Seine Spezialität waren die Auspuffanlagen von Transportern. Weil er in vier Nächten Katalysatoren und Rußpartikelfilter im Wert von mehr als 75 000 Euro von geparkten Lkw geschraubt hat, hat das Amtsgericht Würzburg einen 39-Jährigen für drei Jahre und vier Monate ins Gefängnis geschickt.
Der Angeklagte ist seit 20 Jahren kriminell. Mit 19 Jahren saß er zum ersten Mal im Knast, zuletzt verbüßte er neuneinhalb Jahre wegen Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, bewaffneten Diebstahls und Geiselnahme. Das alles war in seiner Heimat Polen.
Im September 2012 kam er, so der Staatsanwalt, „nach Deutschland, um hier Straftaten zu begehen“. Erster Tatort war ein Firmengelände in einer Gemeinde nahe Würzburg. 20 Transporter, alle vom selben Hersteller, waren hier über Nacht abgestellt. Als die Fahrer morgens zu ihren Wagen kamen, hatten diese keine Auspuffanlagen mehr. Der Schaden: mehr als 54 000 Euro.
In Polen gestorben
In den beiden folgenden Nächten traf es Niederlassungen desselben Unternehmens in Stadt und Landkreis Heilbronn. Hier waren insgesamt 27 Lkw betroffen, der Schaden lag mit rund 21 000 Euro nur deshalb deutlich niedriger als in Würzburg, weil die Täter beim Abmontieren der Anlagen gestört worden und ohne Beute geflüchtet waren.
Nun steht einer von ihnen in Würzburg vor Gericht. Der 39-Jährige wurde im Juli 2014 in Polen verhaftet und wenig später nach Deutschland ausgeliefert. Sein mutmaßlicher Mittäter soll inzwischen gestorben sein.
Der 39-Jährige gibt die drei Taten zu, die die Anklage ihm vorwirft – und betont, dass sein verstorbener Kumpel der Initiator gewesen sei. Katalysatoren mit Rußpartikelfiltern seien beliebt in Polen, pro Stück könne man damit 1300 Zloty machen, über 300 Euro.
Der Kripobeamte, der gegen den 39-Jährigen ermittelte, glaubt nicht, dass der Mann und sein Freund auf eigene Faust unterwegs waren. Zumal schon früher in Deutschland von Transportern dieses Unternehmens die Auspuffanlagen geklaut worden waren. „Für mich ist das ein Bandendiebstahl gewesen“, sagt der Kriminalhauptkommissar im Zeugenstand. Und er hätte gerne „die ganze Bande“ geschnappt. „Aber dafür hätte man eine Arbeitsgruppe bilden müssen.“ Das aber habe sein Dienststellenleiter abgelehnt. „Er hat darauf gedrängt, dass die Sache schnell abgeschlossen wird.“
„Engagiert ermittelt“
Immerhin gelang es dem Kripobeamten, den Angeklagten ausfindig zu machen und einen internationalen Haftbefehl gegen ihn zu erwirken. Eine Tatsache, die der Staatsanwalt lobt. Wenn dieser Kommissar nicht „so engagiert ermittelt“ hätte, wäre der 39-Jährige wohl nicht gefasst worden, sagt der Anklagevertreter in seinem Plädoyer. Seine Forderung: dreieinhalb Jahre Haft für den Angeklagten. Die Verteidigerin will zwei Jahre und zehn Monate.
Das Gericht verurteilt den Mann wegen gemeinschaftlichen Diebstahls zu drei Jahren und vier Monaten. Zwar spreche „einiges dafür“, dass „mehrere Täter“ am Werk gewesen seien, sagt die Vorsitzende in der Urteilsbegründung. Aber es fehle halt der Nachweis.
Wenn Angeklagter und Staatsanwalt das Urteil annehmen, wird der 39-Jährige in ein paar Wochen nach Polen „rücküberstellt“ und muss die Strafe in einem dortigen Gefängnis absitzen.