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FUCHSSTADT: Troubadour im Namen Gottes

FUCHSSTADT

Troubadour im Namen Gottes

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    Troubadour im Namen Gottes
    Troubadour im Namen Gottes

    Die Wände sind tapeziert mit Zeitungsausschnitten und Plakaten. Eines sticht sofort ins Auge, das Plakat mit der Konzertankündigung von Kathy Kelly vom 21. November 2010 in der Don-Bosco-Kirche in Würzburg. Franz-Josef Tremer war damals Ehrengast. Denn er hat den Gospelchor New Future gegründet, der das berühmte Mitglied des Kelly-Familienclans dort begleitete. Wie einen Schatz bewahrt der aus Sulzthal stammende Theologe die mit einer persönlichen Widmung versehene Autogrammkarte auf. „Das Konzert hat mich damals so stark bewegt, dass ich tags darauf mein Tagebuch verlor“, erzählt der 49-Jährige. Das Tagebuch tauchte gottlob wieder auf. Es erzählt das Leben eines Menschen, der im Singen und Spielen für Christus seine Berufung sieht.

    Sein erstes Solokonzert gab Franz-Josef Tremer 1999 in der Heiligkreuzkirche in Würzburg. Es sollte aber noch elf Jahre dauern, bis der eigentliche musikalische Aufbruch kam. Es war ein Auftritt 2010 beim Kirchenjubiläum in Singenrain. Der Zeitungsausschnitt mit der Konzertrezension hängt in Tremers Musikzimmer in seiner Wohnung in Fuchsstadt. „Stehende Ovationen“ hat der „singende Theologe“ damals erhalten. Seine mystisch angehauchten Lieder „faszinierten die Zuhörer“, heißt es. „Dieses Konzert war mein musikalischer Aufbruch“, erinnert sich der heute 49-Jährige.

    Doch viele Jahre hat Tremer gebraucht, um die Musik als seine zweite Profession zu erkennen. Denn eigentlich wollte er Priester werden. Allerdings gab es da schon immer auch die große Leidenschaft zur Musik. „Es war fast eine Musiksucht“, sagt Franz-Josef Tremer. Nur sein Musiklehrer am Münnerstädter Gymnasium erkannte seine musikalische Begabung nicht und verweigerte ihm die Aufnahme in den Schulchor. Doch dann bekam der damals Zwölfjährige von seiner Tante Virginia seine erste Gitarre und von den Eltern sein erstes Liederbuch. „Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen und hätte am liebsten sofort geübt“, erinnert sich Tremer. Aber erst am nächsten Tag nach der Schule durfte er den Bettelmusikant, so hieß das Liederheft, hervorholen.

    Fasziniert von der Musik fing der Zwölfjährige, der inzwischen Klavierunterricht bekam, auch zu Komponieren an. Mit 17 schrieb er sein erstes eigenes Lied über die Sonne. In der Folgezeit entstanden weitere Lieder, so zum Beispiel sein inhaltlich tiefstes Lied „Kindsein vor Gott“. Mit Klassenkameraden gründete er die Band Ursprung, mit der er Gottesdienste begleitete. 1981 erklang dann erstmals auch in der Kirche seiner Heimatgemeinde eine Elektrogitarre. „Es war der erste Gottesdienst mit Rockband in Sulzthal“, erinnert sich Tremer, der sich zeitlebens für die Rockmusik als andere Art der musikalischen Gottesdienstgestaltung eingesetzt hat.

    Für Franz-Josef Tremer war die Musik immer eine Form von Gotteserfahrung. Nach dem Abitur tritt er ins Priesterseminar in Würzburg ein. Sein musikalisches Wirken baut er in dieser Zeit aus, gründet mit Studenten der Schönstattbewegung die Formation Fontana und die philosophisch-theologische Zeitschrift integration, in der er Artikel zur Musik publiziert. Nebenbei nimmt er Orgelunterricht und singt in der Schola des Priesterseminars.

