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Früher Priester - heute Liedermacher

Hammelburg

Früher Priester - heute Liedermacher

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    Herr Tanner, Sie erblickten 1963 in Rotthalmünster erstmals das Licht der Welt. Kennen Sie eigentlich Karl Auer?

    Tanner: Karl Auer, Karl Auer? Ist das nicht so ein Fernseh- oder Radiomensch?

    Sie hören also kein Bayern 3?

    Tanner: Nein, eher B5 aktuell.

    Ihr Lebenslauf liest sich interessant. Erst lernten Sie im elterlichen Betrieb Metzgereiverkäufer, dann absolvierten Sie ein Religionspädagogik- und Theologiestudium, erhielten 1994 die Priesterweihe, traten Ende 1998 aus dem Orden aus und wurden im April 1999 erstmals Vater. Wären Sie gerne trotz der Liebe zu ihrer Frau weiterhin Priester geblieben?

    Also, ich war gerne Priester und hätte mir das gut vorstellen können, weiterhin Priester zu sein, trotz Familie. Leider ist das nicht möglich.

    Hatten Sie als Priester eine eigene Gemeinde?

    Ja, ich war Kaplan in Salzburg-Lehen. Das ist ein Vorort von Salzburg, ein Trabantenviertel, das den Beinamen "Glasscherbenviertel" trägt. Ich war mittendrin in einem sozialen Brennpunkt und ich habe gerne dort gewirkt.

    Glauben Sie, dass der Priestermangel in der katholischen Kirche mit Aufhebung des Zölibats vom Tisch wäre?

    Tanner: Wenn man zum Vergleich die Evangelische Kirche nimmt, ist es ja offensichtlich, dort gibt es eher zu viele Bewerber für Pfarrstellen. Ich denke, die Mangelsituation würde sich verändern.

    Seit 1995 treten Sie als Musiker mit selbst getexteten und komponierten Liedern auf. Beschreiben Sie bitte Ihr viertes Solo-Programm "Hirnschmoiz de luxe", das sie als "Boarisch-filosofischen Blues-Folk-Rap"?

    Tanner: Mei, es geht übers Denken. Es ist ein Liedermacherprogramm in dem ich mich mit den verschiedenen Seiten des Denkens auseinandersetze, wie verschiedene Menschentypen denken. In dem Lied "Es ist hart" geht es darum, wie jemand sich die Welt vorstellt, der wenig Selbstvertrauen hat, der hinter allem was Schlechtes vermutet und der glaubt, dass jeder schlecht über ihn denkt. Über jemand, der grundsätzlich irritiert ist über das was geschieht. Das Gegenlied dazu ist "Auf geht's und d'Fiaß ei'g'spreizt", das von einem handelt, der immer wieder auf die Füße fällt und Selbstvertrauen hat. Ein weiteres Lied "Der Mo ist g'scheit" handelt von jenen Männern, die glauben, die Welt zu checken. Von jenen Typen, die gar nicht richtig hinschauen und angeblich stets wissen, wo's lang geht.

    Sie geben auch Konzerte für Jugendliche in Schulen zum Thema Suchtprävention. Wie erreichen Sie die Jugendlichen, so dass sie für Ihre Botschaften empfänglich werden?

    Tanner: Ich versuche sie dort abzuholen, wo sie stehen. Es ist, glaube ich, eine Stärke von mir aufs Publikum einzugehen. Ich habe ein Gespür für die Jugendlichen und versuche, sie in einer guten Art und Weise anzusprechen. Über die Humorschiene gelingt es mir immer wieder, sie zu überraschen. Übrigens habe ich seit März ein neues Programm. Es heißt "Käfer und Co" für Kinder von der Vorschule bis zur vierten Klasse. Es ist ein musikalisches Mitmachmärchen. Behandelt werden Themen wie Konfliktkultur, soziale Kompetenz, Selbstwertgefühl, Toleranz. Die Kinder bekommen Anregungen, wie sie mit gewissen Situationen, die sie verunsichern, umgehen können.

    Sie sind seit Mai 2000 selbstständiger Liedermacher und Supervisor. In der EDV ist ein Supervisor eine Person, die für die Einrichtung und Wartung eines Netzwerkes zuständig ist . . .

    Tanner: . . . (lacht) i bin koa Computer-Supervisor, sondern im sozialen und pädagogischen Bereich tätig, in Schulen, Jugendzentren, Alten- und Pflegeeinrichtungen und Beratungsstellen. Ein- bis zweimal im Monat erarbeite ich mit den dort Angestellten neue Wege bei auftauchenden Problemen, wie sie ihre Arbeit effektiver machen können.

    Was ist Ihre Triebfeder, Liedermacher zu sein?

    Tanner: Es macht mir einfach Spaß auf der Bühne zu stehen, das war schon früher ein Kindheitstraum von mir, und ich will den Menschen begegnen, sie erreichen. Soweit ist, nebenbei bemerkt, der Liedermacher vom Priester gar nicht weg. Inhaltlich gibt's Unterschiede, aber beide stehen vor einem Publikum und vermitteln etwas. Schon früher, als ich während meiner Priesterzeit Konzerte gab, hatte ich manchmal das Gefühl, mit der Musik den Menschen noch intensiver zu begegnen als mit dem gesprochenen Wort. Dies bereichert mich und ich glaube, auch die Menschen, die zu meinen Konzerten kommen.

    Das Konzert "Hirnschmoiz de
    luxe" findet am Freitag, 9. Mai,
    um 1930 Uhr in Michl Müllers
    Kleinkunstbühne in Bad Bocklet
    statt. Tel. (0 97 36) 7 51 58 80 oder
    Tel. (0 97 08) 70 70 30.

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