Alte und moderne, große und kleine, richtige Kunstwerke und handwerkliche Meister- und Liebhaberstücke. Krippen aus verschiedensten Holzarten und aus Keramik, die alle Geschichten aus der Rhön erzählen.
Steffen Kranz ist einer der neun ausstellenden Künstler. Der 35-jährige Holzbildhauermeister stammt aus Völkershausen in der thüringischen Rhön. Eine seiner Krippen fällt besonders ins Auge. Die Krippeninstallation trägt den Titel „Heute und hier die Geburt des Erlösers“.
Die Figuren sind rund zehn Zentimeter hoch und aus Lindenholz geschnitzt. Ein Mädchen mit Pferdeschwanz, Baseballmütze und hochgekrempelter Jeans lugt hinter einer Wand hervor. Sie beobachtet aus gehöriger Distanz die Heilige Familie. Maria mit dem kleinen Jesuskind im Arm und Josef, der seine Hand fürsorglich auf ihre Schulter gelegt hat.
„Die überlieferte Krippe steht ja im Vorderen Orient, in Bethlehem“, so der thüringische Künstler, „wir Künstler holen sie her zu uns ins Abendland und ich hole sie mit meiner Installation auch noch ins Jetzt.“ Das Mädchen symbolisiert Neugierde und Distanz. Es erlebt das Wunder von Bethlehem nicht mit, sondern schaut nur interessiert zu. Sinnbildlich steht das Kind für unsere Gesellschaft, die oftmals im Glauben nicht mehr so stark verwurzelt ist.
Künstlerisch wertvoll und ausdrucksstark ist auch Kranz' Krippen-Skulptur Gloriosa. Sie entstand, als der Holzbildhauer den Tod eines nahen Familienmitglieds verarbeitete und trägt den Vanitas-Gedanken in sich. Vanitas (lateinisch für leerer Schein, Nichtigkeit, Eitelkeit) ist ursprünglich die christliche beziehungsweise jüdische Vorstellung von der Vergänglichkeit alles Irdischen.
Von fränkischem Charme geprägt ist die „Rhöner Krippe“ von Günter Metz aus Langenleiten. Modern und formschön die „Krippe - Gloria“ aus Lindenholz von Bildhauer Dieter Frank (Milz). Alois Wehner (Windshausen) hat zusätzlich viele Krippenställe und Gebäude kunstvoll im Rhöner Baustil angefertigt. Bemerkenswert sind die filigran gearbeiteten Krippenfiguren von Lothar Bühner (Bad Neustadt). Geschichten aus der Rhön erzählen die detailreichen Schneekrippen von Herbert Holzheimer (Langenleiten).
Die ausgestellten Objekte Rhöner Künstler zeigten die Vielfalt der Krippendarstellungen. Mal konzentrieren sich die Künstler auf die Heilige Familie, mal auf die Hirten, die Heiligen Dreikönige oder die Sternsinger.
Bestaunenswert sind auch die Krippen von Robert Holzheimer (Schmalwasser), Edgar Vorndran (Leutershausen) sowie der Keramikerin Claudia Lay (Bad Kissingen).
Am heutigen Samstag macht der Rhöner Krippenweg Station in Hammelburg. Um 14 Uhr führt Dr. Astrid Hedrich-Scherpf durch die Krippenausstellung, die heute bis 18 Uhr geöffnet hat. Um 16 Uhr hält Baldur Kolb in der Stadtpfarrkirche einen Vortrag zum Thema „Rhöner Krippen“ und danach ist an gleicher Stelle ein geistliches Adventskonzert der Reichenbacher Musikanten mit Geschichten in Mundart.
Die Ausstellung im Stadtmuseum geht bis 6. Januar. Geöffnet ist dienstags bis samstags 14 - 16 Uhr, sonntags 14 - 17 Uhr sowie dienstags bis donnerstags zusätzlich von 10 - 12 Uhr.