hammelburg (as) Selbst die barocken Engelchen im Chorraum von Kloster Altstadt strahlten scheinbar ein wenig lichter als sonst und schienen mitzutaktieren beim Abschlusskonzert des Gospelworkshops unter Leitung von Jörg Wöltche, der an der Bayerischen Musikakademie stattfand. Mitreißend gestalteten die gut 40 Teilnehmer des "Gospel start up 2002", die aus ganz Deutschland anreisten, das Konzert. Gut 15 Gospels, vom einfühlsam-traurigen bis zum rhythmisch-schwungvollen, erfüllten den Kirchenraum und erzählten von Freude, Liebe und Glück, aber auch von Ängsten, Sorgen und Nöten der Menschen und deren Sehnsucht nach Erlösung.
Es ist das Anliegen von Jörg Wöltche, Kantor und Gospelchorleiter der Erlöserkirche in Bad Kissingen, das Evangelium vertont mit den variationsreichen Rhythmen des Gospels unters Volk zu bringen. Denn diese Musik birgt Lebendigkeit, lässt Mittrauern und Mitjubeln, wie es zum Vergnügen der Zuhörer ein Gast des öfteren mit sonorer Stimme nach etlichen Liedern voller Begeisterung tat, indem er ein erfülltes "Halleluja" ausrief.
Natürlich gab es bei den Interpretationen gelegentlich rhythmisch kleinere Unebenheiten, denn die ausgewählte Literatur, die teils von Jörg Wöltche arrangiert oder gar komponiert wurde, war oft sehr anspruchsvoll. Doch diese Unsicherheiten fielen kaum ins Gewicht bei den talentierten und musikalisch partiell sehr gut ausgebildeten Teilnehmern, von denen etliche Soloparts übernahmen. Ergreifend und eindrucksvoll der Gospel "In Moments Like These", den eine Teilnehmerin in die Gebärdensprache übersetzte. Als wahres Gänsehautlied entpuppte sich "The Healing Balm of Gilead", das von zwei sich glänzend ergänzenden Solosängerinnen dargeboten wurde. Hinreißend soulig und rhythmisch unübertrefflich der Gospel "Bless the Lord", der von einer weißen Sängerin mit einer schwarzen Seele gelebt wurde.
Jörg Wöltche fand in dem dreitägigen Workshop ein feines Gespür dafür, wem er welchen Solopart übertragen konnte. Er ist ein äußerst agiler Chorleiter, der die Rhythmen körperlich verinnerlicht hat und aus seinen Sängern das Äußerste herauslockt, stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Am Klavier begleitete einfühlsam Ralf Werner das Gospelkonzert. Karin Wöltche, Sängerin und Gesangspädagogin, stellte sich auch als Solistin vor mit dem Gospel "Order my Steps". Sie hat ebenfalls großen Anteil am Erfolg des Konzerts, sie erteilte den Workshop-Teilnehmern Einzelunterricht und erarbeitete mit ihnen die Soloparts.
Das Konzert bot die ganze Palette der Gospelmusik. Neben Traditionals wie "When Israel was in Egypt's Land", das rhythmisch erfrischend peppig daherkam, wurden schwungvolle Gospels aus Sister Act ebenso dargeboten wie die der ebenfalls zeitgenössischen Gospel-Prediger Kirk Franklin oder Richard Smallwood.
Die zahlreichen Besucher ließen sich mitreißen und dankten mit herzlichem Applaus. Die frohe Botschaft: Nächstes Jahr geht es unter bewährter Leitung in die dritte Runde von "Gospel start up 2003".