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LKR. BAD KISSINGEN: „Nachbarn der Vergangenheit“

LKR. BAD KISSINGEN

„Nachbarn der Vergangenheit“

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    Gustav Neustädter mit seinen drei Jungs (1932). Er kam 1920 von Sulzbürg nach Maßbach. 1924 zog er mit seiner Familie nach Bad Kissingen. Hier war er auch als Kultusbeamter in der jüdischen Gemeinde tätig.
    Gustav Neustädter mit seinen drei Jungs (1932). Er kam 1920 von Sulzbürg nach Maßbach. 1924 zog er mit seiner Familie nach Bad Kissingen. Hier war er auch als Kultusbeamter in der jüdischen Gemeinde tätig. Foto: ikrapf

    Die Juden waren in den Dörfern integriert. Es gab beispielsweise in Bad Brückenau und in Steinach die „Straße zur Synagoge“, andernorts den „Judenrain“ oder „Salomons Gütlein“. Cornelia Mence, gebürtige Brückenauerin, erinnert sich selbst noch daran, als Kind im „Schabbesgärtchen“ gespielt zu haben – dort wo sich die Juden nach dem Gottesdienst zu Gesprächen trafen.

    Die Juden lebten schon vor dem „Toleranz-Edikt“ von 1806 in vielen Gemeinden „selbstbestimmt“, so Cornelia Mence. Sie bauten Synagogen und richteten jüdische Schulen ein. So entstand in Maßbach 1715 die erste Synagoge. Damals lebten etwa 120 Juden dort, 100 Jahre später waren es 170 Personen. 1777 stiftete Moses Sußmann eine jüdische Schule, in die auch Schüler aus Thundorf und Poppenlauer gingen.

    Um 1813 lebten laut Volkszählung beispielsweise in Westheim und in Völkersleier je 210 Juden, in Maßbach 187, in Bad Kissingen 171 und in Steinach 126. Im Jahr 1910 war Bad Kissingen nach Mences Recherchen mit 310 Personen die stärkste jüdische Gemeinde, danach kamen Bad Brückenau (124) und Hammelburg (119). Aber auch in Steinach lebten 80 und in Poppenlauer und Westheim um die 70 Bürger jüdischen Glaubens.

    Interessant sind auch Ersterwähnungsdaten jüdischer Personen während des Zeitraums 1485 bis 1800. In Bad Kissingen werden Juden erstmals im Jahr 1525 erwähnt, in Maßbach 1556. Es bestehe in dem 446-seitigen großformatigen Band kein Anspruch auf Vollständigkeit, was Namen und Daten angeht, sagen die Mences. Dennoch: Die detektivische Kleinarbeit beim Sichten sowie bei der Aufbereitung des Materials ist nicht zu kaschieren.

    Man überlege sich allein schon, wieviel Aufwand es bedeutete, die Liste mit 6200 Namen von jüdischen Mitbürgern aus 23 Gemeinden des Landkreises aufzuspüren und zusammen zu stellen – Menschen, die zwischen 1739 und 1943 hier lebten. „Wenn es das Buch nicht gäbe, wären all diese Leute verschwunden“, resümiert Cornelia Binder. „So bleiben sie in Erinnerung.“

    Infos zum Buch bei Cornelia und Michael Mence, E-Mail: rapunzelbi@web.de

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