Das Jack-Steinberger-Gymnasium in Bad Kissingen hat in diesem Schuljahr das Doppelstundenmodell probeweise eingeführt. Nach diesem Modell werden die 45-minütigen Einzelstunden zu Doppelstunden von 90 Minuten zusammengezogen. Einzelstunden wird es aber weiterhin geben, da bei einigen Fächern die Wochenstundenanzahl ungerade ist.
Die Vorteile des neuen Modells liegen auf der Hand: In einer Doppelstunde können die Lehrer mehr Übungen in den Unterricht einbauen und auch den Schülersprechanteil erhöhen. Die Arbeitsphasen verliefen so wesentlich entspannter, meint Frank Kubitza , Leiter des Gymnasiums. Auch die Nebeneffekte seien nicht zu verachten. So gebe es weniger Unruhe auf den Gängen und weniger Zeitverlust durch Trödler, da die Klassen nicht so häufig die Räume wechseln müssten. Die Schüler selbst profitieren unmittelbar davon, dass die verschiedenen Fächer pro Tag reduziert werden. So meint Kubitza, dass sie weniger Hausaufgaben machen müssten und die Schultasche fühlbar leichter werde.
Auch die Eltern seien froh darüber, dass ihre Schützlinge nicht mehr so viele Bücher schleppen müssen, meint die Elternbeiratsvorsitzende Martina Greubel: „Ich habe schon einige Eltern dazu befragt und alle bisherigen Meinungen waren positiv.“ Der Elternbeirat sei gespannt, wie das Probejahr weiterläuft. Im Mai, so Greubel, sollen dann die ersten fundierten Rückmeldungen in Form einer Diskussion gesammelt werden.
Für Fremdsprachen ein Nachteil
Jedoch gibt es auch Stimmen, die sich gegen die Doppelstunden aussprechen. Im Bereich der Fremdsprachen sei es, laut Frank Kubitza, besser, wenn die Schüler jeden Tag mit der Sprache in Berührung kämen, um Vokabeln so häufiger zu wiederholen. Das ist bei dem Doppelstundenmodell nicht mehr der Fall. Zudem würden dann auch gleich zwei Stunden ausfallen, wenn der Unterricht aus irgendeinem Grund abgesagt werden muss. Die Erfahrung zeigt aber, dass der positive Effekt überwiegt: „Einige Lehrer haben schon vorher in Doppelstunden unterrichtet und waren damit sehr zufrieden“, sagt Kubitza.
Zu den Lehrern, die schon im vergangenen Schuljahr auf die Doppelstunden gesetzt haben, gehört Peter Rottmann. Er unterrichtet Deutsch am Jack-Steinberger-Gymnasium und hat bereits gute Erfahrungen gemacht. „Formate mit vielen Übungen sind eigentlich nur in Doppelstunden möglich“, sagt der Lehrer und Mitarbeiter der Schulleitung. So könne man die Vorgabe, nicht mehr so lehrerzentriert zu unterrichten, viel besser umsetzen. Peter Rottmann hat zudem einen ganz persönlichen Grund für die Doppelstunde einzutreten: „Es macht mir mehr Spaß, Doppelstunden vorzubereiten.“
Vor der diesjährigen Einführung wurde zusätzlich auf den Erfahrungswert anderer Schulen gesetzt, die das Doppelstundenmodell bereits anwenden. Am St. Anna-Gymnasium in München wird schon dauerhaft in Doppelstunden unterrichtet, da es nach der Probephase durchweg positive Rückmeldungen von Lehrern, Schülern und Eltern gab. „85 Prozent stimmten dort für die dauerhafte Einführung des Modells“, bestätigt Frank Kubitza.
Dauerhafte Einführung erwünscht
Einen so großen Zuspruch wünscht er sich jetzt auch an seiner Schule: „Ich hoffe, dass die Entscheidungsgremien für eine dauerhafte Einführung stimmen.“ Noch ist das Modell allerdings in der Probephase und das auch erst seit ungefähr zwei Wochen. Die Umstellung hat reibungslos funktioniert, jetzt kommt es auf die Erfahrungen an, die im laufenden Schuljahr mit dem Doppelstundenmodell in den verschiedenen Fächern gesammelt werden.