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HAMMELBURG/DIEBACH: Eine Steinzeit-Speerspitze aus Basalt vom Sodenberg

HAMMELBURG/DIEBACH

Eine Steinzeit-Speerspitze aus Basalt vom Sodenberg

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    Archäologe Markus Arnolds mit seinem Lieblingsfund: Dem Fragment einer Speerspitze, wahrscheinlich gefertigt aus einem Basaltstein vom Sodenberg.
    Archäologe Markus Arnolds mit seinem Lieblingsfund: Dem Fragment einer Speerspitze, wahrscheinlich gefertigt aus einem Basaltstein vom Sodenberg. Foto: Foto: Angelika Silberbach

    „Wenn ich diese Speerklinge aus Lydit, also Basalt, irgendwo im Boden gefunden hätte, hätte ich sie den Neandertalern zugeordnet“, schmunzelt Archäologe Markus Arnolds. Da hätte er sich zeitlich ziemlich verschätzt, denn letzte Spuren von Neandertalern fand man vor etwa 30 000 Jahren.

    Doch die Klinge fand man bei Ausgrabungsarbeiten in Eußenheim/Aschfeld und somit ist sie mehrere Tausend Jahre jünger. Denn die freigelegte Siedlung im benachbarten Landkreis Main-Spessart stammt aus der Jungsteinzeit, spezieller aus der Linienbandkeramischen Kultur, also etwa um die Zeit von 5200 bis 5000 vor Christus.

    Arnolds ist einer von rund 400 Wissenschaftlern und Bauarbeitern, die derzeit Hammelburg und Umgebung bevölkern. Sie bearbeiten ein Großprojekt, den Neubau der Erdgasleitung Sannerz-Rimpar. Vor dem Einbau der Leitungsrohre musste der Boden archäologisch auf Bodendenkmäler untersucht werden. Insgesamt stießen die Mitarbeiter des Ausgrabungsbüros Heyse auf 28 archäologische Fundstellen.

    Die Funde wurden nun auf einer Pressekonferenz präsentiert (ausführlicher Bericht im Frankenteil) im Hauptquartier des Großprojekts, dem Baubüro, dass im ehemaligen Baywa-Gebäude im Gewerbegebiet Thulbafeld untergebracht ist. Hammelburg ist der Nabel der neuen Erdgaspipeline, liegt ziemlich in der Mitte. Von hier aus starteten die Grabungsarbeiten zeitgleich sowohl ins nördlich gelegene Sannerz wie nach Süden Richtung Rimpar. Und Markus Arnolds ist der Ausgrabungsleiter und Koordinator zwischen Baufirma, dem Ausgrabungsbüro Heyse und dem Bayerischen Amt für Denkmalpflege.

    Der Archäologe aus dem Saarland logiert seit Februar im Gasthof Remling in Diebach. „Die haben mich hier unglaublich gut aufgenommen, zu Dorffesten mitgenommen und viel mit mir diskutiert.“ Er habe die Unterfranken als offen und aufgeschlossen kennengelernt. „Ein bisschen Stress gab es, als die riesigen Rohrtransporte durch die kleinen Ortschaften gingen.“ Das sei für die Bewohner schon anstrengend gewesen.

    Reges Interesse zeigte die Bevölkerung entlang der Ausgrabungsstellen. „Pro Fundort tauchten bis zu 100 Interessierte auf.“ Bauern, die gerade ihr Feld bewirtschafteten. Leute aus der Umgebung, die zu Fuß, mit Mofas oder Rädern die Grabungsstätten besuchten. 57 Kilometer der neuen Trasse liegen in Unterfranken, zehn Kilometer in Hessen.

    Bei Binsfeld stieß man auf den Steinwall eines alten Weinberges, aus der Frühen Neuzeit (17. – 18. Jh.), oberhalb einer eisenzeitlichen Siedlung, nördlich der Großen Wern. Die Steinwälle wurden aufwändig mit einem 3-D-Scanner dokumentiert, um am Computer eine dreidimensionale Rekonstruktion zu erstellen und damit das interessante Zeugnis für die Nachwelt zu erhalten.

    Im Landkreis Kissingen fanden sich auf der Strecke der Gasleitung keine Hinweise auf frühe Besiedlungen. „Die Menschen siedelten sich nur in der Nähe von besten Ackerböden aus Löss an.“ Den gibt es hier nicht.

    Die Menschen der Frühzeit wanderten oft, siedelten sich woanders neu an und hinterließen ihren Abfall in Gruben. Zerbrochene Keramiken, Werkzeuge und auch menschliche und tierische Knochenfunde wurden geborgen. Die zahlreichen Fundstücke wandern nun nach München in die Archäologische Staatssammlung und warten auf ihre wissenschaftliche Auswertung.

    Auch das Lieblingsstück von Markus Arnolds, das Speerklingenfragment wird dort genauestens untersucht. An eine Sensation glaubt der Archäologe nicht: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Stein vom Sodenberg stammt und kein Neandertaler hier seine Speerspitze verloren hat.“

    • Franken

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