(si) „Jakob Kaiser bleibt auch 50 Jahre nach seinem Tode als einer der Väter der deutschen Wiedervereinigung unvergessen“, stellte Staatsminister a. D. Karl-Josef Laumann anlässlich einer Festveranstaltung der Jakob-Kaiser-Stiftung in Königswinter fest. Kaiser wurde am 8. Februar 1888 in Hammelburg als eines von zehn Kindern des Buchbinders Johann Kaiser geboren. Er gehörte neben Konrad Adenauer und Kurt Schumacher zu den herausragenden Politikern der Nachkriegszeit.
Professor Dr. Tilmann-Mayer, der bereits 1988 im Hammelburger Rathaus Festredner zur Wiederkehr des 100. Geburtstages die Festrede gehalten und sein Buch über den christlichen Politiker vorgestellt hatte, zeichnete den ungewöhnlichen Lebensweg des „Preußen aus Franken“ nach.
Als Geschäftsführer der Christlichen Gewerkschaften für Westdeutschland engagierte sich Kaiser insbesondere für die Rechte der Arbeiter. Geprägt war er durch seine Hammelburger Erfahrungen in dem Gesellenverein, die heutige Kolpingfamilie, und dem Vorbild des damaligen „Sozialpfarrers“ Johannes Martin. Als Reichstagsabgeordneter wurde er zum Gegner des Nationalsozialismus.
In engem Kontakt zu Carl Goerdeler wurde Jakob Kaiser zum Sprecher der Gewerkschaften im Widerstand gegen Hitler. Er kam in Haft wegen Verdachtes auf Hoch- und Landesverrates. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 entging er dem Tod durch den Strang durch Flucht und überlebte im Kellerversteck. Ehefrau Theres und die Töchter Elisabeth und Maria kamen ins KZ, der Hammelburger Bruder Adam (später Bürgermeister und Landrat) kamen im Zuge der Sippenhaft in das Berliner Politgefängnis Moabit.
Nach Kriegsende Vorsitzender der CDU Berlin und der sowjetischen Besatzungszone, wurde Kaiser von der Besatzungsmacht abgesetzt, da er sich gegen eine Vereinnahme durch die „Blockpolitik“ der SED wehrte. In Bonn wurde er Mitbegründer der CDU Deutschland und einer der Väter des Grundgesetzes. Im ersten Kabinett Adenauer wurde für Kaiser ein eigenes Ministerium für gesamtdeutsche Fragen geschaffen. Er setzte sich für die Wiedervereinigung und die Aussöhnung mit dem Osten ein. Auch der Verbleib des Saarlandes in der neuen Bundesrepublik war sein Verdienst. Jakob Kaiser wurde Ehrenbürger in Homburg und Berlin. Das zentrale Gebäude des Deutschen Bundestages ist nach ihm benannt.
Staatssekretär a. D. Walter Priesnitz, ehemaliger Mitarbeiter von Jakob Kaiser, begrüßte beim Festakt die Abordnung aus Hammelburg mit Winfried Benner und Sohn Michael. Er freute sich, dass auch in der Geburtsstadt Jakob Kaisers dessen Andenken hochgehalten wird.
Eng ist der Kontakt der Jakob-Kaiser-Familie in Köln zu den mehr als 30 Neffen und Nichten in der Saalestadt. Das Enkelkind Kaisers, Marita Kreutz-Katzer, wurde kürzlich erst in der Saalestadt begrüßt.