Von Ende August letzten Jahres bis zum Freitag letzter Woche verbrachte Florian Eickhoff zusammen mit seinen beiden Kommilitonen Alexander Bahn und Stefan Eyrich-Halbig (Oberthulba) ein Praktikumsemester im Bauingenieurwesen im fernen Taiwan. Es war eine Zeit, die alle Drei nicht missen möchten.
Florian Eickhoff, 1985 geboren, absolvierte die Realschule, lernte den Beruf des Bauzeichners bei der Fertighausfirma Wolf in Gefäll, ließ sich die folgenden zwei Jahre als staatlich geprüfter Bautechniker ausbilden und studierte dabei Mathematik und Englisch, um die Hochschulreife zu erlangen. Zur Zeit bereitet er sich auf seinen Bachelor im Bauingenieurwesen an der Fachhochschule Würzburg vor, vorgesehen ist im Anschluss der akademische Mastergrad. In Gefäll ist Eickhoff stellvertretender Vorsitzender des Musikvereins, Kassier des Gesangvereins Harmonie und sitzt seit 2008 im Marktgemeinderat.
Schmackhaft machte das ungewöhnliche Auslandspraktikum den Dreien ihr Professor in Gebäude-Technik. Er ist gleichzeitig involviert in einer Firma in Taiwan, die an Großprojekten im Bereich Haus- und Gebäudetechnik beteiligt ist. Motiviert belegten sie ein halbes Jahr lang einen Chinesisch-Kurs an der Fachhochschule. In Taipeh, ihrem Zielort, bezogen sie eine Wohnung, wobei die Außenhandelskammer Taipeh ihnen sehr behilflich war. Die Firma, in der sie ihr Praktikum ableisteten, erwies sich als einer der größten Mischkonzerne Taiwans.
Recht interessant und abwechselungsreich waren die Arbeitsgebiete, in die sie eingewiesen wurden. In den ersten sechs Wochen waren sie mit Ingenieuren in ein Großprojekt mit 600 Wohneinheiten eingebunden. Sie lebten in Yilan zusammen mit den Bauarbeitern und genossen den herzlichen Kontakt bei der Arbeit und die gemeinsamen abendlichen Unternehmungen.
Es schlossen sich sechs Wochen in einer Betonfertigteilfabrik in Yangmei an. Hier dokumentierten sie die Arbeitsvorgänge und verglichen sie in Darstellungen mit europäischer Vorgangsweise. In Taipeh, ihrem Hauptwohnsitz, wurden sie in städtebauliche Entwicklung und aktuellen Bauvorhaben eingebunden. Immer wieder waren ihre europäischen Ideen gefragt. So präsentierte Eickhoff den Einbau von Bädern von Pflegeheimen, der auch gleich übernommen wurde. Er griff auf die Techniken aus den Pflegeheimen „Saaleufer“ in Bad Bocklet und „Kissinger Sonne“ zurück, die in seiner Gefäller Lehrfirma entwickelt worden waren.
Unangenehme Erinnerungen weckt in ihm noch immer der Besuch in der „Snake-Ally“, einem Nachtmarkt taiwanesischer Köstlichkeiten. Er „musste“ unter anderem Schlangenfleisch essen und Schlangenblut trinken. „Grässlich,“ findet er das heute. Aber es gilt als unhöflich, Speisen abzulehnen.
Den Rückflug buchten die Drei über Shanghai. Als erfahrene Stadtführerin erwies sich ihnen die einheimische Emily, die vor zwei Jahren als Au-pair-Mädchen in Gefäll arbeitete. Unverständlich war für Eickhoff die taiwanesische Arbeitsweise. Auf je zwei Arbeiter kam ein Ingenieur, der in etwa unseren Polieren entspricht. Die Bauwerke entsprechen Hightech-Anforderungen, die Arbeit wird aber mit zum Teil veralterten Mitteln ausgeführt. So war Eickhoff immer wieder entsetzt, dass zum Einschalen noch Schalbretter verwendet werden, eine Technik, die hier als veraltet gilt.
Fachlich hätte ein Praktikum an einem europäischen Großunternehmen mehr bringen können. Aber die Erfahrungen, die sie machten, möchten sie nicht mehr missen. Kontakt zur Heimat hatte Eickhoff immer. Täglich las er im Internet die „Main-Post“.