Auf den Plakaten und Flyern ist der Po einer jungen Frau zu sehen, nur teilweise bedeckt mit einem rosafarbenen Tanga. Auf den Flyern steht zudem in weißen Lettern: „Die Frau in dem geilsten Outfit, bekommt 1 Liter Freigetränk.“ Das ist die Werbung, mit der die Fuschter Eul's derzeit in der Stadt und den Gemeinden für ihre „Leider Geil Party“ am Samstag, 8. Dezember, in der Mehrzweckhalle Fuchsstadt, begeistern wollen.
Nicht jeder findet diese Art Werbung toll. Als „anstößig und frauenfeindlich“ empfindet sie Barbara Stross, die sich fragt: „Wer kommt nur auf so eine platte und frauenverachtende Idee?“ Sie und Frauen ihrer Generation (Jahrgang 52 und älter) hätten noch für die Würde und Gleichberechtigung der Frau in der Gesellschaft, in der Werbung und Literatur gekämpft. Und nun müsse man sich solch ein Bild anschauen und sich vorstellen, „dass es da auch noch Frauen gibt, die sich an diesem Wettbewerb beteiligen“. Zudem in der Adventszeit: „Wo bleiben da die Werte in unserer Gesellschaft?“
Ähnlich sieht das Irene Fell: „Ich finde, dass durch solche Plakate Frauen zur Ware verkommen.“ Keinesfalls wolle sie den Verein als solches angreifen, „denn ich finde es gut, dass sie sich engagieren“. Dennoch will sie den Veranstaltern bewusst machen, dass die Werbung kritisch zu sehen sei. Als „niederes Niveau“ sieht auch Annemarie Fell die Party-Werbung an, „da werden die Frauen zu einer Art Sexobjekt“. Gerade in der besinnlichen Adventszeit sei dies unpassend.
Die Aufregung indes können die Veranstalter der Party nicht verstehen. Laut Vorsitzendem Markus Popp und Kassier Andreas Heidelmeier hat man sich im Vorfeld viele Gedanken gemacht, wie die Werbung aussehen könnte. Sogar eine Grafikerin habe man engagiert, die die Entwürfe gestaltet habe. „Zuerst wollten wir die Party ja Malle-Party nennen, weil ein DJ aus Mallorca auflegen wird.“ Das sei allerdings daran gescheitert, dass dies ein geschützter Begriff ist. Deshalb kam die Idee zur „Leider Geil Party“. Auch da haben sich die jungen Leute erstmal informiert, ob sie den Namen verwenden dürfen. Denn „Leider Geil Partys“ gebe es momentan überall in Deutschland, so Popp. „Auf gar keinen Fall ist unsere Party eine Erotik-Veranstaltung, es ist eine ganz normale Party“, sagt er.
„Auf unseren Partys geht es gesittet zu.“
Robert Volpert, Jugendbeauftragter
In der heutigen Zeit sei es gang und gäbe, dass solche Bilder aufgegriffen werden. „Das haben andere Vereine auch getan.“ So verweist Popp zum Beispiel auf das Plakat eines Hammelburger Vereins zu einer Winterparty, auf dem sich eine Frau im Bikini lasziv räkelt oder auf das Plakat von einer Wies'n-Party in Hammelburg, auf dem der Betrachter mit dem Dekolleté einer vollbusigen jungen Frau im Dirndl konfrontiert wird. „Das ist doch auch nichts anderes und da hat sich keiner beschwert.“ Man müsse in der Werbung mit der Zeit gehen. Und: „Die jungen Frauen von heute stören sich nicht daran und sind trotzdem emanzipiert.“
So wie die 27-jährige Christina Schneider, die auch Mitglied bei den Fuschter Eul's ist. „Ich finde die Werbung überhaupt nicht frauenfeindlich“, sagt sie. Vielleicht „ein wenig provokant, aber wir wollten ja Aufmerksamkeit erregen“. Auch auf Facebook gibt es viele „Gefällt mir-Stimmen“, aber auch den Kommentar einer Benutzerin, die schreibt: „Leider eher ungeil das Plakat.“
Verstehen kann Popp, dass ältere Menschen eine andere Sichtweise haben. Schade findet er dennoch, dass eine Grundsatzdiskussion nun auf dem Rücken ihres Vereins ausgetragen werden soll, „obwohl wir ja überall, in Zeitschriften und im Fernsehen, mit Nacktheit in der Werbung konfrontiert werden“.
Der Verein habe sich seit langem einen Namen gemacht, was den Jugendschutz angeht. „Wir achten sehr darauf und führen Ausweiskontrollen durch“, erklärt Popp. So werde unter 16-Jährigen der Eintritt verwehrt, an unter 18-Jährige würden keine harten alkoholischen Getränke ausgeschenkt.
Das bestätigt auch der Jugendbeauftragte der Gemeinde, Robert Volpert, der Mitglied bei den Fuschter Eul's ist. Lange Zeit war er auch im Vorstand tätig. „Auf unseren Partys geht es gesittet zu“, sagt er. Der Verein habe sich seit der Gründung 1991 auf die Fahne geschrieben, ein Angebot für Jugendliche zu schaffen. Dazu gehören die Partys, aber auch Sportveranstaltungen, der Silvesterlauf oder ein Ferienprogramm für Kinder. Volpert hält das Plakat nicht für verwerflich. „Man kann sich darüber streiten, ob es nicht eine bessere Variante gegeben hätte, aber dramatisch ist die Umsetzung nicht.“
Heidelmeier und Popp fragen sich, ob es diesen Wirbel auch im Sommer gegeben hätte. „Vielleicht liegt es ja wirklich an der Weihnachtszeit.“ Um keinen Unmut zu wecken, hatte der Verein darauf verzichtet, direkt auf dem Weihnachtsmarkt Plakate aufzuhängen. Popp fände es gut, wenn die Kritiker der Werbung sich auf der Party selbst einen Eindruck verschaffen würden und lädt sie herzlich ein, am Samstag vorbeizukommen.