Molière führt ein wenig in die Irre. "Der eingebildet Kranke" hat er seine Komödie über Ärzte und Patienten genannt hat, doch die Hauptrolle gehört eigentlich einer Anderen. Toinette, die resolute Dienstmagd des krankhaft krank sein wollenden Argan, gibt den Ton an. Gespielt wird sie bei den jetzt eröffneten Kissinger Theatertagen von Christiane Rücker.
Frage: Frau Rücker, bei der Suche nach den Spuren Ihrer Biografie im Internet fanden wir unter anderem das: Hinweise auf eine ernsthafte Schauspielerin, die am Anfang auch vor Erotikfilmchen nicht zurückschreckte. Hinweise auf ein Buch über Ufos und Außerirdische, in dem Sie zu Wort kommen und Hinweise auf eines, das Sie selbst geschrieben haben. "Unterwegs nach Indien. Meine Reise zur inneren Harmonie" heißt es. Außerdem werden Sie in einem Text aus den späten 80ern als "bekannteste deutsche Krishna-Anhängerin" bezeichnet. Sie sind ja ein ganz schön bunter Vogel.
Christiane Rücker: Ja, ich bin ein absoluter Paradiesvogel und das ist gut so. Ich will suchen, will mich ausprobieren, will Mensch werden. Jeder hat seinen eigenen Weg, Mensch zu werden. Ich bin über die Esoterik dazu gekommen und bin jetzt stimmig. Krishna-Anhängerin klingt mir aber eigentlich zu platt. Ich lebe Bhakti-Yoga, das ist reformierter Hinduismus. Krishna, die höchste Persönlichkeitsform Gottes, ist da ganz zentral.
Auf uns und auch als Toinette machen Sie aber den Eindruck als stünden Sie mit beiden Beinen auf dem Boden.
Rücker: Richtig. Das Eine schließt das Andere ja nicht aus.
Was von all dem ist Ihnen heute noch wichtig?
Rücker: Alles gleich. Körper, Geist und Seele, alles ist eine Einheit. Das rund zu kriegen ist ein lebenslanges Bestreben.
Der Kissinger Molière ist nicht der erste, den Sie zusammen mit Ernst Stankovski und Peter Josch machen. Wie lange kennen Sie die Beiden schon?
Rücker: Ernst Stankovski kenne ich schon sehr sehr lange, weil wir zusammen Fernsehen gemacht haben. Theatermäßig haben wir seit sechs Jahren wieder mit einander zu tun. Mit Peter Josch ist es ähnlich.
Die Premiere des eingebildet Kranken in Bad Kissingen lief von außen gesehen bis auf einen kleinen Hänger kurz vor Schluss sehr rund. Wie sind Sie denn selbst zufrieden?
Rücker: Zufrieden bin ich nie. Aber ich akzeptiere mich inzwischen wie ich bin. Es hat keinen negativen Einfluss mehr auf mich, wenn ich unzufrieden bin. Es gibt so viele andere wichtige Dinge, da ist ein Versprecher nicht mehr so entscheidend.
Molière urteilt ziemlich respektlos über die Mediziner. Der Mensch stirbt nicht an seinen Krankheiten, er stirbt an seinen Kuren, heißt es an einer Stelle des eingebildet Kranken. Sie selbst haben aber schon Respekt vor den Medizinern.
Rücker: Ja, ich bin nicht der Meinung Molières. Die Natur muss unterstützt werden. Mir ist Gesundheit nicht gegeben worden.
Es ist ja auch die Medizin, die Sie schon viel länger mit Bad Kissingen verbindet als Molière. Sie konsultieren seit Jahren immer wieder einen Kissinger Arzt.
Rücker: Ich bin seit April 1991 Patientin von Dr. Jürgen Gehrke, der auch Präsident der Deutschen Gesellschaft für Energo-Kybernetische Medizin ist. Das ist die Zukunft. Energo-Kybernetische Medizin ist Ganzheitsmedizin. Ihr Ansatz hat viel mit richtiger Ernährung und Lebensweise zu tun. Und da sehe ich eigentlich auch eine Aufgabe Bad Kissingens. Sie haben hier die Möglichkeit, diese weltweit einzigartigen Ansatz zu etablieren und so die medizinische Tradition Ihrer Stadt zu erneuern. Ich könnte mir ganz persönlich vorstellen, dass hier auch die Zukunft Bad Kissingens liegt.