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NEUHOF: Gepökelte Auen bei Hochwasser?

NEUHOF

Gepökelte Auen bei Hochwasser?

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    Ragt über die Dächer von Neuhof: der „Monte Kali“. Die Abwasser der Halde sollen durch eine Rohrleitung nach Philippsthal gepumpt und dort in die Werra eingeleitet werden.
    Ragt über die Dächer von Neuhof: der „Monte Kali“. Die Abwasser der Halde sollen durch eine Rohrleitung nach Philippsthal gepumpt und dort in die Werra eingeleitet werden. Foto: FOTO Hans-Joachim Stöhr

    Die 60 Kilometer lange Rohrleitung zwischen dem Kaliwerk Neuhof und einem weiteren Werk der Firma „Kali und Salz“ in Philippsthal sollen die Haldenabwasser des Kalibergs transportieren. Der Grund: Die Kapazität der Mulden, in denen Abwasser derzeit gelagert wird, sind in einigen Jahren erschöpft. In Philippsthal ist geplant, die salzhaltige Lauge in die Werra zu leiten.

    Besonders erbost sind die Menschen entlang der Werra, weil seit der Wende das Unternehmen Kali und Salz (Hauptfirmensitz in Kassel) ein Bergwerk nach dem anderen in Thüringen geschlossen hat. Geradezu zynisch erscheint es, wenn vom Unternehmen darauf hingewiesen wird, eine kontinuierliche Versalzung sei für die Werra nötig, da sich Tier- und Pflanzenwelt in den vergangenen Jahrzehnten darauf eingestellt hätten.

    Widerstand formiert sich

    Gegen das Vorhaben formiert sich zunehmend Widerstand. Darüber freut sich Thomas Wey, der auch dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Thüringen angehört. So habe es ein Treffen von SPD-Landespolitikern aus Thüringen, Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen gegeben. Neben den Werra-Anrainern Thüringen und Hessen sind von den Salzeinleitungen auch die Weser-Anrainer Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen betroffen. Aber auch Unionspolitiker wie Horst Krause, umweltpolitischer Sprecher der Thüringer CDU-Landtagsfraktion, betonen: „Es darf zu keiner Verschlechterung der Gewässersituation an Werra und Weser kommen. Langfristiges Ziel muss es sein, kein Salz mehr in die Werra einzuleiten.“

    Beim Thema „Salz in der Werra“ werden unliebsame Erinnerungen an die DDR-Zeit wach. Damals hatte die Werra einen höheren Salzgehalt als die Nordsee. Derzeit gibt es einen Grenzwert von 2,5 Gramm Chlorid pro Liter Werrawasser. Gemessen wird in Gerstungen. Kali und Salz weist darauf hin, dass die Grenzwerte bei hoher Wasserführung der Werra – also einer höheren Verdünnung – bislang noch nicht ausgeschöpft werden. Für den Büroleiter Lebendige Werra bewegen sich die gemessenen mengen bereits am Limit. Das heißt, es muss auch bei hoher Wasserführung eingeleitet werden.

    Unabsehbare Folgen

    Für den Agraringenieur Wey wird dabei nicht bedacht, dass bei Hochwasser das salzhaltige Wasser der Werra die Böden durch das Salz auf Dauer in Mitleidenschaft zieht – mit unabsehbaren Folgen für die Landwirte in den Werraauen. „Die Auen werden gleichsam gepökelt“, so Wey.

    Durch den Bau eines zusätzlichen Rückhaltebeckens solle gewährleistet werden, die Einleitungen gleichmäßig zu gestalten. Die Gesamteinleitungen erhöhen sich dabei nur geringfügig, so das Unternehmen. Der zulässige Grenzwert von Chlorid im Wasser werde allerdings nicht überschritten. Demgegenüber erklärt Wey, dass die absolute Menge der Einleitungen erhöht werde, auch wenn der Grenzwert nicht überstiegen werde. Wey spricht von 500 000 Kubikmetern pro Jahr, die zusätzlich durch die Abwässer aus Neuhof in die Werra geleitet werden. In diesem Zusammenhang verweist er auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie. Diese sehe vor, dass die Gewässer bis 2015 in einem guten ökologischen Zustand sein sollen. Zudem gebe es ein „Verschlechterungsverbot“. Bei einer Zunahme der Einleitungen würde sich für die Werra eine Verschlechterung ergeben, selbst die Grenzwerte eingehalten würden.

    Die Grenzwerte gelten bis Ende 2012. Wey fordert das zuständige Regierungspräsidium Kassel auf, einen neuen Grenzwert festzulegen.

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