Ein Glücksfall für den 350 Einwohner zählenden Ort ist jene unternehmerische Entscheidung, die Karl Häusler zusammen mit seiner Ehefrau Margit vor einem Vierteljahrhundert fällte. "Damals eigentlich ziemlich blauäugig", schmunzelt er heute rückblickend. Doch der Erfolg ihrer Metzgerei gibt den beiden recht.
Transparente Produktionskette
Zumal der Betrieb inzwischen auch den beiden Söhnen Pascal und Marcel eine Existenz bietet. Und den Kunden die Sehnsucht nach einer transparenten Produktionskette erfüllt. Angesichts mancher Skandale in der Fleischindustrie gewinnt dies zunehmend an Bedeutung. Mutter Margit weiß genau, was sie den Kunden an der Fleischtheke in dem Direktvermarkter-Laden empfiehlt.
Denn alle Schritte der Fleisch- und Wursterzeugung sind fest in Familienhand. Während Pascal mit der Prüfung zum Metzgermeister im Jahr 2014 in die Fußstapfen seines Vaters trat, bewirtschaftet Marcel einen landwirtschaftlichen Hof. Auf 20 Hektar Fläche wird das Futter für die 130 Schweine und 30 Bullen im Stall der Landmetzgerei erzeugt. Immer montags wird vor Ort geschlachtet.
Einst bei Hausschlachtungen unterwegs
Dieser Werdegang verlangte einigen Mut. Ursprünglich war Karl Häusler als Metzgermeister landauf- landab unterwegs, um den Menschen bei der Hausschlachtung zu helfen. Doch diese Tradition ging auch durch die Verschärfung von Hygienebestimmungen langsam zu Ende. Karl Häusler baute an der Hauptstraße einen eigenen Raum, womit seinen Kunden die von ihnen daheim großgezogenen Tiere schlachtete. In einem kleinen Verkaufsraum vermarktete er mit seiner Frau eigene Erzeugnisse.
Doch eine weitere Verschärfung der EU-Bestimmungen 2007 brachte dieses Geschäftsmodell in Bedrängnis. Viele regionale Schlachter kapitulierten vor den Anforderungen und kauften ihr Fleisch fortan auswärts zu. Doch Häuslers nahmen die Herausforderung an. Sie investierten 150 000 Euro, um den neue Auflagen gerecht zu werden. Sie bauten die drei geforderten Kühlräume für das Schlachtfleisch, das weiterverarbeitete Fleisch und die Wurst.
Damit stemmte sich der Betrieb auch gegen den allgemeinen Trend zum Rückgang von Metzgereien. "Die Zahl hat sich in den vergangenen 25 Jahren im Landkreis etwa halbiert", bedauert Innungsobermeister Robert Schmitt (Bad Kissingen) auf Nachfrage. Ursache dafür seien häufig fehlende Betriebsnachfolger oder Personalmangel.
Großes Einzugsgebiet
Für die Entscheidungen seiner Eltern ist Pascal heute dankbar. Denn sie war keineswegs selbstverständlich. "Ein Schlachthaus auf der grünen Wiese kann heute keiner mehr bezahlen", zitiert der 23-Jährige einen Lehrer aus der Meisterschule. Dass es in Wartmannsroth anders läuft, ist auch dem Einzugsgebiet der Metzgerei zu verdanken. Es gibt weit und breit keine Betriebe mit eigener Schlachtung mehr. So kommen die Kunden aus dem ganzen Landkreis, und sogar bis aus Würzburg, weil sie die Produktionskette mit den kurzen Wegen schätzen. So muss man sich hier auch keine Gedanken über quälerische Tiertransporte machen.
"Zu 90 Prozent machen wir alles selbst", versichert Margit Häusler. Nur die Salami komme von außerhalb. Viele Freunde habe jeweils dienstags das Kesselfleisch. Zu den Spezialitäten zählt sie die Knobeline des Hauses und die Dosenwurst, die es inzwischen auch in Supermärkten der Region gibt. "Sogar in Hamburg haben wir einen Kunden", freut sich die Fachfrau. Er wurde auf der Durchreise auf das Angebot aufmerksam und bekommt seine Lieferungen per Post.
Erstmals Betriebsurlaub
Zusammen mit einer weiteren Verkäuferin beschäftigt der Betrieb insgesamt fünf Mitarbeiter. Nach dem Einstieg von Pascal Häusler haben die Eltern auch mal etwas Zeit zum Durchschnaufen. Als einen Schritt zur Erhaltung der Arbeitskraft aller Beteiligten hat der Sohn dieses Jahr erstmals einen 14-tägigen Betriebsurlaub durchgesetzt. Auch sonst hat er noch einige Ideen. "Die verrate ich aber erst, wenn sie was werden", verrät er vielsagend. Der Verkauf über einen Wurstautomaten gehöre jedenfalls nicht dazu. Der Laden in Wartmannsroth biete den Mitbürgern eine der wenigen Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen. Auch dafür stehe man gerne hinter der Fleischtheke.
Das Scheunen- Schnaps-, und Schlachtschüsselfest am Samstag, 27. April, ab 15 Uhr in der Scheune der Landbrennerei Kleinhenz mit deren eigenen Jubiläum ist gewissermaßen ein Auftakt zu den Jubiläumsfeierlichkeiten. Dort spielt die Frängische Schachtschüsselmusigg.