Wenn sie im Juli die Abschlussprüfung hat und Commis (Jungköchin) ist, will sie „die Heimat hinter sich lassen“, sagt sie. Zuerst mal würde sie gern in die Schweiz oder nach Österreich gehen. „Da kann ich auch im Winter Skifahren“, lacht sie. Ihre Ausbildung macht die 18-Jährige gerade im Steigenberger Kurhaushotel. Die Kette existiert in ganz Europa und in einem Steigenberger will sie auch wieder kochen.
Nach Miami oder Hongkong
„Vielleicht gehe ich später mal nach Frankreich und Italien?“ Sie zuckt die Schultern, strahlt und sprudelt. Große Angst, sich in der Fremde zurecht zu finden, habe sie nicht. Vielleicht lande sie auch im Hilton in Miami oder im Sheraton in Hongkong? Und dann schaut sie in die Ferne und ihre Augen leuchten noch mehr, als sie ihren größten Wunsch preisgibt: mal als Köchin auf einem Traumschiff durch die Welt zu schippern. „Vielleicht ist's auch zu anstrengend?“ Aber super wär's. „Oder ich mache ein eigenes Restaurant auf? Oder ein Hotel nur für junge Leute?“, spintisiert sie und schaut verwegen in die Luft.
Sie hat kühne Träume, aber man spürt irgendwie, dass die Wirklichkeit werden könnten. Die 18-Jährige steht unverkennbar mit beiden Beinen im Leben. Ihre Liebe zum Kochen habe sie in der 7. Klasse Realschule entdeckt, als sie sich für den Hauswirtschafts-Zweig entschied, sagt sie zum Beispiel. „Während wir tolle Gerichte kochten, saßen andere vorm Computer, das konnte ich nie verstehen.“ Sie schüttelt den Kopf. Kichert. Ihr Frohsinn scheint angeboren. Sie erzählt, wie sie Praktika in verschiedenen Kissinger Hotels machte und sich achtmal bewarb.
Gleich viermal wäre sie genommen worden, sagt sie ganz nebenbei. „Allein unter Männern“ fing sie im September 2004 im Steigenberger an. Der damalige Chefkoch Johannes Werner sagte, er habe noch kein Mädchen ausgebildet. „Wie bitte?, dachte ich da.“ Die junge Frau muss wieder kichern. Es wirkt ansteckend.
Aber dann klappte alles gut – so gut, dass Werner in gewissem Sinn ihr Mentor wurde. Ein paar Wochen später fragte er sie schon, ob sie nicht mit zur Fachmesse für Hotellerie und Gastronomie (HOGA) nach Nürnberg fahren will. „Ich war ganz platt, weil ich doch erst angefangen hatte.“ Im Januar 2005 schickte die Kissinger Berufsschule dort ein Jugend-Team ins Rennen. Mit zwei anderen Azubis bereitete sie ein Vier-Gänge-Menü zu und hatte die Vorspeise unter ihrer Ägide. Das Kissinger Team wurde zweiter Tagessieger und kam mit Silber nach Hause. „Das hat mich sehr gefreut“, sagt sie bescheiden. Lacht.
Im Oktober holte sie sich zuerst Silber bei der Koch-Ausstellung in Erfurt und fuhr dann im Namen des Vereins Kissinger Köche zum bayerischen Vorentscheid für den REWE-Deutschland-Pokal nach München, wo sie unter neun Auszubildenden den zweiten Platz belegte. Das bedeutete, dass sie im darauf folgenden Frühjahr zur deutschen Endausscheidung nach Mainz fuhr. Unter 24 Teilnehmern erreichte sie den 4. Platz. Bedauert habe sie aber, dass sie nicht in die USA durfte, denn die ersten drei gewannen eine Reise nach New York und ein Praktikum an einer Gastronomie-Schule.
In Mainz um die Wette kochen
Inzwischen hatte auch der Regionalverband der Köche Bayern Magdalena Koch entdeckt und sie zweimal zum Jugendcamp eingeladen. Im November 2006 fuhr die Mannschaft zur Expogast nach Luxemburg und kochte neben Italienern, Schweizern und Chinesen. „Es war eine super Erfahrung, Leute aus aller Welt zu treffen.“ Und dabei leuchten die Augen schon wieder. Die Bayern erreichten Bronze.
Jüngste Wettbewerbserfahrung war die HOGA Nürnberg, bei der sie mit der bayerischen Mannschaft Gold holte und selbst in der Kategorie kalte Platte noch eine Goldmedaille einheimste. Ob sie bei der Olympiade der Köche 2008 in Erfurt noch mit den Bayern antreten wird, sei abhängig davon, wo es sie hin verschlägt. Jetzt geht's im März erst mal zur Endausscheidung des REWE-Pokals nach Mainz. Während sie 2006 vor diesem Ereignis aufgeregt war, weil sie bei den Vorbereitungen – eine Bild-Mappe mit den Delikatessen musste der Jury zugesandt werden – ein Gericht vermasselte und es auf den letzten Drücker nochmals zubereiten musste, ist sie jetzt ganz ruhig: „Die Mappe ist weg, so dass ich diesmal dort nicht gechillt rein muss.“ Lacht.