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HAMMELBURG: Supermarkt und Autohaus unter dem Hammer

HAMMELBURG

Supermarkt und Autohaus unter dem Hammer

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    Versteigert: Supermarkt-Gebäude und Autohaus an der Ziegelhütte.
    Versteigert: Supermarkt-Gebäude und Autohaus an der Ziegelhütte. Foto: Montage: Adrian Böhm/Foto: W.Dünnebier

    Spannung boten zwei Zwangsversteigerungen aus dem Eigentum des früheren Autohauses Marterstock. Zu haben waren jetzt am Amtsgericht Schweinfurt Supermarkt-Immobile und Werkstattgebäude im Gewerbegebiet Ziegelhütte. Würden sie trotz Altlasten im Boden (wir berichteten) auf Bieterinteresse stoßen? Schadstoff-Gutachten warnen vor Belastungen durch Altöl und halogenierte Kohlenwasserstoffe aus dem Werkstattbetrieb seit den 1960er Jahren.

    Beim Aufruf des Supermarktes herrschte Staunen. In der zwölf Jahre alten Gewerbeimmobilie ist bis 2015 Rewe eingemietet. Mindestens 20 Anrufer hatten sich vorher zu dem Komplex erkundigt, weiß Rechtspfleger Bernhard Fiehl.

    Nur ein Interessent saß schließlich im Raum. Edgar Hartung (Dipperz) gab nach längerer Bedenkzeit das einzige Gebot in Höhe von 812 000 Euro ab. Dies ist gerade mal der halbe Verkehrswert.

    Den Zuschlag erhielt Hartung schon mal. Ob er auch Eigentümer wird, ist offen. Wilfried Nürnberg stellt als Vertreter des Gläubigers Debeka den Antrag auf einen Verkündigungstermin. Zwei Wochen Bedenkzeit zu dem Gebot gewinnt Nürnberg so. Dieses Gläubiger-Veto gibt es bei Versteigerungen, bei denen im ersten Anlauf weniger als 7/10 des Verkehrswertes geboten werden.

    Die Versteigerung gab auch Aufschluss über die Verunsicherung angesichts der Lebensmittels-Anbieterdichte in Hammelburg. Es sei eher unwahrscheinlich das nach dem Ablauf des 15-jährigen Mietvertrages in dieser Lage wieder eine monatliche Kaltmiete von 22 000 Euro erzielt wird, ist zu hören.

    Schnelllebig ist die Zeit für Gewerbeimmobilien. Sie werden auf 25 bis 30 Jahre gerechnet. Oft würden sie dann den Mietern nicht mehr genügen, in der Nachbarschaft schössen größere Märkte aus dem Boden. Edgar Hartung strebt eine Weitervermietung an und will sich an der Nachfrage in der Stadt orientieren.

    Eher gering werden die Altlasten unter dem Supermarkt eingestuft. Sie stammen vom ehemaligen Autoabstellplatz. Ein Gutachten fordert eine Beobachtungsstelle für rund 10 000 Euro. Der Zwangsverwalter wundert sich, dass das Landratsamt nicht genauere Vorgaben gemacht hat.

    Schlimmer sind die Altlasten unter dem Autohaus. Zu dessen Versteigerung wird der nüchterne Sitzungssaal voller. 20 Zuhörer sind erschienen. Rechtspfleger Fiehl macht dem Publikum klar, warum es mit einem Autohaus-Kauf für einen Euro nichts wird. So niedrig ist der Verkehrswert angesetzt, wegen des verseuchten Bodens. Dazu addieren sich wie schon beim Supermarkt Gerichtskosten, Gutachterkosten sowie offene Grundsteuer und Kanalbeiträge.

    Sie treiben das Mindestgebot jenseits von 40 000 Euro. 30 Minuten haben die Anwesenden Zeit zum Bieten. Nach zehn Minuten Stille der erste Vorstoß: 45 000 Euro von einem Autovertragshändler aus dem Nachbarlandkreis stehen im Raum. Zwei weitere Gebote folgen, lange dauert die Abklärung ihrer Personalien. „Ist das langweilig“, stöhnt ein Schaulustiger. Dann bietet ein örtlicher Getränkehändler 75 000 Euro.

    Kurz vor Ende der Gebotsfrist kommt Bewegung in den Raum. Eine kleine Schlussrallye setzt ein. Für 115 000 Euro bekommen zwei Vertreter der Libare Verwaltungs GmbH & Co. KG (Willingen) den Zuschlag. Was sie mit dem Autohaus machen, sei noch offen, so die neuen Eigentümer. Ihr Betätigungsfeld sei Projektplanung und Rückbau. Einen Abriss schließen sie nicht aus.

    Wilfrid Nürnberg als Gläubigervertreter ist überrascht über den hohen Preis, den das Autohaus erzielt. Leichtfertig mitgeboten hat nach seinem Eindruck keiner. Alle hätten sich in die umfangreichen Schadstoff-Gutachten eingelesen.

    Sie raten zu ständiger Bodenkontrolle. Erste Investitionen für die Sanierung der Altlasten belaufen sich auf 116 000 Euro. So müssen alte Tanks ausgebaggert werden. Immerhin: Sollten die Behörden einverstanden sein, müssten weitere Schadstoffe im Boden nicht beseitigt werden. Es könnte eventuell reichen, sie gegen eindringendes Wasser zu versiegeln.

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