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GAUASCHACH: Haxen und Schäufele waren der größte Hit

GAUASCHACH

Haxen und Schäufele waren der größte Hit

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    Der Wirts Horst wird 70: Stolz ist Horst Röther auf seine Sammlung von fast 200 Bataillonsabzeichen, die Gäste dem ehemaligen Wirt des Schwarzen Adler schenkten. Zur Feier des Tages wird die Gaststätte heute extra geöffnet.
    Der Wirts Horst wird 70: Stolz ist Horst Röther auf seine Sammlung von fast 200 Bataillonsabzeichen, die Gäste dem ehemaligen Wirt des Schwarzen Adler schenkten. Zur Feier des Tages wird die Gaststätte heute extra geöffnet. Foto: Foto: Jana Keul

    Auf ein arbeitsreiches, aber auch interessantes Leben blickt Horst Röther aus Gauaschach an seinem 70. Geburtstag zurück. Seine Frau Claudia machte ihm dazu ein ganz besonderes Geschenk: Gefeiert wird nämlich mit Freunden und Verwandten im „Schwarzen Adler“, der ehemaligen Gaststätte der Familie.

    Geboren wurde Röther in Würzburg. Es herrschte Krieg, und seine Geburtsurkunde verbrannte bei der Bombardierung Würzburgs. Der Vater war lange im Krieg und danach in französischer Gefangenschaft. Als er heimkam, habe er „Onkel“ zu seinem Vater gesagt, erzählt Röther, der noch eine Schwester hat. In seiner Jugend spielte er mit Leidenschaft und gegen den Willen des Vaters Fußball.

    Nach der Schule machte Röther eine Metzgerlehre. Da sein Vater, damals Wirt des Schwarzen Adlers bei einem Motorradunfall ein Bein verloren hatte, arbeitete Röther danach im elterlichen Betrieb. Zusätzlich besuchte er die Meisterschule. 1962 legte er die Meisterprüfung ab und wurde der jüngste Metzgermeister Unterfrankens.

    1973 übernahm er die elterliche Gaststätte und vergrößerte sie. Vor dem Umbau mussten die Gäste mitunter im Flur warten, bis ein Sitzplatz frei wurde. Nach dem Umbau konnten bis zu 120 Personen bewirtet werden. Hochzeiten, Geburtstage und andere Feierlichkeiten konnten jetzt ausgerichtet werden. „Der größte Hit waren Haxen und Schäufele, die es mittwochs kiloweise gab“, erzählt Röther. Viele Busse mit Soldaten seien verköstigt worden. Auch zwei 1000-Liter-Biertanks wurden beim Umbau eingebaut und mussten regelmäßig befüllt werden.

    Seit fast 40 Jahren ist Röther mit Claudia in zweiter Ehe verheiratet. Er hatte sie auf einer Tagung der Metzgerinnung in Ingelheim kennengelernt. Der Ehe entstammt Sohn Frank, der 1999 bei der zweiten Big-Brother-Staffel für viel Wirbel in der Familie und im ganzen Ort sorgte. Zu seinem Sohn aus erster Ehe hat Röther keinen Kontakt, was er sehr bedauert. Dieser Sohn wuchs in den USA auf, wo er noch heute lebt. Komplettiert wird die Familie mit Stieftochter Petra, die mit Ehemann und zwei Kindern in Ettleben wohnt. Bereits 1975 verstarben beide Eltern.

    Viele Geschichten kann Röther erzählen. Etwas Besonderes war für ihn die Bewirtung der GSG 9-Einheit unter Kommandant Wegener, der auch die Geiselbefreiung in Mogadischu befehligte. Viele Soldaten ließen zur Erinnerung ein Bataillonsabzeichen in seiner Wirtschaft. Fast 200 verschiedene sind es geworden. Sie hängen heute in zwei Vitrinen direkt gegenüber dem Frühstückstisch.

    Die Zeiten änderten sich. Das Flaschenbier wurde populär und mit mehr Auslandseinsätzen der Soldaten und verkürzten Zeiten auf dem Übungsplatz kehrte etwas mehr Ruhe ein. Auch war Röther nach vielen arbeitsreichen Jahren gesundheitlich angeschlagen. So reifte der Entschluss, in den Ruhestand zu gehen.

    Im August 2005 bewirtete er zum letzten Mal seine Gäste. „Als die gerade gegangen waren, tat es einen riesen Schepperer“, erzählt Wirtin Claudia. Der Hängeschrank mit dem kompletten Geschirr für 100 Personen hatte sich aus der Verankerung gelöst und krachte von der Wand auf den Boden. Bis auf zwei Eierbecher, die heute in der Küche neben der Kaffeemaschine ihren Platz haben, ging alles zu Bruch. „Das war schon unheimlich“, gibt auch Horst Röther zu. Beide nahmen das als deutliches Zeichen, wirklich nicht mehr zu arbeiten.

    Jetzt genießen die Röthers ihren Ruhestand. Seit 16 Jahren geht Horst Röther regelmäßig in die Sauna und sonntags in die Kirche. Er beschäftigt sich viel mit seinem Computer, und neuerdings ist der wöchentliche Gang auf die „Alm“ in Gauaschach zum Schafkopfen Pflicht. Gerne möchte er noch eine Karibik-Kreuzfahrt machen.

    In Gauaschach ist Horst Röther schon immer der „Wirts Horst“, weil er eben sein ganzes Leben lang wie seine Eltern ein Gauaschacher Wirt war. Auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger ist er immer noch. „Erst letzte Woche war wieder ein Soldat vor der Tür, der mit 60 Mann zu uns zum Haxenessen kommen wollte“, sagt er. Finden möchte er jemanden, der die Wirtschaft mit gut bürgerlicher Küche weiterbetreibt.

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