(mm) Die Schüler der dritten und vierten Klasse der Grundschule Wildflecken erlebten zusammen mit ihren Lehrerinnen Nadine Mattis und Roswitha Raab einen besonderen Sportunterricht. Nadine Mattis hatte zwei Referentinnen des Projekts „Sport ohne Grenzen“ des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbands Bayern (BVS) in die Grundschule eingeladen, da die blinde Leonie Roth ihre Klasse besucht.
Das Programm „Sport ohne Grenzen“, 2009 mit dem Sportintegrationspreis der Stadt München ausgezeichnet, will den Sport für Menschen mit Behinderung den Kindern und Jugendlichen in Regelschulen und Fördereinrichtungen näher bringen. Nur wer vom anderen weiß, kann Barrieren abbauen und den anderen akzeptieren, lautet die Überlegung, die dahinter steckt. Integration ist das erklärte Ziel dieses Projekts, das Sportarten vorstellt, die speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt wurden.
Ein zehnminütiger Dokumentarfilm, aufgenommen bei den Paralympics im Sommer 2008 in Peking, gab den Schülern zu Beginn Einblick in die verschiedenen Sportarten und Disziplinen für Athleten mit Behinderung. Im Anschluss daran wurden den Schülern die Spielregeln des „Goalball“ erklärt. Bei der bei den Paralympics vertretenen Sportart wird, ähnlich wie beim Torball, ein Ball mit integriertem Glöckchen verwendet, den Blinde oder sehbehinderte Sportler mit ihrem Gehör orten können.
Um das nachempfinden zu können, bekamen die Dritt- und Viertklässler blickdichte Augenbinden. Ziel im Spiel war es, den Ball über die Grundlinie der gegnerischen Spielhälfte zu rollen und damit einen Punkt zu erzielen. In verschiedenen Spielrunden trugen die Klassen 3 und 4 ein Goalball-Turnier aus. Die Kinder erfuhren hautnah, wie schwierig es ist, wenn man auf das Sehen verzichten muss.
Sie waren sich hinterher einig, dass eine Sportart, die von außen betrachtet relativ einfach erscheint, mit verschlossenen Augen eine ganz neue Herausforderung darstellt. Mit großer Begeisterung berichteten sie in der abschließenden Gesprächsrunde von ihren Erfahrungen auf dem Spielfeld: „Man hat fast das Gefühl, alleine zu spielen, weil man seine Teamkollegen ja nicht sehen kann“, meinte Luca. Und Franziska ergänzt: „Jetzt kann ich mich endlich in Leonie hineinversetzen und weiß, wie es sich anfühlt, blind zu sein. Ich würde Leonie ganz arg wünschen, dass sie so sehen kann wie wir.“ Nach diesem Projekt werden manche Schülerinnen und Schüler den Behindertensport mit Sicherheit mit anderen Augen sehen.