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HAMMELBURG: Hausbau mitten im Hochwassergebiet

HAMMELBURG

Hausbau mitten im Hochwassergebiet

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    Überschwemmungen in Westheim: Trotzdem soll das Haus der Familie Reuter einen Anbau bekommen.
    Überschwemmungen in Westheim: Trotzdem soll das Haus der Familie Reuter einen Anbau bekommen.

    Immer noch hat das Wasser in Westheim nicht seinen vollständigen Rückzug angetreten. Besonders die Häuser, die direkt an der Saale liegen, sind weiter betroffen. So ist der vordere Eingang des Anwesens der Familie Reuter in der Westheimer Straße 2 nur mit Gummistiefeln zu erreichen. Doch es existiert ein Hintereingang, der über dunkle Gänge und durch Nachbars Garten zum Haus führt. Ein Schutzwall, fast wie ein Geheimgang, „da bleiben die Füße trocken“, sagt Sebastian Reuter. Selbst Post und Zeitung erreichen die dort ansässigen Familien problemlos, die Austräger kennen sich mittlerweile aus.

    Momentan leben Reuters Eltern im Obergeschoss, er selbst mit seiner Freundin im Erdgeschoss. Einen Keller gibt es nicht, eben wegen der Hochwassergefahr. Der 24-Jährige plant nun einen Anbau an das bestehende Wohnhaus mit dem Umbau des Erd- und Obergeschosses. Er möchte auf jeden Fall hier wohnen bleiben, wird dann den oberen Bereich beziehen. Mitten im Hochwassergebiet? Reuter zuckt die Schultern und sieht es gelassen: „Man lebt hier eben mit dem Wasser. Ich kenne das von Kindesbeinen an.“ Sein Vater habe das Haus 1976 gebaut, auf einem Fundament von 1,80 Metern Höhe. Genau diese erhöhte Bauweise ist auch der Grund dafür, dass bei den Reuters noch nie Wasser ins Haus gelaufen ist. Selbst beim großen Hochwasser 2003 haben noch 15 Zentimeter gefehlt, bis die Wohnfläche betroffen gewesen wäre. „Da haben wir schon gebangt und das Haus mit Sandsäcken geschützt“. Aber es sei gut gegangen, so Reuter.

    Dass der Hof immer wieder voll Wasser läuft und das Nebengebäude, das als Abstellraum dient, sowie die Garage überschwemmt werden – das sei nicht so dramatisch. Alle Hände packen dann mit an, improvisierte Brücken werden aus Holzbrettern gebaut, um den Hof zu überqueren. Wenn alles vorbei ist, werden die Flächen ausgespritzt und von Dreck und Schlamm befreit – bis zum nächsten Hochwasser.

    Mit den Nachbarn habe man hier ein gutes Verhältnis, gerade in extremen Situationen helfe man sich gegenseitig. Es gebe Anwohner, die tiefer gebaut haben, und deren Häuser mehr von Überschwemmungen betroffen sind, weiß Reuter. „Im Notfall informieren wir uns ständig über die aktuellen Pegelstände, haben genau im Blick, wann der Höchststand bei uns zu erwarten ist.“ An einen baldigen Hochwasserschutz durch die Stadt Hammelburg, den die Westheimer seit Jahren fordern, glaubt Reuter erstmal nicht. Das wäre bei der angespannten Haushaltslage wohl kaum zu realisieren.

    Im Zuge der Umbauarbeiten am Haus gibt es natürlich ein paar Dinge zu beachten, „für den Fall der Fälle“, erklärt der 24-Jährige. Zum Beispiel soll das Mauerwerk mittels einer besonderer Verpressung abgesichert werden, damit kein Wasser durchsickert. Wichtig sei auch eine Stützmauer im Gartenbereich, die das Gebäude gegen Überspülungen von der Straßenseite her schützen soll.

    Im Untergeschoss wird der Laminat entfernt, stattdessen soll der Boden mit Fließen bestückt werden. „Im Zweifel wären diese leichter zu säubern als ein Holz- oder Teppichboden.“ Auch beim Anstrich ist Vorsicht angesagt: Der unterste Sockel ist am ganzen Haus in einem dunklen Braun gehalten, „damit der Schmutz, den die Überschwemmungen hinterlassen, nicht so auffällt“.

    Vieles will Reuter selbst machen, bei der Planung stand ihm ein Architekt zur Seite. Unterstützung kommt auch vom Bruder, der seine Erfahrung als Sanitärmeister einbringe. Und natürlich von den Eltern, die seit Jahrzehnten mit dem Hochwasser leben. Ein Gespräch mit dem Wasserwirtschaftsamt stehe auch an, berichtet der Industriemechaniker.

    Zu den Utensilien, die man auf jeden Fall haben sollte, wenn man in einem Hochwassergebiet lebt, gehören eine Pumpe und das Notstromaggregat, „damit wir unabhängig von der Stromversorgung sind“.

    Trotz aller Nachteile sieht Reuter im Wohnen direkt an der Saale mehr Vorteile und fühlt sich wohl. Die ruhige, schöne Lage direkt am Wasser sei vor allem im Sommer unbezahlbar. „Und wir haben immer eine tolle Aussicht auf den Fluss.“

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