Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten

BAD KISSINGEN (JEB/ZOCH): Sicher ist nur eine saftige Strafe

BAD KISSINGEN (JEB/ZOCH)

Sicher ist nur eine saftige Strafe

    • |
    • |

    Viele Autofahrer sind schon einmal in sie hinein getappt: Radarfallen. An allen möglichen und unmöglichen Stellen stehen die kleinen grauen Kästen, parken die Autos mit den getönten Scheiben oder stehen die Beamten mit der modernen Laserpistole. Nur wenige Stundenkilometer über dem Erlaubten und der Griff ins Portemonnaie wird teuer. Dabei muss man gar nicht, wie im Mai ein BMW-Fahrer im Langen Schiff bei Nüdlingen, mit 232 Stundenkilometern über die Landstraße brettern - übrigens unterfränkischer Rekord.

    Internetseiten sprechen den Rasern aus dem Herzen, indem sie den "Luxus vom entspannten Fahren" propagieren und ihre Radarwarnanlagen anpreisen. Sie heißen "Blinder Laser Jammer", "Car Flash" oder "Stinger" und treten blitzend, piepsend oder frequenzstörend den Feldzug gegen die polizeilichen Eingriffe an. Wenn es da nicht ein Problem gäbe: "Diese Geräte sind in Bayern nicht erlaubt", so Karl-Heinz Schmitt, Pressesprecher der Polizeidirektion Schweinfurt.

    In einem Urteil vom 16. Juli 1998 hat das Verwaltungsgericht München entschieden, dass Radarwarngeräte von Polizeibeamten sichergestellt und vernichtet werden dürfen. Zusätzlich droht dem Besitzer ein doppelt saftiges Bußgeld. Denn: "Schon das Vorhandensein eines Warngerätes offenbart die Absicht des Fahrers, Verkehrswidrigkeiten zu begehen", so die Polizei in einer Mitteilung. Es ist also sogar egal, ob das Gerät ein- oder ausgeschaltet ist.

    Diese Meinung teilt auch Maximilian Maurer von der Pressestelle des ADAC. "Geschwindigkeitsbegrenzungen sind dazu da, sie einzuhalten. Die Autofahrer wiegen sich in falscher Sicherheit." Untersuchungen des ADAC haben ergeben, dass die Anti-Blitzer bei weitem nicht so zuverlässig warnen, wie die Hersteller werben. In einem Versuch vom Juli 1996 waren zwei von erprobten drei Geräten unbrauchbar. Selbst wenn sie es wären, "heutzutage wird vielleicht noch die Hälfte aller Geschwindigkeitskontrollen mit einem Radargerät durchgeführt", so Johann Nowicki von der ADAC-Verkehrstechnik. Gegen Lichtschranken, Luftschlauchsensoren, Rotlichtüberwachungen und ähnlichen helfen die Geräte nicht.

    Etwas anders sieht es bei Geräten aus, die vor den Laserpistolen der Polizei warnen. In Tests erreichten die immerhin eine Erfolgsquote von 66 Prozent. Bei Stadtfahrten existieren allerdings viele Störquellen, ob funkgesteuerte Ampeln, Handy-Strahlung oder Türöffner in Geschäften. "Bei einer 18 Kilometer langen Testfahrt durch München wurden im Schnitt alle 400 Meter Fehlalarme ausgelöst", berichtet Nowicki.

    In Bad Kissingen sind die Radarwarnanlagen am Ladentisch nur schwer zu bekommen. So hat der Großhändler für Kfz-Zubehör Kleinhenz keine einzige dieser Anlagen auf Lager, wie Jürgen Kunstmann auf Anfrage bestätigt. "Die Nachfrage ist einfach zu gering," sagt er. Zudem bezweifelt Kunstmann die Wirkung der Warnanlagen. Wünscht ein Kunde jedoch ausdrücklich eine Radarwarnanlage, so wäre es kein Problem, eine zu beschaffen, sagt Kunstmann.

    Auch die Autoteile Reese GmbH führt Radarwarnanlagen nicht im Angebot, wie Geschäftsführer Joachim Reese sagt. Der Grund: Reese ist von der Tauglichkeit der Geräte nicht überzeugt. "Die machen nur Ärger," sagt er. "Kauft jemand ein solches Gerät und fährt trotzdem in eine Radarfalle, dann steht der am nächsten Tag wieder im Laden und reklamiert." Zudem sei die rechtliche Lage äußerst undurchsichtig.

    Explizit verboten sind Radarwarner aber nicht. Es gibt kein entsprechendes Gesetz, sondern nur die Rechtssprechung. So hat das Landgericht Bonn entschieden, das schon der Kaufvertrag über ein Radarwarngerät sittenwidrig ist.

    "Der Besitz, Erwerb, Handel von Radarwarnern ist in jedem Fall legal, sofern mit CE-Kennzeichnung", schreibt ein Anbieter auf seiner Homepage. Kaufen darf man die kleinen Wunderkästen also. Teurer Spaß für gar nichts: In Deutschland liegt die Preisspanne zwischen 630 und 1600 Mark.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden