Am 14. März sickerte es durch: Bad Kissingen, und damit der Landkreis, bekommt jetzt doch eine Hotel- und Tourismusfachschule. Zwei Jahre lang hatte man nämlich hinter den politischen Kulissen schon an diesem Projekt gestrickt. Zum Schuljahr 2012/13 geht der Traum nun in Erfüllung. Die Ausbildung umfasst drei Jahre. Nach der Abschlussprüfung sind die jungen Leute hochqualifiziert: Sie haben einen Beruf, der sie in die Chefetagen führt, und sie können mit der erworbenen allgemeinen Fachhochschulreife auch weiterstudieren.
Der Plan, mit einer Tourismusfachschule im Landkreis für junge Leute neue Ausbildungschancen zu eröffnen, geisterte schon länger in den Köpfen hiesiger Politiker. Die Enttäuschung war daher groß, als Kultusminister Ludwig Spaenle im April 2010 Freilassing, Grafenau und Bad Wörishofen als Standorte für neue Berufsfachschulen ausrief. Dass Oberbayern gleich drei Schulen bekam und Unterfranken leer ausging, wurmte besonders die Kissinger. Denn in der Tourismus-Region Rhön und in den fünf Kurbädern sei man sehr gut aufgestellt, hieß es. Der Landtagsabgeordnete Robert Kiesel und Landrat Thomas Bold blieben weiter am Ball und gewannen die Verbände und die Regierung von Unterfranken für ihr Anliegen. Die Hartnäckigkeit zahlte sich aus.
Bad Kissingen ist ein zukunftsträchtiger Standort“, war Kiesel immer überzeugt. Der Reiterswiesener CSU-Mann im Landtag freute sich jetzt „riesig“, dass das Projekt durch ist. Die Bad Kissinger Berufsschule ist seiner Ansicht nach wegen der „hervorragenden Ausstattung“ und der Nachfrage von Seiten der Schüler bestens als Standort geeignet, sagte er am Dienstag beim Pressegespräch.
Projekt mit Chancen
In der Arbeitsgruppe Tourismus im Landtag habe er sich für den Standort Bad Kissingen stark gemacht. Die Kosten seien kalkulierbar, weil auch hier die Schülerzahlen sinken und man dies durch die neue Ausbildung kompensieren kann. Kiesel sieht in dem neuen Projekt eine weitere Chance: dass sich die Absolventen mit der hiesigen Region identifizieren, vielleicht Impulse geben. Selbst wenn sie nach der Prüfung erst mal in die Welt hinausschwärmen, könnten sie später vielleicht hierher zurückkommen und sich mit einer Idee ansiedeln, schwebt dem Abgeordneten vor.
Die neue Berufsfachschule sieht Landrat Bold als passende Ergänzung zum „Kompetenzzentrum Gastronomie in der Region Main-Rhön“. Mit diesem Siegel wurde die Kissinger Berufsschule nämlich im Jahr 2000 versehen. Der neue Schultyp könnte im Lauf der Jahre nicht nur Schüler aus der näheren Umgebung, sondern auch aus Mittel- und Oberfranken, sowie Hessen und Thüringen anziehen, hofft der Kreischef. Denn schließlich befindet sich der nächstmögliche Standort für diese Art der Ausbildung in der Oberpfalz.
„In Zeiten des demografischen Wandels brauchen wir optimale Angebote“, sagte Bold. Diesbezüglich hat die Region nun bald Etliches aufzuweisen: Neben der beschriebenen Hotelfachschule in Bad Kissingen gibt es dann die Wirtschaftsschule in Hammelburg. Zudem soll jetzt in Bad Neustadt eine Berufsfachschule für Fahrzeugtechnik und Elektromobilität eingerichtet werden.
Schulleiter Rudolf Hoffmann erstellte das Konzept für die dreijährige Ausbildung, in die ein halbes Jahr Praktikum integriert ist. Bewerben kann sich ab sofort jeder, der einen Mittleren Schulabschluss mit der Note 3,5 oder die Oberstufenreife des Gymnasiums hat. Geprüft werden die Schüler später in den Fächern Managementprozesse, Rechnungswesen, Tourismusmarketing, Empfang und Etage, Deutsch, Englisch und Mathematik.
Konzeption des Schultyps
Die Konzeption des/der „Staatlich geprüften Assistenten/Assistentin für Hotel und Tourismusmanagement“ ist laut Hoffmann ein „hochwertiges Angebot“. Ausgebildet werden in Bad Kissingen Führungskräfte, die größeren Betrieben heutzutage fehlen. Die Berufsaussichten für diese Absolventen sind laut Hoffmann hervorragend: Mit diesem schulischen Rüstzeug kann man zum Beispiel Assistent der Geschäftsleitung in einem Hotel werden oder kulturelle und sportliche Events in einer Veranstaltungsagentur verantwortlich planen und durchführen.
Infos: Staatliche Berufsschule, Tel. (09 71) 72 06-0, E-Mail: info@bskg.de und www.bs-kg.de