(kar) Bei einer Fahrt nach Nürnberg wandelten die Mitglieder des Bad Kissinger Frauenrings auf den Spuren der Frauen Nürnbergs – Frauen, die in der Vergangenheit in Nürnberg Stadtgeschichte mitgeschrieben haben. Die Nürnberger Historikerin Nadja Bennewitz, die schon mehrmals beim Ortsring Bad Kissingen zu Gast war, führte die Besucherinnen durch die historische Altstadt Nürnbergs.
Frauen bleiben oft unerwähnt, wenn es um geschichtliche Vorgänge geht, dennoch hatten sie großen Einfluss auf das gesellschaftliche Leben. „In der Freilassungsurkunde der Sklavin Sigena aus dem Jahre 1050 wurde die Stadt Nürnberg erstmals erwähnt“, erzählte die Historikerin, „der erste schriftlich belegbare „Nürnberger“ war somit weiblich“. Wie Frauen in den darauf folgenden Jahrhunderten in der großen Reichsstadt lebten, zeigte Bennewitz bei ihrem Spaziergang durch die weibliche Seite der Stadtgeschichte.
Nur einen Steinwurf von der Marientormauer entfernt startete der Weg in der Kühnertsgasse, in der der Verein der Altstadtfreunde Nürnbergs drei historische Handwerkshäuser möglichst naturgetreu restaurieren ließ. Hier schilderte Bennewitz die Arbeitsteilung der Familien in den mittelalterlichen Handwerksbetrieben: während die Männer in ihrer Werkstatt ihre Handwerkstätigkeit ausübten, kümmerten sich die Frauen um das Geschäftliche, den Verkauf und die Kundenberatung. Kinder waren ganz selbstverständlich in den Handwerksbetrieben anwesend – die Frauen dieser Zeit waren in das tägliche Arbeitsleben voll eingebunden. Ein Handwerksmeister ohne Ehefrau wäre damals nicht denkbar gewesen, so Bennewitz.
Das klösterliche Leben war für Frauen im Mittelalter reich an Bildungsmöglichkeiten und künstlerischer Entfaltung, erklärte Bennewitz, was ihnen als Frau und Mutter oft verwehrt geblieben sei. Bei den baulichen Überresten des Klosters St. Katharina schilderte die Historikerin anschaulich den Wirkungskreis der Klosterfrauen, die dort lebten und arbeiteten.
Im Heilig-Geist-Spital, heute ein viel besuchter Gasthof und beliebte Wohnstätte für Nürnberger Senioren, ließ die Historikerin die Arbeit der vielen Frauen aufleben, die hier als Krankenpflegerinnen ihren Dienst taten und natürlich machte sie mit den Kissinger Besucherinnen an der Büste von Margarethe Engelhardt halt, die als liebenswerte Marktfrau von 1948 bis 1997 auf dem Nürnberger Hauptmarkt bekannt und geachtet war.