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HAMMELBURG: Zu Fuß zur Frauen-WM nach Berlin

HAMMELBURG

Zu Fuß zur Frauen-WM nach Berlin

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    5000 Kilometer durch Europa: Folke Ludewig will bis zur Frauenfußball-WM in Berlin sein.
    5000 Kilometer durch Europa: Folke Ludewig will bis zur Frauenfußball-WM in Berlin sein. Foto: Foto: Gerd Schaar

    „Laufen ist eine gute Art, sich selbst kennen zu lernen“, ist Folke Ludewig überzeugt. Seit dem 7. Februar ist der 54-Jährige zu Fuß unterwegs und schiebt sein zentnerschweres Gepäck in einem Handkarren quer durch halb Europa. Am Mittwoch kam er durch das Saaletal, durch Morlesau, Diebach und Hammelburg.

    Übersehen kann man den drahtigen Fußgänger nicht. Weil er mangels Gehwege oft über die Fahrbahn laufen muss, trägt er eine orangefarbene Warnweste. Die hat reflektierende Sicherheitsstreifen, damit Ludewig auch im Dunkeln von den Autofahrern erkannt wird. Von den 5000 Kilometern, die er bis zur Eröffnung der Frauenfußball-Weltmeisterschaft am 26. Juni nach Berlin laufen will, hat er schon mehr als 4000 hinter sich. „Der Deutsche Fußball ist mein Logo“, weist Ludewig auf das entsprechende Emblem auf seinem Transportkarren hin.

    Der Weg ist offenbar das Ziel, denn schon längst hätte Ludewig in der Bundeshauptstadt eintreffen können. Damit er seine 5000 Kilometer voll bekommt, startete er im Februar im spanischen Sevilla. Dann führte ihn die Europaroute quer durch Portugal und längs der nordspanischen Küste. „Bei den winterlichen Temperaturen wollte ich im wärmeren Süden beginnen“, erklärt Ludewig seine Wahl des Startortes.

    Doch sei es dort nasskalt und mitunter recht matschig gewesen, berichtet der Fußgänger. Weiter ging es über die Pyrenäen und durch Frankreich nach Norden, dann Luxemburg, Belgien und die Niederlande. „In Groningen bog ich Richtung Deutschland ab“, berichtet Ludewig. Von da an wanderte er wieder Richtung Süden bis Frankfurt. Mainaufwärts ging es bis Gemünden und dann die Fränkische Saale hoch bis Wolfsmünster.

    Die Tageswanderung am Mittwoch führte Ludewig auf dem Weg nach Bad Kissingen durch Diebach, wo er für ein Gespräch mit der Main-Post einen Mittagshalt einlegte. Das frische Kesselfleisch aus dem Gasthof Karl interessierte den Wanderer nicht: „Kein Fleisch, kein Alkohol und kein Tabak“, lautet seine Devise.

    Und weil er zumeist im eigenen Zelt übernachte, komme er mit zehn Euro täglich aus. Navigationsgeräte, Radios und TV sind ebenfalls auf dieser Wanderung tabu. „Beim Laufen kommt vieles im Kopf hoch – Gutes und Bedrückendes, auf jeden Fall auch gar manch Vergessenes“, so Ludewig. Jedenfalls habe er die Kunst des geistigen Loslassens erlernt.

    Täglich ist Ludewig elf Stunden lang auf der Strecke und schafft im Durchschnitt 35 bis 40 Kilometer. „Heute ist der 115. Tag seit Sevilla“, rechnet er nach. Mit den restlichen 25 Tagen bis zur WM-Eröffnung im 800 Kilometer entfernten Berlin kann er großzügig umgehen. „Wenn mir noch ein paar Kilometer bis zur 5000er Marke fehlen, lauf ich noch ein paar Ehrenrunden um Berlin“, hat sich Ludewig vorgenommen.

    Diese WM-Tour ist nicht der erste Gewaltmarsch von Ludewig. Er hat bereits ein halbes Dutzend solcher Märsche hinter sich, insgesamt rund 23 000 Kilometer quer durch Europa, so zum Beispiel von Südportugal bis nach Schweden und freilich durch alle Ecken von Deutschland. Seine Landkarten braucht Ludewig eigentlich gar nicht mehr. „Ich habe meine Strecken im Kopf“, bestätigt er. Wenn er wieder daheim in Göttingen ist, geht er seinem normalen Job als Hausmeister nach. Dieser sechste seiner Europa-Großmärsche sei der letzte, habe er sich vorgenommen. Aber vielleicht reizt ihn doch noch einmal die Abenteuerlust.

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