Einmal im Jahr dreht sich an der Hammelburger Musikakademie alles um ein Instrument, das vielen Menschen nur aus der Volksmusik bekannt ist und dennoch modern und virtuos gespielt werden kann: die Zither. Für Gerhard Wunderlich, den Dozenten des Zitherkurses, ist klar: „Das Zitherspielen kann man nicht auf die Schnelle lernen, aber wenn man es mal kann, dann werden Musiker und Zuhörer mit einer einzigartigen Klangfülle belohnt.“
Beim diesjährigen Seminar stellten die 18 Teilnehmer eindrucksvoll unter Beweis, dass die Zither nicht nur für Stubenmusik geeignet ist. Das Instrument der Jugend näherzubringen, ist aber gar nicht so einfach. Das bestätigt Guido Wolf aus Bad Brückenau, der neue Jugendbeauftragte im nordbayerischen Zithermusikbund. Denn das Saiteninstrument ist vergleichsweise teuer und verlangt eine Menge Fingerfertigkeit. Und weil an vielen Musikschulen gar kein Zither-Unterricht angeboten wird, müsse man weit fahren, um zu einem Dozenten zu kommen. „Das schreckt manche Eltern ab.“
Und so liegt den Jugendlichen meistens dann doch die Gitarre näher, die recht günstig beschafft, schnell erlernt und in allen Schulbands gespielt werden kann. Doch auch auf der Zither lässt sich Rock- und Popmusik umsetzen. Wunderlich hat eine eigene CD auf den Markt gebracht, auf der sich ausschließlich Musik der 70er, 80er und 90er Jahre befindet.
„Viele sind überrascht, wenn sie das zum ersten Mal hören. Der Klang ist eben etwas ganz Besonderes.“ Von Scorpions über Bryan Adams bis hin zu Simon and Garfunkel – es gibt kaum einen Rock-Klassiker, der sich nicht auch für Zither arrangieren lassen würde. Und dabei muss die Zither keineswegs nur als Solo-Instrument erklingen. Wunderlich schätzt die Kombination von Gesang und Zither. Selbst Jazz und Salsa lassen sich interpretieren.
Der Spagat zwischen alten Melodien und neuer Musik ist für die Zither-Spieler aber gar nicht so einfach. Die Zither diente nämlich traditionell dazu, die Zuhörer zu unterhalten. Sie wurde besonders im alpenländischen Raum in den Stuben gespielt, als es noch keine Schallplatten gab. Als dann Radio und Fernsehen verbreitet waren, wurde das Zitherspiel in den Hintergrund gedrängt.
Während hierzulande das Instrument fast in Vergessenheit geraten ist, erlebt die Zither in Asien einen ungeahnten Aufschwung. Wunderlich berichtet, dass vor allem Japaner die Zithermusik lieben. Froh ist er darüber, dass beim Seminar in Hammelburg nahezu alle Altersklassen vertreten waren. Das mache Hoffnung in Sachen Nachwuchsarbeit.
Jedes Jahr kommt deshalb der Zithervirtuose nach Hammelburg, um sein Wissen weiterzugeben. Die Musikakademie sei für das Seminar ideal. Fern von störendem Lärm können die Instrumentalisten hier ihre Fähigkeiten verbessern.