Thomas Mendel steht vor einem grünen Fiat auf dem Viehmarkt, gibt das Autokennzeichen und die genaue Uhrzeit in sein Tippgerät ein und wartet. Etwa zehn Minuten Karenzzeit lässt der Außendienstmitarbeiter der Verkehrsüberwachung vergehen, bevor derjenige, der keinen Parkschein gezogen hat oder derjenige, der seine Parkzeit überschritten hat, einen Strafzettel verpasst bekommt.
Erst seit einigen Wochen übt Mendel das Amt aus, ließ sich von seiner Vorgängerin Andrea Zeier in Hammelburgs Parkplatzsituation einweisen. Schon nach kurzer Zeit stellt der 45-Jährige fest, dass man sich eine harte Schale zulegen muss, um den Job auszuüben. Viele Leute regen sich übers Knöllchen auf, manche auch sehr und mit Ausdrücken, die zu wünschen übrig lassen.
Anlass genug für Bürgermeister Ernst Stross bei einem Pressetermin im Rathaus Klartext zu reden: „Wenn es die Kontrolle nicht gäbe, hätten wir hier ein Verkehrschaos.“ Schon in den vergangenen Wochen als Mendel noch Seminare besuchte und in Hammelburg wenig kontrolliert wurde, habe sich dies bemerkbar gemacht. „Es hat sich unter den Verkehrsteilnehmern wohl ziemlich schnell herumgesprochen, dass keiner kontrolliert, und das wurde ausgenutzt“, so der Bürgermeister. Und jetzt sei die Aufregung umso größer. Es könne nicht sein, dass einfache Verstöße gegen die Verkehrsordnung zum Problem würden.
Was Stross des Öfteren schon beobachtet hat, sind Autofahrer, die auf der Kissinger Straße Richtung Marktplatz fahren und dann auf der linken Fahrbahnseite parken. „Das Halten auf der linken Seite ist verboten und sogar gefährlich“, sagt Mendel, „denn dass Sichtfeld beim Ausparken wird eingeschränkt.“
Mehrere Unfälle habe er durch solche Situationen in den vergangenen Wochen schon erlebt, „da möchte ich gegen angehen“. Ein ähnliches Problem ...
... tauche in der Bahnhofsstraße auf, wo gegen Spätnachmittag oftmals junge Soldaten aus dem Lager falsch parkten. Stross bittet sie, sich an die Vorschriften zu halten.
Genügend Großparkplätze
Eines will der Bürgermeister klarstellen: „Wir machen die Kontrollen nicht, um unsere Stadtkasse zu füllen.“ Behinderungen im Straßenverkehr sollen damit vermieden werden, außerdem solle jeder Bürger die gleichen Möglichkeiten haben, in der Innenstadt einzukaufen. Deshalb sei zum Beispiel die Parkzeit am Viehmarkt auf eine Stunde begrenzt.
Der Parkplatz sei nicht nicht dazu da, mehrere Stunden oder gar den ganzen Tag dort zu parken. „Wir haben in Hammelburg genügend Großparkplätze in Stadtnähe, so am Bleichrasen, in der Alten Lagerstraße oder am Weihertorplatz.
Manche seien für drei Stunden mit dem Auslegen der Parkscheibe gedacht, manche auch fürs Dauerparken ohne Gebühr. Da müsse sich jeder Verkehrsteilnehmer vorher überlegen, wie lange er für seine Besorgungen in der Innenstadt braucht und dementsprechend seinen Parkplatz auswählen, meint Stross.
Peter Sell, zuständig für Verkehrsüberwachung und Verkehrsrecht bei der Stadt, fügt hinzu, dass der Parkplatz Alte Lagerstraße nun gut beleuchtet sei. In der Vergangenheit war angemerkt worden, dass der Weg für Frauen, die in der Dunkelheit allein zu ihrem Auto unterwegs sind, gefährlich sein könnte.
Klar ist für Mendel, dass er jedem, der auf einem gebührenpflichtigen Parkplatz steht, zehn Minuten Zeit gibt, um zum Beispiel nicht vorhandenes Kleingeld zu besorgen. Kein Verständnis hat er für Autofahrer, bei denen einer im Wagen wartet und meint, dies würde ihn von der Pflicht des Parkscheinziehens befreien. Auch sie werden natürlich aufgeschrieben, so Mendel.
Parkscheibe einlegen
Die Technik des Parkscheinautomats, der in der vergangenen Zeit öfter mal ausgefallen war, sei vor kurzem erneuert worden, berichtet Sell. Sollte trotzdem ein Fehler auftreten, „müssen die Pkw-Fahrer die Parkscheibe einlegen, damit erkennbar ist, wie lange sie schon dort stehen“. Stross wünscht sich eine einsichtige Bevölkerung und weniger Wortgefechte der Bürger, wenn sie denn ein Knöllchen vorfinden. Die Zuständigen der Stadt, sagt er, werden „bestimmt, aber höflich“ mit den Betroffenen umgehen. „Niemand wird wie ein Verbrecher behandelt.“
Mendel, der zuvor im städtischen Weingut seinen Dienst tat, habe sich erstmal eingewöhnen müssen. Er glaubt, nun eine Strategie gefunden zu haben, wie er am besten mit den Parkplatzsündern umgehen könne.
Der gebürtige Schweinfurter und Vater von vier Kindern hofft, dass er von der Bevölkerung bald akzeptiert wird. Bekannt wie ein bunter Hund ist er zumindest schon, verraten ihn doch seine Uniform und das Tippgerät, das er immer zur Hand hat. „Manchmal“, sagt er, „bekomme ich auch positive Resonanz, dann freue ich mich.“
Sell informiert, dass gegen das so genannte „Verwarnungsangebot“ ja auch Widerspruch eingelegt werden kann. Dass ein Fall vor Gericht landet, passiere zum Glück relativ selten.