Als Manfred Wagner als Kind in Hammelburg angefangen hatte, sich für Briefmarken zu interessieren und dadurch auch zum Sammeln von Kristallen, Edelsteinen und Mineralien kam, dachte er noch nicht im Traum daran, dass er später als einer der ersten Forscher überhaupt in der Lage sein würde, durch künstliche Kristalle Licht zu erzeugen.
Der gute alte Glühfaden hat die Welt revolutioniert. Doch der Fortschritt nimmt fast unbemerkt seinen Lauf. Eines der Zauberworte heißt LED. Wenn der kleine Peter heute mit leuchtenden Augen vor dem Weihnachtsbaum steht, kann es sein, dass darin schon die neue Beleuchtungstechnik steckt.
Genauso wie die tolle Kugellampe, die Peterchens Mama Tante Gisela zu Weihnachten geschenkt hat, welche die Farben so schön wechselt von grün zu blau nach orange ins tiefgehende rot. Da steckt sie auf jeden Fall drin, die neue Technik, von der hier die Rede ist.
Peter fragt sich, wie dieses Licht entsteht, das ihm überall begegnet, die vielen Weihnachtslichter, die Beleuchtung im Handy, die Lichter an seiner Stereoanlage, das Farbenlichtspiel von Tante Giselas Lampe und viele andere.
Mit Nobelpreisträger gearbeitet
Worum es sich da genau handelt, kann Manfred Wagner besonders gut erklären. Er ist Physiker und hat auf dem Gebiet der Festkörperphysik in seinem Uni-Labor in Würzburg schon vor 30 Jahren unter der Anleitung von Professor Dr. Landwehr mit seinen Kollegen geforscht. Einer davon war der heutige Professor Dr. Klaus von Klitzing, der 1985 den Nobelpreis bekommen hat - für bahnbrechende Grundlagenforschung an Galvanischen Eigenschaften, für die Entdeckung des so genannten quantisierten Hall-Effekts. Ein praktischer Nebeneffekt davon ist die LED- Leuchttechnik .
Manfred Wagner spricht von der "Zauberwelt der Edelsteine" und gerät ins Schwärmen: "Künstliche Kristalle stecken in der LED Beleuchtungstechnik drin. Wir Physiker haben geforscht und herausgefunden wie solche Kristalle reagieren, wenn man sie unter Strom setzt, und siehe da, sie fingen an zu leuchten. Dazu haben wir mit zwei Golddrähten Spannung an den Kristall angelegt. Der Kristall möchte die Energie sofort wieder loslassen und gibt diese elektrische Aufladung wieder in Form von sichtbaren und unsichtbarem Licht ab." Die Leuchtkraft und die Farbe sind abhängig vom verwendeten Kristall, wie dieser vorbehandelt und welche Spannung angelegt wird. Das Licht war neu erfunden. Dabei war das gar nicht das Ziel der Forschung, sondern stellte sich als nützlicher Nebeneffekt des Hall-Effekts heraus.
Zufällige Entdeckung
Die eigentliche Aufgabenstellung war damals für die Forschungsgruppe, galvanomagnetische Eigenschaften zu testen. Dabei wurde es hell und man entdeckte eine neue Lichtquelle. "Mit einer berechneten und gezielten Anwendung von extrem starken Magnetfeldern, Temperaturen und der richtigen Wahl der Kristalle macht der Physiker mit den Wunderdingen der Natur technische Wunder", so Wagner.
Der kleine Peter staunt mit leuchtenden Augen: "Dann ist ja Tante Giselas Lampe eine Leuchtkristalllampe!" Manfred Wagner schmunzelt und erinnert sich zurück, wie alles angefangen hat, er war kaum älter als der kleine Peter als er anfing Edelsteine zu sammeln . . .
Auch heute noch baut die Forschung auf die Technik auf, an deren Entwicklung der Hammelburger wesentlichen Anteil hatte. So ging der Nobelpreis für Physik 2005 unter anderem an den deutschen Professor Theodor W. Hänsch zusammen mit dem US-Amerikaner John L. Hall für ihre laserbasierte Präzisions-Spektroskopie zur genaueren Messung der Geschwindigkeit oder Frequenz des Lichts. Hänsch forschte über die Farben des Lichts in der Lasertechnologie und entwickelte eine Methode, mit der er das Farbspektrum in seine einzelnen Frequenzen zerlegt. Die Grundlagen dafür basieren auf dem Hall Effekt, an dem Manfred Wagner schon in den 70er Jahren forschte.