    Doch während des Theologie- und Philosophiestudiums kommen ihm Zweifel, ob dies sein Weg ist. „Ich war mir mit dem Zölibat nicht klar.“ Mit dem Diplom in der Tasche verlässt der damals 26-Jährige das Priesterseminar. Es folgen 20 Monate Zivildienst bei der Caritas. Danach macht Tremer eine Religionslehrerausbildung in der Diözese Augsburg und unterrichtet in Neuburg an der Donau. Doch die Lehrtätigkeit ist nicht das Richtige für ihn. 1992 kehrt er wieder in seine Heimatdiözese zurück und arbeitet als Gemeindeassistent in der Würzburger Zellerau.

    „Das war eine heftige Zeit“, erinnert sich Tremer. Auf der einen Seite die Pfarreiarbeit im sozialen Brennpunkt, auf der anderen Seite sein starkes musikalisches Engagement. Mit der Gruppe Lichtblick, die er mitgegründet hat, tourt Tremer damals durch Unterfranken und führt Musicals auf. Jede freie Minute widmet er der Musik. Er komponiert, gründet den Chor New Future, engagiert sich im diözesanen Arbeitskreis Neues Geistliches Lied, beschäftigt sich mit Jazz- und Popularmusik, veröffentlicht Studien zum Thema „Christentum, Religion, Popularmusik“ und studiert nebenbei an der Würzburger Uni Musikwissenschaft.

    „Ich habe in der Überforderung gelebt“, erkennt Tremer heute. 1999 muss er sich deshalb eine therapeutische Auszeit nehmen. Sie war gleichzeitig der Beginn seiner Karriere als geistlicher Liedermacher. Tremer lernt Gedichte von Elli Michler kennen und beginnt, diese zu vertonen. „Ich hatte vor dieser Auszeit schon Lieder gemacht, aber jetzt stiegen plötzlich Melodien aus meiner Seele auf.“ Das Liedermachen wird intensiver und gipfelt im ersten Solokonzert in der Heiligkreuzkirche in Würzburg. Der junge Theologe singt 20 Lieder, sieben davon sind Eigenkompositionen.

    Die Musik bringt Tremer wieder zurück in den Beruf. Er zieht 1999 nach Stockstadt und arbeitet dort als Gemeindereferent. Tremer gründet das Duo „Rock my Soul“ mit Monika Scharf, konzertiert nebenbei als Solist, beginnt jetzt selbst Liedtexte zu schreiben, reist nach Rom und spielt in der Audienzhalle im Vatikan beim Warten auf den Papst „Smoke on the water“ auf seiner Gitarre.

    „Mir geht es um die künstlerische Vielfalt“, fordert Tremer mehr Offenheit für Musik in der Kirche. Warum sollte nicht mal der schwedische Rockmusiker Yngwie Malmsteen eine Papstmesse spielen? Das würde junge Leute begeistern, ist Tremer überzeugt.

    Er selbst ist zu den leiseren Tönen zurückgekehrt. Mit seinem Konzertprogramm „Unruhig ist unser Herz“ will Franz-Josef Tremer seinen Glauben musikalisch ausdrücken und gleichzeitig seinen Zuhörern eine Gotteserfahrung vermitteln. Er singt von „Mystischer Liebe“ und vom „Heiligen Geist“, von den Gefahren der Kernkraft und dem Burnout, vom Aufbruch nach einer Krise und vom „Licht in mir“. Dazwischen gibt es Orgel- und Gitarrenimprovisationen, bei denen der Theologe sein Können als Instrumentalist beweist. „Ich will keine Show machen, sondern authentisch sein“, sagt der 49-Jährige, der jetzt auf seinem Weg angekommen ist.

    Information: Franz-Josef Tremer lebt in einer Auszeit in Fuchsstadt. Am 21. Oktober gibt er sein nächstes Konzert „Unruhig ist unser Herz“ im Schönstatt-Zentrum Marienberg in Bamberg/Schesslitz. Beginn ist um 13.30 Uhr.

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