Er läuft und läuft und läuft. Der klassische VW-Käfer ist ein markantes Stück Nachkriegsgeschichte. Am Wochenende konnte man diese auf dem Sulzthaler Sportgelände bestaunen. Der Käfer-Buggy-Club Rhön hatte zu einem Treffen eingeladen. Etwa 150 Teilnehmer waren bundesweit angereist, einige sogar aus Belgien und der Schweiz.
„Wir hatten mehr Besucher erwartet“, stellt Vorsitzender Erich Fenn eine rückläufige Tendenz fest. Akzeptiert werde jedes Fahrzeug in den Reihen dieser Fans, das einen luftgekühlten Boxermotor auf seiner Rückseite als Antrieb besitzt. Also die alten Käfer, die Kleinbusse, die strandtauglichen Buggys und andere Umbauten mit Fantasiekarossen und natürlich die ursprünglich von der Militärszene stammenden Kübelwagen. Der Beatle und dessen Nachfolger sind aber außen vor. „Diese Autos haben ihren Motor vorn und sind nicht luftgekühlt“, so Fenn.
„In Sulzthal läuft zumeist die reifere Generation zum Treffen ein“, stellt Clubmitglied Meinrad Götz fest. Die jüngeren Fahrer nähmen Abstand, weil ihnen so ein gut erhaltener VW-Käfer-Oldtimer mit Preisen weit über dem damaligen Neuwert zu teuer sei. Andererseits stehe hinter vermeintlich günstigen Angeboten oft ein schlechter Erhaltungszustand der Autos. Bei manchen Käfer-Fahrern entstehe auch gar kein emotionales Verhältnis zu ihrem Gefährt. „Wer weiß noch, wozu der metallene Stab am Kotflügel dient?“, fragt Götz in die Runde. Echte Fans wissen, dass dieser optische Peilstab schon vor über 50 Jahren als Einparkhilfe diente – lange vor der elektronischen Hilfe von heute.
In ihrem VW-Cabrio fahren Michael und Monika Walter auf den Platz. Die Augen des Ehepaars aus Rottershausen strahlen angesichts dieses historischen Ambientes. Auf dem Tacho des 1303er Cabrios stehen 70 000 Kilometer. „Vor 15 Jahren haben wir das Cabrio aus privater Hand erworben“, berichtet Walter. Alles am Fahrzeug sei noch im Originalzustand, bis auf die mokkabraune Porsche-Lackierung. An der Seitenscheibe hat Walter ein unübersehbares Schild angebracht: „Bitte nicht berühren oder auf das Blech klopfen! Glauben Sie auch so, dass das Autoblech früher besser war.“
Was die VW-Fans ganz besonders schätzen, das ist der Zeitgeist vor allem der Modelle aus den 50er, 60er und allenfalls noch den 70er Jahren. Die besondere Note liegt im Detail. Allein die Rückscheibe des Käfers spricht Bände. Waren es zu Beginn der 50er Jahre noch die so genannten Brezelscheiben, so wurden sie am Ende dieses Jahrzehnts durch das kleine Oval abgelöst. In den 60ern kam die größere Heckscheibe und in den 70ern die gewölbte Frontscheibe inklusive eines modernen Cockpits. Auch die Historie des Blinkers, der beim Brezelkäfer noch ein ausklappender beleuchteter Zeiger war, erzählt die Geschichte vergangener Fahrzeugepochen.
Julius Hochrein aus Aidhausen ist stolzer Besitzer eines T1-Bullys (Baujahr 1957). Er schraubt leidenschaftlich gern an dem Kleintransporter der ersten Generation und verwendet ausschließlich Originalteile. Angefangen von der geteilten Frontscheibe und weiter über die damals übliche kleine Blumenvase im Armaturbereich bis hin zur rundlich gebauten Innenausstattung mit kunstlederbezogenen Bänken und Polsterungen im hinteren Bereich verströmt dieser Anblick den originalen Zeitgeist der 50er Jahre. „Da fehlen nur noch die damals üblichen Nierentische der Wohnzimmer, Lampen mit Schwanenhals und Möbel im Stil des Gelsenkirchener Barocks“, meint Hochrein.
Stilgerecht aus dieser Zeit waren verschiedene Wohnwagen der Marke Eriba. Diese Leichtgewichte können vom Käfer bequem gezogen werden. Erreicht man seinen Zielort, wie hier das Sulzthaler Sportgelände, so kann der obere Teil dieser Miniwohnwagen nach oben ausgefaltet werden, und der mobile Wohnraum erreicht dann seine volle Größe. Wer solch klassische Bleibe nicht aufstellen konnte, griff am Wochenende zum normalen Zelt.
Glück hatten die Käferfreunde am Samstag mit dem Wetter. Da gab es Ausfahrten in die nähere Region inklusive einer Geschicklichkeitsrallye. Es war das achte Treffen dieser Art in Sulzthal. Der Käfer-Buggy-Club Rhön feierte gleichzeitig sein 25-jähriges Bestehen. Regelmäßig bedenkt dieser Verein gemeinnützige Einrichtungen wie Lebenshilfe und Kindergärten mit seinen Spenden.