„Das Wichtigste für mich? Das sind Liebe und Zuwendung zu Gott, seine Gnade annehmen und Mitmenschen, die sich in Krisen befinden, helfen.“ So fasst Pater Leonhard Wetterich seine Grundhaltung zusammen.
Er verbringt zurzeit seinen Urlaub bei seinen Eltern Irmgard und Felix Wetterich in der Oberen Dorfstraße 4 in Rottershausen und nutzt die Zeit, innere Ruhe zu finden sowie auf Verwandte und Freunde zuzugehen. „Jedes Jahr komme ich für zehn bis zwölf Tage nach Hause. Hier liegen meine Wurzeln.“
Leonhard (Günter) Wetterich wurde 1955 in Rottershausen geboren. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als KFZ-Mechaniker und arbeitete anschließend ein Jahr bei Fichtel und Sachs in Schweinfurt. Als 20-jähriger zog er nach Berlin, war beim Wachdienst und bei einem Sicherungsdienst angestellt. „In Berlin fühlte ich mich eingemauert. Ich wollte die Welt, Land und Leute kennenlernen“, blickt er zurück.
Mit seinen Englischkenntnissen im Gepäck machte er sich auf den Weg nach Asien in der Hoffnung, „das Paradies zu finden, wo es sich gut leben lässt“. Er durchwanderte in den folgenden Jahren Indien, Nepal, Tibet, Malaysia und Indonesien. In den Sommermonaten arbeitete er als Maschinist für Bewässerungstechnik auf einer Farm in Australien.
„Entscheidend war für mich 1980/81 auf den Philippinen. Hier spürte ich den Ruf Gottes: Mach das, was Gott will. Vertraue dich Jesus an!“, betont Bruder Leonhard, der sich anschließend nochmals nach Australien begab und dort auf Schriften des heiligen Franziskus stieß. „Diese Texte haben mich fasziniert. Ich fühlte mich zu Franziskus hingezogen“, bekennt er und schloss damit seinen Weg des Suchens ab. Als „eigener“ Franziskaner machte er sich 1982 erneut auf den Weg und kam zufällig auf den Franziskushof bei Stadtlauringen. Hier traf er Pater Eugen und ging drei Jahre später mit ihm in die Schweiz. Der Mitarbeit in einer Kaplanei folgten Postulat (Vorbereitung) und Noviziat (Probezeit), ehe er im Kloster Näfels im Kanton Glarus 1988 die Profess, das ewige Gelübde ablegte.
Ab 1989 nahm er sich besonders der Drogenszene in Zürich an. „Hier kamen täglich bis zu 1000 Drogenabhängige zusammen. 10 000 Spritzen wurden verabreicht. Die offene Szene war Versuchsfeld, die mehr und mehr in Gewalt und Kriminalität ausuferte. Vor allem in Einzelgesprächen versuchte ich zu helfen“, schildert Bruder Leonhard, der seine Erfahrungen im Buch „Die Macht der Droge und die Gnade Gottes“ 1993 zusammenfasste.
Nach seinem Theologiestudium in Fribourg erhielt Bruder Leonhard im Dezember 2002 die Priesterweihe in Näfels. Hier ist er seitdem priesterlicher Mitarbeiter, hält Gottesdienste, leitet Gebetsgruppen und nimmt sich der Alltagssorgen der Mitmenschen an. Er liebt das einfache Leben, das Nötigste reicht ihm.
Per Anhalter unterwegs
„Am Sonntag oder Montag geht es wieder zurück nach Näfels“, blickt er voraus. „Diesmal kann ich bei einem Mitbruder mitfahren. Sonst mache Autostopp.“ Im Kloster wohnt er mit sieben weiteren Brüdern und zwei Postulanten zusammen. Zu priesterlichen Aufgaben kommen Alltagsdinge wie Garten, Kochen, Putzen und Waschen. „Besucher können zu uns ins Kloster kommen und sich in den Tagesrhythmus einfügen“, ergänzt er. „Bei uns waren schon mein Bruder und meine beiden Schwestern mit ihren Familien.“
An Fronleichnam feiert er um 9.30 Uhr in der Pfarrkirche St. Dionys mit den Rottershäusern einen Gottesdienst mit anschließender Prozession. Am Sonntag, 10. Juni, hält er um 9.30 Uhr zudem eine Messe.
Sonst bleibt Zeit für innere Erholung wie an der Grotte am Löhlein, die er gerne aufsucht und sich über Kerzen und Blumenschmuck zur Ehre der Gottesmutter freut. Hier ist er dem franziskanischen Leben beim Zwitschern der Vögel und im Schatten der Bäume nah. Natürlich unterstützt er seine Eltern und spricht vor allem seinem Vater, dem es nicht so gut geht, neuen Mut zu. An diesem Samstag steht ein Klassentreffen im Sportheim auf dem Abendprogramm.
Wieder in Näfels wird er neben vielen Gesprächen und Eindrücken auch ein paar praktische Dinge wie einen Most vom Vater oder eine Wurst von der Metzgerei Bieber mitnehmen.