Cecilia Bartoli kommt gern nach Bad Kissingen. Und das schon seit über zehn Jahren. Hier genießt sie das Zusammensein mit ihrer Mutter, Silvana Bazzoni-Bartoli, die wieder einen Meisterkurs abhält. Und Cecilia Bartoli genießt die Ruhe, sie bleibt unbehelligt von Fans und Journalisten, weil die Intendantin über sie wacht und (fast) alle fern hält. So kann die Mezzosopranistin aus Rom intensiv ihrer Arbeit nachgehen, schließlich soll bei ihrem Auftritt am Donnerstagabend alles klappen.
Es ist der glanzvolle Auftakt vor der förmlichen Eröffnung des Kissinger Sommers am Freitag. Erwartungsgemäß ist das Bartoli-Konzert sehr gefragt, wie jedes Jahr. Zusätzlich wurde der Grüne Saal für Publikum geöffnet, mit etwas Glück ergattert man noch eine Karte an der Abendkasse.
Am späten Sonntagabend traf Cecilia Bartoli aus Zürich kommend im Kissinger Hotel ein. Gleich am nächsten Tag ging es zur ersten Probe. Aber nicht nur Proben im Großen Saal des Regentenbaus stehen auf dem Programm, sondern auch eine CD-Aufnahme. Dabei handele es sich hauptsächlich um das Kissinger Programm, sagte Intendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. Der Konzertabend heute ist überschrieben mit Vivaldi – die Reise geht weiter.
CD-Aufnahme
Begleitet wird Cecilia Bartoli vom französischen Ensemble Matheus mit Jean-Christophe Spinosi, dem Gründer des in Brest in der Bretagne ansässigen Ensembles. Die Musiker trafen bereits am Freitag in Bad Kissingen ein – allerdings ohne Kontrabass. Das Instrument wurde Tage vor ihrer Ankunft in Bad Kissingen geordert: vom ehemaligen evangelischen Pfarrer Johannes Münderlein. „Es freut mich sehr, dass mein Bass gebraucht wird“, sagte der 84-Jährige gegenüber der Main-Post. Vor knapp einer Woche sei das Instrument abgeholt worden.
Erst vor zweieinhalb Jahren hatte Münderlein seinen alten Kontrabass gegen einen anderen eingetauscht. Keinen neuen, das in Reutlingen erstandene Instrument stamme etwa aus dem Jahre 1850, vermutet der ehemalige Pfarrer. „Es ist mein Wunsch-Instrument.“
Mit Freude hatte sich Johannes Münderlein ans Musizieren mit seinem „neuen“ Kontrabass gemacht, musste aber bald einsehen, dass es inzwischen für ihn zu anstrengend sei. Schließlich habe er auch das Orchesterspiel aufgegeben. „Musik ist immer mit Tragik verbunden“, resümiert er.
Aufmunterung erfährt Münderlein durch seine Enkelin, die in Dresden Musik studiert. Mit ihr gehen einige seiner Träume in Erfüllung. Und noch ein Traum geht in Erfüllung: Der verdiente Lohn für die Instrumenten-Ausleihe sind zwei Karten für das Konzert mit Cecilia Bartoli. „Das wird ein glänzender Kissinger Sommer, weil mein Bass mitspielt“, strahlt Münderlein.
Schon einmal ausgeholfen
Das ist übrigens nicht das erste Mal, dass der Garitzer dem Kissinger Sommer-Büro mit seinem Instrument aushilft. 2007 hatte der Kontrabassist des Orchesters der Ungarischen Staatsoper Budapest vor dem Konzert festgestellt, dass sein Kontrabass einen Defekt hat. Der Hilferuf des Festival-Büros wurde erhört und Johannes Münderlein brachte selbst schnell sein Instrument in den Regentenbau.