnert sich Nöth. Das war ein Quarkbrot und Wasser aus dem Holzkrug. Manchmal habe es auch einen Schluck Apfelmost dazu gegeben, also einen Gespritzten. Gedroschen wurde damals noch von Hand. Da war man Jahre später über eine maschinelle Hilfe mit einer Dreschmaschine sehr froh. Die Bulldogfreunde haben gleich zwei funktionstüchtige Exemplare der Marke „Ködel und Böhm“ aus Lauringen/Donau in ihrem Besitz. Die stammen aus den 40er und 50er Jahren. Das Getreide muss absolut trocken sein, wenn es in die feuchtigkeitsempfindlichen Geräte geladen wird. Angetrieben werden die hölzernen Ungetüme per Lederband, das an so einen Schlepper um das Transmissionsrad gehängt wird.

    Ursprünglich wollten die Bulldogfreunde am vergangenen Samstag eine alte Dreschmaschine in Betrieb nehmen. Doch der Regen kam dazwischen, weshalb die Aktion vertagt wurde.

    Auch die Landmaschinenfreunde aus Fuchsstadt halten historisches Gerät bereit, so etwa einen Mähbinder aus dem Jahre 1938. Michael Stöth bestätigt, dass im Museumsbereich Fuchsstadt eine große Sammlung an historischen Landmaschinen vorhanden sei. „Das Getreide wuchs vor 60 Jahren nicht so dicht und hoch wie heute“, bestätigt Nöth, und weitere Zeitzeugen nicken ihm zu. Damals sei hauptsächlich für den eigenen Bedarf und die nähere Region mit viel weniger Effizienz als heute geackert worden. „Zum Teil auch noch mit Pferde- und Ochsengespannen, weil sich nicht jeder Bauer einen Schlepper anschaffen konnte“, so Nöth. „Ein Vorteil war es, dass wir einen Teil der Getreidekörner vor dem Dreschen als Saatgut für das nächste Jahr abzweigen konnten“, weist Nöth auf jene Zeit hin, als die Landwirtschaft noch nicht abhängig vom präzisen Uhrwerk der chemischen Industrie war.

    Rund 130 Mitglieder zählt der Verein Bulldogfreunde Vorrhön 1992. „Dazu gehören auch Leute aus der Fränkischen Schweiz“, verrät Vorsitzender Metzung. Beim Blättern im Fotoalbum wird er auch an europaweite Festtermine seines Vereins erinnert. „Wenn wir auch im harten Kern zumeist Ältere sind, wollen wir die Jüngeren gern vom Maschinenpark der historischen Landwirtschaft begeistern und sie einbeziehen“, denkt Metzung an den Fortbestand des Vereins. Einem größeren Publikum wird diese Materie am 25. und 26. August öffentlich auf dem Plootzfest Obererthal vorgestellt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden