(si) Ein ungewöhnliches Gespräch konnten viele interessierte Bürger am Sonntag in der Sankt-Vitus-Pfarrkirche verfolgen. Die vier Glocken – symbolisch dargestellt von vier Mitgliedern der Pfarrgemeinde – unterhielten sich und erzählten sich gegenseitig ihre Geschichte.
Organisiert hatten diese außergewöhnliche Veranstaltung Walter Schaub und Werner Heger, der die Veranstaltung an der Orgel musikalisch umrahmte. Die Geschichte der Vitusglocke erzählte Monika Reuter. In die Rolle der Marienglocke schlüpfte Konstanze Brimer. Die Kreuzglocke wurde von Anna-Lena Schaub dargestellt und die Christkönigglocke symbolisierte Helmut Holzinger. Erzählt wurde die Geschichte, wie die vier Glocken auf den Langendorfer Kirchturm gelangten und wie es ihnen beziehungsweise ihren Vorgängern ergangen ist. Eberhard Dombrowski blendete zu jeder Geschichte Bildern auf Leinwand ein, die den Zuhörern die Geschichte der entsprechende Glocke auch bildlich erläuterte. Dazu ließ er jede Glocke erklingen.
Die 1901 gegossene Vitusglocke ist die kleinste und älteste Langendorfer Glocke. Sie zeigt auf ihrer Flanke das Bild des Kirchenpatrons St. Vitus. Die 1952 gegossene Christkönigglocke ist die größte und schwerste Glocke. Auf ihrer Außenseite sitzt Christus als König mit einer Erdkugel in der Hand auf dem Thron, der von einer Wolke getragen wird.
Ebenfalls 1952 gegossen wurden die Kreuz- und Marienglocke, die ebenfalls auf ihrer Außenseite das Bild des Gekreuzigten und die Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Arm zeigt. Anna-Lena Schaub als Kreuzglocke las aus dem Kirchenverwaltungsprotokoll vom 18. August 1918 vor, wie die damaligen Glocken beschlagnahmt wurden und die zwei schwersten, die 1785 gegossenen Glocken „dem Vaterlande zum Opfer gebracht wurden“. Die beiden kleineren Glocken verblieben nach einem Gutachten des königlichen Generalkonservatoriums über die Kunstdenkmäler und Altertümer Bayerns, die der 1785 gegossenen Glocke „schöne Ausstattung und besonderen kunstgewerblichen Werte“ bescheinigte.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die 1925 gegossenen Glocken von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und als Metallschrott für die Rüstung verwendet.
In den 30er Jahren geschah es, dass beim Läuten die große Dreifaltigkeitsglocke mit ihrem Klöppel die kleinere Gemeindeglocke berührte. Diese wurde daraufhin aus den Lagern gerissen und stürzte auf den Boden, wobei sie sogar noch die Bodenbretter teilweise durchschlug.
In ihren Erzählungen gingen die Darsteller der Glocken auch auf den Kirchturm ein, der beim Läuten beinahe einzustürzen drohte. Er musste deshalb mit einem Holzgerüst innen stabilisiert werden. Eine weitere Stabilisierung erfolgte Mitte der 80er Jahre, der eine umfassende Renovierung folgte.
Viele Besucher lauschten der eindrucksvollen Präsentation.