Es ist die zweite gute Nachricht innerhalb weniger Tage für die Hammelburger Wirtschaft: Wie gestern bekannt wurde, hat die Reifen-Müller GmbH (Zeitlofs/Hammelburg) das Gelände der ehemaligen Schreinerei Mai im Westheimer Gewerbepark Saaletal gekauft, um dort mit einem Werk zur Runderneuerung von Lkw-Reifen einzuziehen. In der vergangenen Woche hatte der Papiersack-Hersteller F + B seinen Umzug von Karlstadt in das Westheimer Gewerbegebiet verkündet (wir berichteten).
Juniorchef Uwe Müller bestätigte gestern auf Anfrage der Main-Post, dass am Mittwoch der Kauf der ehemaligen Schreinerei Mai beim Notar besiegelt wurde. Nach Aussage von Insolvenzverwalter Bruno Fraas in Zellingen hat Firmenchef Otto Müller die gesamte Immobilie in ihrem jetzigen Zustand erworben. Die Höhe des Kaufpreises wurde nicht genannt.
Wie Juniorchef Uwe Müller durchblicken ließ, will Reifen-Müller über den Umzug nach Westheim hinaus in Hammelburg expandieren. Mittelfristig werde der Firmenstandort Zeitlofs zu Gunsten von Hammelburg und Westheim aufgegeben, sagte Müller. Reifen-Müller hat bereits ein Zentrallager in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße und ein Service-Zentrum in der Fuldaer Straße. Hammelburgs Bürgermeister Arnold Zeller sagte gestern, dass Reifen-Müller eine Option auf ein Nachbargrundstück eingeräumt worden sei. Müller habe dieses vom Stadtrat abgesegnete Angebot angenommen. Das 5000 bis 6000 Quadratmeter große Grundstück gehörte laut Zeller der Mutter von Ex-Schreinerei-Chef Peter Mai. Weil sie das Areal entgegen der Vorgaben nicht bebaut habe, sei es zurück ins Eigentum der Stadt gefallen.
"Im Lauf des Jahres"
Nach den Worten von Uwe Müller soll das Werk zur Runderneuerung von Lkw-Reifen "im Laufe des Jahres oder Anfang nächsten Jahres" in der früheren Schreinerei Mai eingerichtet werden. Die Räumlichkeiten dort seien gut für das neue Werk geeignet, Umbauten in größerem Stil seien nicht erforderlich, sagte Uwe Müller gegenüber der Main-Post. Wie berichtet, war über die Schreinerei Mai ein Insolvenzverfahren eröffnet worden, weil der 100 Jahre alte Familienbetrieb zahlungsunfähig geworden war. Die Schreinerei war erst 1996 von Hammelburg in den Gewerbepark nach Westheim umgezogen - verbunden mit Millionen-Investitionen.
Nach eigenen Angaben werden bei Reifen-Müller im Moment etwa 30 000 Lastwagen-Reifen pro Jahr runderneuert - Tendenz steigend. Weil es für den Betrieb in Zeitlofs keine Chance zur Erweiterung gebe, habe man sich für den Umzug nach Westheim entschlossen, so Uwe Müller. Die etwa 20 in der Runderneuerung beschäftigten Mitarbeiter würden komplett in die Ex-Schreinerei Mai wechseln. Wegen der starken Nachfrage sei damit zu rechnen, dass in Westheim die Zahl der Beschäftigten auf lange Sicht steigen werde.
Müller zufolge macht die Runderneuerung heute etwa 15 Prozent des Firmenumsatzes aus. Die Sparte sei ein sehr wichtiger Teil des Unternehmens. Das Westheimer Werk werde von der Tochterfirma Reifen-Müller GmbH Runderneuerungswerk geführt. Reifen-Müller habe alles in allem 180 Mitarbeiter und 17 Außendienststellen in Unter- und Mittelfranken.
Das Bekenntnis zum Firmenstandort Hammelburg geht für Reifen-Müller offenbar noch weit über die Werksverlagerung nach Westheim hinaus. Wie Juniorchef Müller gestern bestätigte, wolle sein Unternehmen in der Dr.-Georg-Schäfer-Straße schräg gegenüber von Möbel Hufnagel einen neuen Servicebetrieb bauen. Das Gelände sei kürzlich gekauft worden.
Insolvenzverwalter Fraas sagte, dass mit dem Verkaufserlös jetzt zunächst die Forderungen der Hausbank der Schreinerei Mai befriedigt würden. Fraas bestätigte, dass es Mai-Gläubiger gebe, die leer ausgingen. Offen ist noch eine Forderung von Peter Mai an die Stadt in Höhe von etwa 500 000 Mark, die im Zusammenhang steht mit dem Umzug der Schreinerei von Hammelburg nach Westheim. Ob wegen dieser Forderung die Gerichte bemüht werden, werde derzeit geprüft, sagte Fraas.