Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bad Kissingen
Icon Pfeil nach unten

BAD BRÜCKENAU: Von wegen „Ich bin dann mal weg“

BAD BRÜCKENAU

Von wegen „Ich bin dann mal weg“

    • |
    • |
    Mit Komiker-Star Harpe Kerkeling haben Werner und Elisabeth Alferink das Werben für den Jakobusweg gemeinsam. Elisabeth Alferink schreibt Bücher mit eigenen Fotos zum Jakobusweg.WOLFGANG DÜNNEBIER
    Mit Komiker-Star Harpe Kerkeling haben Werner und Elisabeth Alferink das Werben für den Jakobusweg gemeinsam. Elisabeth Alferink schreibt Bücher mit eigenen Fotos zum Jakobusweg.WOLFGANG DÜNNEBIER Foto: FOTO

    Mit einem populären „Ich bin dann mal weg“ ist es für das Ehepaar Alferink nicht getan. Die beiden Ruheständler haben sich voll und ganz dem Jakobsweg verschrieben. „Ein Vollkzeit-Job“, sagt Elisabeth Alferink. Seit 1988 ist Werner Alferik Präsident der Fränkischen St. Jakobus-Gesellschaft. Seine Frau hat Bücher über den Jakobusweg geschrieben. Sie möchte den Weg von dem esotherischen Schnickschnack befreien.

    Dass sie beim Werben für den Jakobsweg im Komiker Hape Kerkeling einen prominenten Mitstreiter gefunden haben, freut beide. Die Begeisterung für die Selbstfindung zu Fuß mit wenig Gepäck, Gottvertrauen und spartanischer Unterbringung verbindet sie mit dem Fernsehstar. „Seine Ergriffenheit wird spürbar“, bescheinigt Alferink dem Bestseller-Autor. Er würdigt, dass dieser sich für das Erlebnis Jakobsweg mit sechs Wochen im Vergleich zu anderen viel Zeit genommen habe.

    Möglicherweise werde das Buch des Fernsehstars den Boom für das Pilgern noch anheizen. „Der Kerkeling-Faktor kommt erst noch“, denkt der Präsident. Jahr für Jahr nimmt die Zahl der Pilger zu, vor 20 Jahren sei der Weg kaum ein Thema gewesen.

    Anmeldungen für den Jakobsweg gingen heuer schon so viele ein, wie im Vorjahr erst 14 Tage später. Rund 4200 Ausweise, das sind 40 Prozent aller Ausweise für deutsche Pilger, stellen die Alferinks pro Jahr aus. Nur mit den Quartierstempeln darin gibt es am Ziel Santiago de Compostela die begehrte Pilgerurkunde.

    Allerdings kommen längst nicht alle dort an. Viele beschränken sich auf Teilstrecken in Deutschland. Deren Pflege hat sich die fränkische St. Jakobus-Gesellschaft auch auf die Fahnen geschrieben. Auf dem Weg von Fulda über das Saaletal und Schweinfurt gen Süden wird an Wegweisern, dem Erhalt von Kirchen und der Schaffung von Pilgerquartieren gearbeitet. Nebenberuflich arbeiten die Alferinks auch im katholischen Pilgerbüro München mit. Dafür haben sie Strecken ausgewiesen, auf denen sie auch Pilger führen.

    Unabhängig von Jahreszeiten und Pilgerwetter klingelt bei Alferinks das Telefon. Im Winter natürlich seltener, aber jetzt setzt langsam der Ansturm wieder ein. Da gibt es viele Fragen zu beantworten bis hin zu der einer ungetauften Ostdeutschen, ob auch sie einen Ausweis bekomme. „Gerade die Zweifler wollen wir auf dem Weg bringen“, sagt Elisabeth Alferink.

    Die Motivation für den Aufbruch ist unterschiedlich. Einen von drei Gründen kann man angeben: Religiös, religiös kulturell oder sportlich. „Es menschelt auf der Strecke“, sagt Alferink zu der Ehrlichkeit, mit der manche bei der Angabe des Motivs vorgehen. Bewegte Szenen gibt es unter den Ankömmlingen im Pilgerbüro von Santiago.

    Dort arbeitet das Ehepaar vier Wochen im Jahr. Sie erlebten schon manch langes Gesicht, wenn jemand nicht die traditionsreiche Pilgerurkunde nach mittelalterlichem Vorbild mit latinisiertem Namen überreicht bekommt. Die gibt es nur für religiös motivierte Pilger. In Frankreich und Spanien ist sie als Dreingabe zu Bewerbungsunterlagen gefragt, weil man damit Beharrlichkeit dokumentieren möchte.

    Pilgerausweise haben die Alferinks auch schon für Sozialpädagogen und schwer erziehbare Jugendliche ausgestellt. Diese Motivation, sich auf die Strecke zu machen, hat man nach dem Mittelalter erst jetzt wieder entdeckt: Beim Pilgern Läuterung zu erfahren.

    Für Skepsis sorgen Minimalpilger, die mit einem Billigflug für nur 19,99 Euro nach Spanien fliegen und sich dann 100 Kilometer von Santiago wegfahren lassen, um gerade die Strecke zu wandern, die für den Erhalt der Pilgerurkunde erforderlich ist.

    Bei seinem Vortrag am heutigen Freitag in der Stadtbücherei Hammelburg wird das Ehepaar für den Aufbruch vor der eigenen Haustüre werben. Doch Elisabeth Alferink warnt auch. Den „Jakobsweg-Virus“ habe sich das Paar bei der ersten Tour 1976 zugezogen. Zunächst aus Interesse an romanischen Gebäuden. Wen der Virus aber packe, den lasse er nicht mehr so schnell los.

    Dem Jakobsweg ist noch bis 28. Februar eine Ausstellung in der Stadtbücherei Hammelburg gewidmet. Dort hält das Ehepaar Alferink am Freitag, 27. Januar, einen Vortrag. Eine Neuauflage gibt es inzwischen von Elisabeth Alferinks Buch „Auf den Spuren des Jakobus“, Erschienen im Verlag Katholisches Bibelwerk.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden