Historische Quellen sehen den Ursprung des Ballspieles in einem rituellen Kriegsspiel, unter Machtilshäusern stiftet es Gemeinschaft: Völkerball. Mehr und weniger sportliche Einwohner geben sich am Sportplatz dem turbulenten Schlagabtausch hin. Nebenbei räumen die Organisatorinnen mit dem Vorurteil auf, das Internet trage zur Vereinsamung bei. Verabredet wird sich ziemlich spontan via WhatsApp.
„Da geht es schon ab“, schmunzelt Gertrud Kramer zu dem temperamentvollen Treiben. Um Mitspieler wirbt die 48-Jährige jeweils auch mit einem Hinweis auf dem Dorfplatz. Das funktioniert inzwischen seit drei Jahren.
Jetzt sollen sogar umliegende Dörfer für einen friedvollen Vergleich begeistert werden. „Es wäre schön, mal auswärtige Gegner zu haben“, zeigt sich Susanne Höffner kampffreudig. Aber auch auf dem heimischen Platz sind Ballstrategen aus der Region gerne gesehen. „Willkommen ist jeder“, laden die Organisatorinnen ein.
Inhalt des temperamentvollen Spieles ist es, Mitglieder der gegnerischen Mannschaft auf dem Feld abzuwerfen und auf diese Weise auszuschalten. Die Mannschaft, die keinen Spieler mehr hat, verliert.
Wer einen festen Wurf hat, ist klar im Vorteil. Wer geschickt ausweicht, ebenso. Gewandtheit, Treff- und Fangsicherheit, Ausdauer und Schnelligkeit entscheiden über den Erfolg. „Jeder kann seine Talente einbringen“, relativiert Susanne Höffner das Anforderungsprofil. Letztlich sollen Spaß an Spiel und Bewegung die Oberhand behalten. Es braucht Sportkleidung, und schon kann man auflaufen.
Von acht bis 52 Jahren sind bislang Spielerinnen und Spieler auf dem Platz. „Geschenkt wird sich nichts“, schmunzelt Susanne Höffner. Allerdings wird auf die Jüngeren schon etwas Rücksicht genommen, gesteht die 49-Jährige zu.
Leichtere Verletzungen habe es im Eifer des Gefechtes schon gegeben, wie einen dicken Finger oder ein schmerzendes Fußgelenk. Aber gute Laune und der Zugewinn an Fitness wiegen das locker wieder auf.
Richtig bereut habe die Teilnahme folglich niemand. Beim Kampf ums Überleben zwischen den Spielfeldgrenzen haben sogar schon Zugezogene Anschluss an das Dorfleben gefunden und sind jetzt voll dabei.
Ein Vorteil beim Völkerball ist, dass Platzgröße und Spielerzahl variabel sind. So muss keiner zuschauen. Aktuell umfasst die Whatsapp-Gruppe rund 20 Spieler. Sie warten teils sehnlichst darauf, ihre Teilnahme für die nächste Begegnung zu bestätigen. Bis zu 30 Aktive waren schon gelistet. Aber wer dreimal nicht dabei ist, wird wieder aus der Gruppe der potenziellen Mitspieler entfernt. „Wir wollen ja nicht, dass 100 000 Leute mitlesen“, begründet Gertrud Kramer das Ausschlussverfahren. Es hat seinen Grund. Manches Erlebnis auf dem Platz werde heiter nachgekartet und sei nicht für das ganze Dorf bestimmt.
Dennoch legen die Initiatorinnen Wert auf Zwanglosigkeit. „Niemand wird schief angeschaut, wenn er nicht mehr kommt“, fügt Susanne Höffner an. Krankheit, Schwangerschaft oder andere Verpflichtungen könnten ja jederzeit abhalten.
Geboren worden ist die Idee zum Völkerball im Spielekreis, der sich regelmäßig im Gasthaus Zur Traube trifft. Dort kam der Gedanke auf, auch mal etwas im Freien zu machen.
„Geschenkt wird sich nichts.“
Susanne Höffner zum Einsatz auf dem Platz
Los geht die Saison im März. Bereits im Spätwinter wird gestichelt, wann es wieder so weit ist. Mit den kürzer werdenden Tagen klingt das Völkerball-Jahr Ende September/Anfang Oktober aus.
Richtig schön ist es, wenn die Sportler nach zwei bis drei Stunden Schlagabtausch den Tag noch beim gemeinsamen Zusammensitzen am Wassertretbecken bei einem Getränk ausklingen lassen. Wer mitspielen möchte, kann sich bei Gertrud Kramer, Tel.-Nr.: 09704/6531 melden. Wahrscheinlich wird auch diesen Sonntag gespielt.