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TRIMBERG: Theodor Heuss: Und er war doch da!

TRIMBERG

Theodor Heuss: Und er war doch da!

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    Marliese Greubel ist sich sicher: „Auf der Brücke war der Heuss gesessen und hat die Trimburg gemalt.“ Theodor Heuss? Der ehemalige und erste Bundespräsident der Nachkriegsrepublik Deutschland? Das weckt die journalistische Neugier! Wenn es stimmt, was die Trimburgerin sagt, dann muss es irgendwo ja auch dieses Gemälde von der Trimburg geben.

    Die Recherchearbeit beginnt. Zuerst einmal im Internet. Theodor Heuss hat auch publizistisch gearbeitet. Kulturpolitische Aufsätze hat er veröffentlicht. Als die Nazis seine Texte verboten, publizierte er unter Pseudonym weiter. Er war Mitglied der DDP, die als linksliberale Partei der Weimarer Republik bezeichnet wird. Geheiratet hatte er 1908 seine Frau Elly Heuss-Knapp, die später das Müttergenesungswerk gründete. Trauzeuge war Albert Schweitzer gewesen.

    Nach dem Krieg, 1948, war Heuss Gründungsmitglied der FDP, deren liberale Grundhaltung weit über den Wirtschaftsliberalismus hinausging, für den die Partei heute bekannt ist. Von 1949 bis 1959 war er der erste Bundespräsident Deutschlands. Er starb 1963 kurz vor seinem 80. Geburtstag. 1953 hatte er die Deutsche Künstlerhilfe gegründet, die Künstler in Not unterstützt.

    Heuss besaß anscheinend ein Herz für die Kunst. Und er promovierte über den Weinbau in Heilbronn am Neckar. In Sachen Wein könnte sich ein Interessenszusammenhang zu den Hängen der Trimburg ergeben.

    Ob Heuss tatsächlich auf der Trimberger Brücke gesessen hat, das steht im Internet nicht. Aber dass er öfters in der Region zu Gast war, das beweist das Archiv von Josef Kirchner. Hier finden sich mehrere alte Schwarz-Weiß-Fotos von Heuss, als er beispielsweise Hammelburg besuchte. Auch in der benachbarten Kurstadt war er zu Gast sowie in Schweinfurt und Karlstadt. Er war also da.

    In Brackenheim nahe Heilbronn, der Geburtsstadt von Heuss gibt es ein Theodor-Heuss-Museum und auf dessen Webseite interessante Informationen: Heuss war auch als Zeichner und Dichter aktiv. Ein Anruf dort: Christiane Ketterle von der Stiftung Heuss-Haus hilft bereitwillig weiter. Sie besitzt ein Verzeichnis der Zeichnungen von Heuss und mailt: „Ich habe Ihre Trimburg gefunden. Die Zeichnung ist verzeichnet in dem Skizzenbuch XV 32, datiert vom 29.5.1955.“ Na wunderbar! Es gibt eine Zeichnung!

    Im Archiv der Main-Post findet sich in der Ausgabe vom 17. Mai 1955 ein Bericht von Theodor Heuss, als er Weingut und Schloss Saaleck besuchte und „in überaus herzlicher und humorvoller Atmosphäre“ einen Prälatenwein genossen hat. Der Bundespräsident habe sich als erster in das neue Gästebuch des Weingutes eingetragen.

    Das Skizzenbuch mit der Trimburgzeichnung gibt es tatsächlich, es befindet sich im Familienarchiv Heuss in der Schweiz, hat Ketterle inzwischen herausgefunden. Marina Sindram mailt von dort: „Die Originalzeichnung der Burg im Skizzenbuch ist flankiert von einer Zeichnung 'Vor Münnerstadt' und einer Zeichnung aus Bad Kissingen. Das Bild von der Trimburg zeigt das Gebäude ziemlich klein, wie es da oben auf der Anhöhe steht, und das darunterliegende Tal nimmt den größeren Teil des Blattes ein. Die Originalgröße der Zeichnungen beträgt 24,5 auf 30,5 Zentimeter. Alle drei Zeichnungen sind bis heute noch unveröffentlicht.“

    Die Zeichnung besitze keinen herausragenden künstlerischen Wert, erklärt Sindram auf Nachfrage und mailt ein Foto, das aber nicht für die Veröffentlichung freigegeben ist. Sie will aber ein Foto schicken, auf dem Heuss' Schwiegertochter Ursula Heuss-Wolff die Trimburgzeichnung präsentiert – wenn diese von ihrer Grippe genesen sei.

    Doch dazu kommt es nicht mehr. Ursula Heuss-Wolff verstirbt am 19. Oktober 2009. Trauer nicht nur in Basel. Die Schwiegertochter hatte sich seit Jahrzehnten dafür engagiert, Theodor Heuss samt Lebenswerk in Erinnerung zu halten. Ihr Tod bedeutet nicht nur für die Angehörigen einen Verlust, er zieht auch organisatorische Veränderungen nach sich. Bis die Übertragung der Urheberrechte erfolgt, liegt die Recherche auf Eis.

    Auf Anfrage hatte Sindram auch mitgeteilt, dass eine Herausgabe der Skizzenbücher für Ausstellungszwecke nicht möglich sei, dass aber Reproduktionen der Zeichnungen angefertigt werden könnten. Das dürfte den Verein Freunde der Trimburg interessieren. Otmar Pfister ist sehr interessiert. Er veranstaltet Führungen auf der Trimburg und ist im Verein Freunde der Trimburg aktiv. Er hat von dem Gerücht, dass Heuss die Trimburg malte, noch nie etwas gehört. Aber auch er muss sich nun gedulden.

    Bis Sindram wieder schreibt: „Doktor Ludwig T. Heuss tritt in Sachen Familienarchiv die Nachfolge an und übernimmt die Wahrnehmung sämtlicher Urheberrechte. Er ist damit einverstanden, dass ein Artikel und ein Foto über die Heuss'sche Trimburg-Zeichnung in der Main-Post veröffentlicht wird.“

    Was lange währt, wird endlich gut. Und Marliese Greubel hat nun eine Bestätigung Schwarz auf Weiß, dass er doch da war, Theodor Heuss, der künstlerisch begabte erste Bundespräsident der Republik.

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