„Erbaut 1485 – erneuert 1995 bis 2003“ steht auf den Gedenksteinen am Sockel des strahlend schönen Fachwerkhauses. Zusätzliche Tafeln weisen auf die Förderung durch die Stiftung Denkmalschutz und den Förderkreis des unterfränkischen Bezirks zur Erhaltung historischer Bausubstanz hin.
„In dem Wiederaufbau dieses Hauses steckt unser Herzblut“, erinnert Zier an weit über tausend freiwillige Arbeitsstunden der Helfer aus Machtilshausen. Den Interessierten zeigt er stets gern das dicke Fotoalbum. Dort ist akribisch genau festgehalten, wie die Aufbaufortschritte von der ehemals abrissreifen Hausruine bis zum originalgetreu errichteten schmucken Fachwerkhaus voran gingen.
Der Ofen im guten Zimmer des Erdgeschosses bullert und strahlt eine gemütliche Wärme aus. Die Inneneinrichtung des Hauses ist ein Ebenbild des frühen 20. Jahrhunderts bis zur Nachkriegszeit. Auch der Ofen ist ziemlich alt und wird mit den Holzscheiten aus der Vorratskiste gefüttert. Nebenan vermittelt die Küche durch das Ensemble von rundlichem Küchenschrank, Emaillegeschirr und alten Tonkrügen das Gefühl, um mindestens ein halbes Jahrhundert zurückversetzt zu sein.
Erst vor kurzem entdeckt ist ein offenbar handschriftlich eingeritzter Name in einer Fensterscheibe. Der von innen in Spiegelschrift zu lesende Name „Andreas“ weise auf den Käufer dieses Hauses, nämlich Schreiner Andreas Feser, aus dem Jahre 1720 hin. Den Entdeckerstolz merkte man Zier an.
Weiter geht die Führung ins Obergeschoss, wo die Amtsstube des Schultheis und Schlafräume zu besichtigen sind. Fasziniert sind die Besucher über die vielen Details der Zimmereinrichtungen bis hin zu den historischen Wäschestücken im Schlafzimmer.
Nächste Station ist der Werkstattbereich. Als sei der Schuster gerade mal eben aus dem Raum gegangen, könnten man beim blick in die Schusterei meinen. Sie gibt tiefe Einblicke in das Arbeitsleben längst vergangener Zeiten, als der Schuster noch bei seinen Leisten blieb. Nebenan sind die Schreinerwerkstatt, ein Nähzimmer mit Schlafstelle der Magd und ein größerer Raum, in dem das Modell des Schreinersch Hauses als Fachwerkgerippe steht.
Im Gewölbekeller wartet auf die Besucher eine Stärkung in behaglicher Atmosphäre. Dort beantwortet Ingrid Mützel bereitwillig alle Fragen über das Projekt Schreinersch Haus. Geheizt wird dort jedoch ganz modern per Solaranlage auf dem Dach. Gedanken mache man sich, ob es in ein paar Jahren einen motivierten Nachwuchs gebe, der sich verantwortungsvoll um diesen einmaligen Historienschatz in Machtilshausen kümmere, meint Ingrid Mützel.