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BAD KISSINGEN: Junger Wirt in altem Lokal

BAD KISSINGEN

Junger Wirt in altem Lokal

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    Die Tradition erhalten: Tino Groß hat Mitte Oktober das Gasthaus zur Post in der Innenstadt wiedereröffnet.
    Die Tradition erhalten: Tino Groß hat Mitte Oktober das Gasthaus zur Post in der Innenstadt wiedereröffnet. Foto: Foto: Benedikt Borst

    Was im Großen nicht gelingt, funktioniert wenigstens im Kleinen. Seit Jahren sehnt sich die Stadt nach den neuen Luxushotels, die irgendwann einmal auf den Arealen Fürstenhof und Kurhaushotel entstehen sollen. Während die beiden Prestigeprojekte ohne absehbares Happy End vor sich hindümpeln, geht der Leerstand in der Fußgängerzone allmählich zurück.

    In den letzten fünf Jahren wurden nach Angaben des städtischen Wirtschaftsförderers Michael Wieden mehr neue Betriebe gegründet. Gleichzeitig seien weniger abgemeldet worden. „Abgesehen vom Bereich Gastronomie haben wir in der Top-Lage keine Leerstände mehr“, sagt Wieden. Um weitere Interessenten zu werben sei es wichtig, dass diese eine belebte Innenstadt vorfinden.

    Zweimal bürgerliche Küche

    Aber auch in der Gastronomie gab es zuletzt Bewegung: Zwei Traditionslokale wurden im Oktober wiedereröffnet. Olaf Wehner hat sich dem Bratwurstglöckle in der Grabengasse (eineinhalb Jahre geschlossen) angenommen. Außerdem hat die Bad Kissinger Familie Groß das Gasthaus zur Post in der Oberen Marktstraße übernommen. „Grundsätzlich haben wir uns immer nach einem zusätzlichen Projekt umgesehen“, sagt Gertrud Groß, die auch den Ratskeller betreibt. Die Post habe den Vorstellungen entsprochen. „Die Lage ist gut, und das Objekt hat die richtige Größe“, erklärt sie. Die Post stand nach dem Tod des Vorpächters im Frühjahr leer, bis die Familie Groß sie Mitte Oktober wiedereröffnet hat. „So wie es der Vorbesitzer angeboten hat, so führen wir es weiter“, sagt sie.

    Urige Atmosphäre

    Mehrere Wochen wurde das Innere des Gasthauses saniert. „Wir wollten es etwas heller machen. Am Stil haben wir nicht viel verändert. Das Urige ist das Aushängeschild der Post“, sagt Sohn Tino Groß, der das operative Geschäft verantwortet. Mit zwei Köchen und zwei Servicekräften bietet die Post eine gutbürgerliche Küche an. „Bisher werden wir gut angenommen“, sagt er.

    Was tut sich sonst? Die ehemalige Werner-Bräu-Gaststätte in der Weingasse ist aktuell in ein Baugerüst verkleidet, das Gebäude wird saniert. Der Eigentümer plant jedoch nicht, das Werner-Bräu in Zukunft gastronomisch zu nutzen. Zu der konkreten Nutzung machte er bislang keine Angaben. Probleme hingegen machen Weigands Gaststätte und der ehemalige Wienerwald, später Hahn im Korb. Beide Lokale liegen direkt am Marktplatz und stehen seit geraumer Zeit leer.

    Immobilienmaklerin Maria Hörtreiter versucht für den 2012 geschlossenen Hahn im Korb einen Käufer zu finden. Sie habe zwar immer wieder Interessenten aus der Region zu Besichtigungen an der Hand, bislang habe sich jedoch nichts Konkretes ergeben. „Das kann ich nicht nachvollziehen“, sagt sie. Der Preis für die Immobilie sei angemessen, aktuell habe der Eigentümer seine Ansprüche nach unten korrigiert.

    Sanierung Innenstadt schreckt ab

    Dass sich kein Käufer findet, hat laut Hörtreiter zwei Ursachen. Erstens müsse Geld investiert werden, um die Immobilie zu renovieren. Zweitens plant die Stadt, die Fußgängerzone in den nächsten Jahren komplett zu sanieren. „Die Situation am Marktplatz ist unsicher“, sagt Hörtreiter. Die anstehende Baustelle schreckt Interessenten ab. „Es gehört eine 50 Quadratmeter große Außenfläche dazu, die fällt zwei Sommer lang weg“, sagt die Maklerin.

    Heike Fatuzzo, Eigentümerin von Weigands Gaststätte, sieht viel grundsätzlichere Probleme, einen geeigneten Pächter zu finden. „Es ist verdammt schwer. Gastronomie will heute keiner mehr machen“, meint sie. Es hat zwar immer wieder Mietinteressenten gegeben, etwas Konkretes sprang aber nicht heraus. „Es ist, wie aus einem Heuhaufen die eine Nadel zu finden“, sagt Fatuzzo. Dass die Sanierung der Fußgängerzone bevorsteht, mache die Suche auch nicht leichter.

    Wenn die Fußgängerzone erst einmal saniert sei und klare Entscheidungen in Sachen Luxushotel getroffen würden, werde der Standort attraktiver. Ratskeller-Chefin Gertrud Groß ist zuversichtlich, dass sich langfristig wieder mehr Gastwirte in der Innenstadt niederlassen. „In Bad Kissingen ist schon noch viel gastronomischer Bedarf da“, sagt sie. In den letzten Jahren hätten sich die Besucherströme auf einige wenige Gasthäuser konzentriert. „Für die Nachfrage gibt es zu wenig Gaststätten. Wir können die Stadt nicht mit vier oder fünf Lokalen abdecken“, meint Groß. Bad Kissingen benötige ein breiter gefächertes Angebot. Das komme jedem – sowohl Gastronomie als auch Einzelhandel – zugute, weil insgesamt mehr Kunden angezogen würden.

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