Offiziell wird nicht darüber gesprochen. Doch es ist ein offenes Geheimnis in Hammelburg, dass die Bundeswehr gemeinsam mit der Stadt ein Infanteriemuseum einrichten möchte und zwar im Gebäude des Amtsgerichtes, das seine Geschäfte bekanntlich im nächsten Jahr nach Bad Kissingen verlagert. Das Gebäude stünde dann für eine andere Nutzung frei. Doch hier liegt der Knackpunkt. Denn der Freistaat als Eigentümer des denkmalgeschützten Baus möchte die Immobilie gewinnbringend verkaufen und hatte sie bereits seit vergangenem Jahr in seinem Internet-Verkaufsangebot aufgelistet. Bislang hat sich jedoch kein Käufer gefunden.
Auch Stadt und Bundeswehr können die Immobilie nicht erwerben. Vielmehr möchte man, dass der Freistaat auf den Verkauf verzichtet und das Gebäude zur Einrichtung des Museums zur Verfügung stellt.
Bedenkzeit bis Frühjahr
Zurzeit laufen auf allen Ebenen darüber Gespräche, eine Antwort aus München gibt es laut Bürgermeister Ernst Stross bislang aber nicht. Als positives Signal könnte jedoch gewertet werden, dass seit diesem Jahr das Amtsgerichtsgebäude nicht mehr auf der Internet-Verkaufsliste der Immobilien Freistaat Bayern steht, die für die Verwaltung der staatlichen Immobilien Bayerns zuständig ist. Auf Nachfrage der MAIN-POST bestätigte der Leitende Regierungsdirektor Gerhard Kretschmer im Landesamt für Finanzen, dass man aufgrund des geplanten Museumsprojektes das Objekt vorläufig von der Verkaufsliste genommen habe.
Bis Frühjahr räume man Stadt und Bundeswehr eine Frist ein, für ihr ehrgeiziges Projekt die Verantwortlichen in München zu gewinnen. Gibt es kein grünes Licht aus der Landeshauptstadt, kommt das Amtsgerichtsgebäude wieder unter den Hammer.
Damit wäre dann die Idee gestorben, dort ein Museum der Infanterie einzurichten. Diese war im Zuge der Auflösung des Jägerlehrbataillons entstanden. Denn auf dem Lagerberg gibt es aus Zeiten der Kampftruppenschule eine Lehrsammlung der Infanterie. Sie war 1963 im Generalstabsbau eröffnet und kontinuierlich erweitert worden. Das war vor allem ein Verdienst des im vergangenen Jahr verstorbenen Heinz Hofmann, der bis 1980 an der Kampftruppenschule 1 in Hammelburg beschäftigt war und während seiner Pensionierung die Lehrsammlung auf Vordermann gebracht hatte. Er ordnete, katalogisierte, präsentierte und betreute diese Sammlung, die in Fachkreisen große Anerkennung findet.
Rund 5000 Einzelgegenstände hatte der Oberstleutnant a.D. im Infanteriemuseum im Lager Hammelburg zusammengefasst. Dabei stellte der Militärhistoriker auch seine eigene Sammlung zur Verfügung. Der Wert der Ausstellungsstücke wird auf einen zweistelligen Millionenbetrag geschätzt.
Mehr als 4000 Gäste besuchen nach Angaben der Bundeswehr jährlich die Lehrsammlung, in der Regel sind es jedoch nur Lehrgangsteilnehmer der Infanterieschule. Zwar ist die Ausstellung auch für die Öffentlichkeit zugänglich, weil sie aber auf militärischem Terrain liegt, kommen Zivilisten nur über ein kompliziertes Anmeldeverfahren ins Museum. So ist in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt, welche bedeutsame historische Sammlung sich auf dem Lagerberg befindet. Das würde die Bundeswehr gerne ändern und hat deshalb den Stadtrat zu einer Besichtigung eingeladen, um Unterstützer für das Museumsprojekt zu gewinnen.
Inzwischen gibt es auch einen Arbeitskreis bei der Bundeswehr, der sich mit der Planung des Projektes befasst. So will man in einem Museum nicht einfach nur Vitrinen und Schautafeln zeigen, sondern auch historische Szenen darstellen, beispielsweise aus dem Bauernkrieg. Die Besucher sollen Geschichte erleben können. Vor allem für Schulklassen wäre ein solches Museum eine wertvolle Ergänzung zum Geschichtsunterricht.
Feilen an der Finanzierung
Für Hammelburg könnte sich ein solches Museum zu einem Fremdenverkehrsmagneten entwickeln, wenn beispielsweise auf den Werbeschildern an der Autobahn nicht nur "älteste Weinstadt Frankens", sondern auch "Das deutsche Infanteriemuseum" stehen würde. Das gibt es nämlich bislang nicht.
Das Projekt ist jedoch noch mit vielen Unwägbarkeiten behaftet. So muss aus München grünes Licht für die Nutzung des Amtsgerichtsgebäudes kommen. Dann hängt es von der Stadt ab, ob sie die Trägerschaft für das Museum übernehmen will und kann. Das Amtsgerichtsgebäude müsste danach für Museumszwecke umgebaut werden. Dazu braucht man ein seriöses Finanzierungskonzept und daran wird noch gefeilt.