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Ein Mann mit Stil und Größe

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Ein Mann mit Stil und Größe

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    Von 1949 bis 1974 Verleger der MAIN-POST: Gestern vor hundert Jahren
wurde Michael Meisner geboren.
    Von 1949 bis 1974 Verleger der MAIN-POST: Gestern vor hundert Jahren wurde Michael Meisner geboren. Foto: FOTO SILVIO GALVAGNI

    Für das, was der Mann geleistet hat, brauchen andere mehrere Leben. Er war der erste Nachkriegs-Oberbürgermeister der Stadt Würzburg und Landrat des Landkreises Würzburg und das - ein historisch einmaliges Kuriosum - zur selben Zeit. Er gründete die MAIN-POST und war knapp 20 Jahre lang ihr Verleger. Er schrieb über 1000 Artikel, außerdem Romane, Sachbücher, Theaterstücke, ein Drehbuch, war bienenfleißig und genoss das Leben. Meisner, Vater von vier Töchtern, war dreimal verheiratet. 1990, 85-jährig, ist er gestorben, überhäuft mit Ehrungen, unter anderem dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik und dem Bayerischen Verdienstorden.

    Fähig und unbelastet

    Er war stolz auf seine Herkunft. Im MAIN-POST-Archiv liegt ein von ihm geschriebener Lebenslauf: "Ich entstamme einer alten Würzburger Familie, Jurist in der siebten Generation, direkter Vorfahre Thomas Meisner, Erbauer des bekannten Falkenhauses." Er war ein Linksliberaler: "Ich war bei den Nazis kein Parteimitglied, ging in den Widerstand, und mein Vater wollte mir eine Pistole in das Untersuchungsgefängnis in der Ottostraße nachreichen, damit ich den Foltern entgehen konnte." Meisner kam glücklich davon.

    Nach dem Krieg suchten die Amerikaner nach fähigen Deutschen ohne Nazi-Vergangenheit. Sie fanden den 40-jährigen Rechtsanwalt Meisner und machten ihn 1945 zum Würzburger Landrat. Ein Jahr später wählte ihn der Kreistag ins Amt, und auch dem Würzburger Stadtrat kam er recht. Am 6. Juni 1946 wählten ihn die Räte zum OB. Die CSU warb um den Parteilosen, Meisner gab ihr einen Korb und bekam Ärger. Der lange Arm der Partei wirkte, er musste auf ein Amt verzichten. Am 30. Juli 1946 trat er als OB zurück. "Ich war der am kürzesten im Amt befindliche Oberbürgermeister, aber auch der billigste, denn ich habe aus Verärgerung nicht einmal meine Reisespesen liquidiert, also keinen Pfennig von der Stadt Würzburg erhalten."

    Meisner hatte scharfe Ecken und Kanten. Und Herz. In einem der vielen Nachrufe stand: "Aber es werden auch viele schlichte Leute draußen in den Dörfern traurig über seinen Tod sein, und wenn sie auch nicht davon reden, so erinnern sie sich doch, was er auch für sie getan hat: ,Der Michel' war immer für ihre kleinen Sorgen da, diese Zeit nahm er sich, und vielleicht war das sein schönster Charakterzug überhaupt."

    1949 wechselte er ins Verlegerfach. Er hatte sich erfolgreich um die Lizenz für die MAIN-POST beworben. Meisner ging mit Sendungsbewusstsein ans Werk. In einem Leitartikel geißelte er die Millionäre, die das Ufer des Starnberger Sees mit Villen pflastern und für die Öffentlichkeit sperren. Leserbriefschreiber erinnerten ihn an sein eigenes imponierendes Haus auf einem Riesen-Grundstück im Steinbachtal - ihn focht das nicht an.

    Alte MAIN-POST-Hasen erinnern sich an grandiose Festivitäten im Hause ihres Chefs und an seine frappierende Selbstsicherheit. Einen Leitartikel über eine Hochschulreform hatte er überschrieben mit "Völliger Schwachsinn", drunter stand sein Name. Ein junger Redakteur wies ihn darauf hin, dass das Publikum da was falsch verstehen könnte. Meisner antwortete: "Mein lieber junger Freund! Sie meinen doch nicht im Ernst, dass auch nur ein Mensch in Unterfranken glaubt, dass ich Schwachsinn schreibe!" Und alles blieb, wie es war.

    Ein Mann mit Stil und Größe.

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