Als in der Nacht zum Samstag in Bad Kissingen ein ungewöhnlich heftiger Hagelschauer niederging, kam Hammelburg ungeschoren davon. 24 Stunden später waren die Einsatzkräfte dann aber im Dauereinsatz. Fünf Feuerwehren aus Hammelburg und den Stadtteilen hatten knapp 30 Einsätze zu verbuchen, pumpten vollgelaufene Keller leer und beseitigten umgefallene Bäume. Der erste Alarm erreichte die Feuerwehr um 23.12 Uhr, so Hammelburgs Kommandant Winfried Kleinhenz.
Das wohl spektakulärste Ereignis, gleichwohl mit glimpflichem Ende, war ein schwimmender Mercedes in einem See auf Zeit. Dieser hatte sich in der Turnhouter Straße auf Höhe der Herrenmühle gebildet, als die Gewitterfront die Stadt an der Saale erreicht hatte. Ein italienischer Pipeline-Arbeiter, der kurz vor Mitternacht in Hammelburg unterwegs war, erkannte diesen kleinen See nicht. „Der Mercedes schwamm während der Fahrt förmlich auf und blieb zu allem Übel auch noch in einem Gully hängen, dessen Deckel vom Wasser herausgehoben worden war“, berichtet die Polizei.
Innerhalb kürzester Zeit lief das Fahrzeug bis auf Sitzhöhe mit Regenwasser voll. Bekannte halfen dem Eigentümer, den Mercedes nach einigen Minuten mit Muskelkraft zu bergen. Dessen Reinigung und Reparatur dürfte laut Polizei 3000 Euro kosten.
Erwischt hat es viele Anlieger, vor allem in der Innenstadt. Die Kanäle konnten die Wassermassen, die vom Hammel- und vom Gommersberg aus zu Tale schossen, nicht mehr aufnehmen und quollen über. Insgesamt 21 Keller liefen voll des nachts, darunter die des Museums, des Stadtcafés und des Irish Pub. Sogar im eigenen und im Haus des Nachbarn mussten Feuerkommandant Kleinhenz die Saugpumpe ansetzen. Das sei in den 23 Jahren, die er dort wohnt, noch nie vorgekommen, sagte er. Nach sechs Stunden Einsatz habe er das Frühstück noch nicht einmal beendet gehabt, als seine Hilfe schon wieder gefragt war.
Auch umgefallene Bäume forderten die Feuerwehrler aus Hammelburg, Wartmannsroth, Morlesau und Untereschenbach.
„Die Bahnstrecke Bad Kissingen-Hammelburg wurde wegen umgestürzter Bäume und Unterspülungen der Bahngleise gesperrt“, meldete das Polizeipräsidium Würzburg. Was so wohl nicht ganz stimmt: An die Triebfahrzeugführer sei die Warnung „höchste Aufmerksamkeit“ ausgegeben worden. Von Unterspülung sei nichts bekannt, sagte ein Sprecher der Erfurter Bahn auf Anfrage der Main-Post. Lediglich der erste Sonntagszug von Hammelburg nach Gemünden habe den Rückwärtsgang einlegen müssen, da ein Baum bei Morlesau die Strecke blockierte. Die Fahrgäste seien mit dem Bus nach Gemünden gebracht worden. Ab neun Uhr sei die Strecke wieder planmäßig befahren worden.
Bei der mutmaßlichen Unterspülung handelt es sich eher um einen kleinen Erdrutsch zwischen Hammelburg und Diebach, den die Hammelburger Feuerwehrleute abtrugen.
Wetterbedingt war auch ein Unfall zwischen Untererthal und Hammelburg, von dem die Polizei berichtet. Wegen des starken Regens beschlug die Frontscheibe im Auto eines 55-jährigen Mannes so rasch, dass er nichts mehr habe sehen und nicht einmal mehr habe halten können. So geriet er kurz nach der Thulbabrücke auf den Seitenstreifen und fuhr auf die ansteigende Außenleitplanke auf. Dabei entstand 800 Euro Schaden.
Einmal mehr als neuralgischer Punkt erwies sich die Ortsmitte in Ramsthal: Der Keller des Gasthauses Wahler war betroffen, die Feuerwehr auch hier aktiv. „Wieder mal“, seufzen die Einheimischen. Und natürlich hat es auch von den Weinbergen wieder einiges heruntergespült.